Hamburg. Waldemar Kluch will die Bevölkerung und auch Soldaten unterstützen. Er warnt vor Putin-Fans unter den Russland-Deutschen.

Mindestens zehn Doppelzimmer stünden frei „und eine große Wohnung“, sagt Waldemar Kluch. Der ehemalige Box-Promoter wundert sich, dass die Hansestadt Hamburg keine ukrainischen Flüchtlinge im ehemaligen Sportcenter am Havighorster Weg unterbringt: Da könnten sofort 60 Leute rein, meint der 63-Jährige, der 25 Jahre lang das Dima in Lohbrügge betrieb, bis es 2016 die Hansestadt kaufte – als Flüchtlingsunterkunft.

Doch jetzt wird der Mann, der als Zwölfjähriger aus Kasachstan nach Deutschland kam, selbst aktiv: In seinen Bergedorfer Spielhallen will er Hilfsgüter für die Ukraine sammeln: „Einmal war ich schon mit einem 3,5-Tonner in Warschau, und zweimal haben wir Lebensmittel und Kleidung an die polnische Grenze gebracht“, sagt Kluch, der ein Spendenkonto einrichten will. Von einem Großhändler aus Maschen habe er bereits 100.000 FFP2-Masken bekommen und von privaten Spendengeldern habe er 400 Schutzwesten in Südkorea bestellt.

Spenden für die Ukraine werden am Sander Damm gesammelt

Die Spielhalle am Sander Damm 41 steht seit drei Jahren leer, „da wir auf eine Nutzungsgenehmigung des Bezirksamtes warten, um hier ein georgisches Restaurant zu eröffnen“. Und so sei hier derzeit ein 600 Quadratmeter großes Lager frei, um haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Medikamente und Schlafsäcke zu sammeln. Auch Taschenlampen, Decken und Funkgeräte würden gebraucht, dazu viel Geld: „Wir müssen das Militär ausrüsten, denn in der Ukraine gibt es fünf Millionen freiwillige Soldaten, die kampfbereit vor den Kreiswehrersatzämtern Schlange stehen“, meint der Mann, der Kampfstiefel und Militäranzüge mit Tarndruck kaufen will, dazu Patronentaschen, Wärmebildkameras, Generatoren und Tarnnetze.

Entsprechende Aufrufe hängen jetzt auch an der Spielhalle Imperial am Neuen Weg 47, wo 2000 Quadratmeter Platz ist. Täglich in der Zeit von 12 bis 20 Uhr werden an beiden Standorten Sachspenden entgegen genommen.

Kluch erteilte Gästen wegen Putin-Propaganda schon Hausverbot

„Am Neuen Weg aber läuft auch noch der Spielbetrieb mit drei Konzessionen. Allerdings mussten wir schon einigen Leuten Hausverbot erteilen, weil sie sich für Putins faschistisches Regime ausgesprochen haben“, erzählt der Mann, der noch viele Sportfreunde in Russland hat: „Leider sind viele von der Propaganda durchseucht, von diesem Informations-Terrorismus. Und nur wenige sind schockiert und lassen sich umstimmen, wenn ich ihnen Live-Bilder aus der Ukraine schicke. Die meisten wollen, dass Putin auch noch Polen, Lettland, Estland und Litauen angreift. Und keiner wundert sich, warum der Verteidigungsminister seit dem 13. März verschwunden ist“, sagt er kopfschüttelnd und ergänzt: „Die wollen bloß den Westen einschüchtern.“

Waldemar Kluch hofft, dass sich „die Nato und die USA gemeinsam mit Japan und England auf ein Beistandsabkommen einigen, um den Luftraum über der Ukraine zu schützen“, so der ehemalige Box-Promoter, der von 1976 bis 1980 nach eigenen Worten bei der elektronischen Kampfführung der Bundeswehr eingesetzt gewesen sei: „Das ist eine Abhör-Einheit. Wir wussten damals schon fast alles über die Russen.“

Eltern von Lebensgefährtin Olena sind noch in der Ukraine

Unterdessen muss er daheim in Grande bei Trittau seine Lebensgefährtin Olena Arysheva beruhigen, deren Eltern in Dnipropetrowsk im umkämpften Südosten der Ukraine ausharren, wo die Wände wackeln: „Immerhin ist mein Bruder mit seiner Frau und der sechsjährigen Yeva inzwischen bei uns“, sagt die Zahnärztin, die in anderen Privatimmobilien der Familie insgesamt 27 Flüchtlinge (davon zwölf Kinder) untergebracht habe.

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Zugleich muss sich die 40-Jährige um Waldemar Kluch sorgen. Denn der bekomme über die sozialen Kanäle inzwischen „täglich drei Morddrohungen“. „Ein großes Problem sind all die Deutsch-Russen, die auch in Neuallermöhe leben und AfD wählen“, meint Waldemar Kluch: „Die haben noch einen zweiten Pass und gehen in der Bergedorfer City mit russischen Fahnen auf die Straße. Das ist doch Volksverhetzung“, meint der 63-Jährige, der seine Beobachtungen dem Staatsschutz mitgeteilt habe. „Das ist eine große Gefahr, schließlich leben zwei Millionen Deutsch-Russen in Deutschland. Und sie genießen hier die Demokratie.“ Genau für diese wertvolle Staatsform wolle er sich engagieren – für die Ukraine: „Noch diese Woche fahre ich wieder an die Grenze.“