Lohbrügge. 2016 wurde das Areal von der Stadt für 7,5 Millionen Euro als mögliche Unterkunft gekauft. Nun gibt es dafür offenbar andere Pläne.
Kopfschütteln bei Lothar Höhne: „Täglich wächst die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge, die in Hamburg ankommen. Aber Bergedorf scheint sich den Luxus zu leisten, auf die größte seiner möglichen Behelfsunterkünfte zu verzichten“, sagt der Senior aus Lohbrügge-Nord, der fast täglich beim ehemaligen Dima-Sportcenter am Havighorster Weg spazieren geht. „Hier sollte doch schon in der Flüchtlingskrise 2015/16 Platz für 1000 Menschen geschaffen werden.“
Tatsächlich hatte der Senat die Anlage am Rand von Lohbrügge-Nord vor sechs Jahren für 7,5 Millionen Euro gekauft. Die Tennishallen samt Großküche, mehreren Dusch- und Sanitärbereichen sowie üppiger Freifläche sollten zunächst zu einer Erstaufnahme für Flüchtlinge, später zur normalen Großunterkunft werden. Dazu gekommen ist es zwar nie, weil der Flüchtlingsstrom 2016 abebbte. Doch die Anlage befindet sich bis heute im Eigentum der Stadt, wie die Finanzbehörde auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt.
CDU: Ehemaliges Dima-Sportcenter als Unterkunft nutzen
Ein Umstand, der auch im Hauptausschuss der Bezirksversammlung für Nachfragen sorgte: „Wir befinden uns gerade in einer akuten Notlage. Da müssen alle öffentlich verfügbaren Kapazitäten genutzt werden. In unserem Bezirk also unbedingt auch das ehemalige Dima-Sportcenter“, forderte CDU-Fraktionschef Julian Emrich.
In den Augen von Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann ein nachvollziehbarer, aber nicht umsetzbarer Ansatz: „Für das Areal führt der Landesbetrieb Liegenschaft und Grundvermögen seit geraumer Zeit Vermietungsverhandlungen, die bereits weit fortgeschritten sind. Deshalb gehört das Dima-Sportcenter auch nicht zu den zahlreichen öffentlichen Flächen und Gebäuden, die gerade vom Zentralen Koordinierungsstab Flüchtlinge des Senats geprüft werden.“
Finanzbehörde in „intensiven Gesprächen mit potenziellen Mietern“
Zu den Hintergründen sagt Claas Ricker, Sprecher der Finanzbehörde: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit potenziellen Mietern, die hier eine langfristige Nutzung im Bereich Sport und Freizeit besonders auch für Kinder planen.“ An einen Verkauf des Areals, das noch bis Ende April teilweise als Lager für Material der Innenbehörde genutzt werde, sei nicht gedacht.
Wie angespannt die Lage bei der Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge in Bergedorf bereits ist, beschreibt die Bezirksamtsleiterin: „Die Ereignisse haben uns überrollt. In sämtlichen bestehenden Unterkünften ist jetzt das Maximum an Plätzen freigegeben, alle coronabedingten Reduzierungen sind aufgehoben worden. Zusätzlich hat das Rcadia im ehemaligen Commundo-Hotel am Oberen Landweg 100 Plätze zur Verfügung gestellt.“ Damit sei alles kurzfristig Verfügbare ausgeschöpft. Erweiterungen bestehender Flüchtlingseinrichtungen würden dauern, selbst wenn bloß zusätzliche Container aufgestellt werden müssten.
Lothar Höhne hält deshalb das Dima-Sportcenter für eine wichtige Interims-Lösung, selbst für wenige Monate: „Die Hallen sind gut in Schuss, alle Fenster heil. Man könnte einfach Betten aufstellen.“