Hamburg. Momentan gibt es fast immer freie Parkplätze. Was Parkplatzsuchende freut, bringt Betreibern Einnahmeverluste. Das ist der Grund.
Freie Parkplätze: null. In Vor-Corona-Zeiten blieb Autofahrern, die morgens am Bergedorfer Bahnhof auf einen Park-and-Ride-Parkplatz hofften, meist schon ab 7.30 Uhr nur noch der Blick auf die Anzeigetafel mit der großen „0“. Doch diese Zeiten sind lange vorbei: Die Pandemie und der damit verbundene Homeoffice-Boom haben Hamburgs gebührenpflichtige P+R-Parkplätze geleert. Die Auslastung ist fast überall deutlich gesunken, wie aus der Antwort auf eine CDU-Anfrage hervorgeht. Damit einher gehen dramatische Einnahmenverluste für die P+R-Betriebsgesellschaft.
Parkplatz Friedrich-Frank-Bogen nur zu neun Prozent ausgelastet
Besonders eklatant ist der Leerstand am Friedrich-Frank-Bogen/Nordseite des S-Bahnhofs Nettelnburg (230 Stellplätze). Auf dem Platz, der einige Jahre mit Containern für Flüchtlinge belegt war, herrschte zwar auch schon vor der Pandemie gähnende Leere. Doch ein Geheimtipp wurde er dadurch nicht: Die durchschnittliche Auslastung lag 2021, ein gutes Jahr nach der Wiedereröffnung, nur bei mageren neun Prozent – hamburgweites Schlusslicht.
Auch auf den beiden P+R-Plätzen auf der anderen Seite des S-Bahnhofes Nettelnburg steht kaum noch ein Auto: Hier lag die Auslastung 2021 bei je 16 Prozent auf den Flächen „Südost“ (261 Stellplätze) und „Südwest“ (181 Plätze). Vor der Pandemie waren sie im Schnitt zu 55 beziehungsweise 48 Prozent belegt. Und selbst die begehrten P+R-Plätze am Bahnhof Bergedorf sind nun oft leer: Das Parkhaus war 2021 nur noch zu 47 Prozent ausgelastet (davor 89 Prozent), die Parkpalette zu 74 Prozent (vormals 90 Prozent). Beide bieten zusammen fast 600 Stellplätze.
Stellplätze politisch gewollt – leere Flächen sind aber Mangelware
Die Zahlen dürften bald Fragen nach der Zukunft manch eines Platzes aufwerfen – vor allem wenn die Pendlerzahl durch den Homeoffice-Boom dauerhaft niedrig bleiben sollte. Denn zwar sind die Stellplätze politisch gewollt, um Bus und Bahn als Alternative zum Auto attraktiv zu halten. Andererseits sind leere Flächen in Hamburg Mangelware, könnte beispielsweise auch der P+R-Platz Friedrich-Frank-Bogen Verfügungsmasse für die Anbindung Oberbillwerders sein.
- In Bergedorf fährt bald das Auto fahrerlos bis vor die Tür
- Wie ein Busunternehmer durch die Corona-Krise kommt
Noch aber investiert die P+R-Betriebsgesellschaft in seine Flächen. Erst 2021 seien in Bergedorf neue Parkleitschilder installiert worden, sagt P+R-Geschäftsführer Jan Krampe: „Sie weisen die Pendler schon in Bergedorf auf die Auslastung der anderen Standorte hin.“ So sollen sie zu den weniger frequentierten Stellplätzen etwa in Nettelnburg gelotst werden. Investiert wird aktuell zudem in Hamburgs Randgebieten, etwa an den P+R-Plätzen in Harburg, Ohlstedt und Neugraben.
P+R-Standorte: 100.000 Euro weniger eingenommen im Jahr 2020
Den Investitionen stehen stark gesunkene Einnahmen gegenüber. 2019, also vor Corona, wurden in an den beiden P+R-Standorten am Bahnhof Bergedorf knapp 270.000 Euro eingenommen. 2020 war es laut Antwort auf die CDU-Anfrage 100.000 Euro weniger. Der Verlust auf den drei Nettelnburger Parkflächen summiert sich auf 41.000 Euro. Lediglich der P+R-Platz Mittlerer Landweg konnte, auf geringem Niveau, zulegen. Sonst fast überall nur hohe Verluste.
Eine Erholung der Nutzerzahlen ist noch nicht in Sicht. Lediglich die Parkpalette legte im Januar bei der Auslastung zu. P+R-Geschäftsführer Jan Krampe ist jedoch optimistisch: „Wir können natürlich auch nicht in die Glaskugel schauen, gehen aber davon aus, dass die Nutzung wieder deutlich anziehen wird.“ Selbst wenn Homeoffice im Trend bleibe: Auch Touristen sorgen auf den Flächen für Auslastung. tr