Dassendorf. Robert Bauer kann einiges erzählen aus den letzten Monaten – von der Einsamkeit auf einem Parkplatz und seinen Wahnsinns-Gästen.
Die Corona-Pandemie – dem Busunternehmer Robert Bauer bescherte sie auch ein paar unvergessliche touristische Eindrücke. Im Juni 2020 war er auf einer seiner wenigen möglichen Touren im Bereich des Garda-Sees unterwegs. Seine Reisegäste sollten eine Bootstour machen, deswegen benötigte er in Malcesine einen Parkplatz für seinen MAN Lion Star. Normalerweise ein fast aussichtsloses Unterfangen zu dieser Jahreszeit.
Diesmal nicht. „Da war nicht ein weiterer Reisebus, und das mitten in der Saison“, schildert er das unwirkliche Szenario. So hatte er freie Auswahl, sein Bus blieb mutterseelenallein auf dem Areal. Auch am Lago Maggiore, in Davos oder beim Mont-Blanc-Massiv das gleiche Bild – „nirgendwo ein Reisebus“, erzählt Robert Bauer. „Da habe ich mir gedacht, ,was hast du doch für Wahnsinns-Gäste, die dir in diesen Zeiten die Treue halten.’“
Die Kundenkartei hat mehr Wert als alle Sachwerte
Die Kundendatei bezeichnet er dann auch als das Tafelsilber seiner Aktiv-Erlebnisreisen, „die ist mehr Wert als alle Sachwerte“. 5436 Kunden insgesamt stehen darin, Aktive sind es etwa 3500, vor allem von Billstedt bis Lübeck und auf der niedersächsischen Elbseite, sogar aus Frankfurt ist jemand vermerkt.
Viele von ihnen werden in diesen Tagen Post bekommen. „Wir sind zuversichtlich, dass es in diesem Jahr wieder störungsfrei losgeht“, sagt Robert Bauer. Sichtbarstes Zeichen des Optimismus: Die 145.000 neuen Kataloge, die gerade gedruckt und ab dem 17. Februar sukzessive verteilt werden, 24 Seiten sind sie stark. Die Stammkunden bekommen als erste einen zugeschickt, 130.000 werden über Wochenblätter verteilt, 15.000 verbleiben im Büro in Dassendorf.
Großbritannien wird nicht mehr angesteuert – dort gibt es ein anderes Virus
Auftakt ist am 14. März mit einer Reise in den Spessart und Odenwald, den Abschluss bildet eine Tour über Silvester nach Liegnitz in Niederschlesien in Polen. Auch weiter entfernte Ziele sind neben den beliebten Landschaften in Deutschland im Programm wie Sizilien, Toskana, Südtirol und Kroatien. Großbritannien wird nicht mehr angesteuert. „Dort gibt es ein anderes Virus, es heißt Boris Johnson“, sagt Robert Bauer feixent. Soll heißen: Der britische Premierminister und eine unsichere Lage wegen Brexit-Bestimmungen
könnten sich kurzfristig ähnlich verheerend auf die Reisedurchführung auswirken wie Corona. Und ein Loch im Terminkalender kann sich Robert Bauer nicht leisten. Deshalb fällt auch Irland aus, um hinzukommen, müsste er durch England fahren.
Das Vertrauen seiner Kunden hat sich Robert Bauer in 23 Jahren redlich verdient. Der gebürtige Österreicher mit Wohnsitz in Dassendorf ist weit und breit bekannt durch seine Reisebegleitung mit einer starken persönlichen Note. Natürlich litt auch sein Unternehmen unter der Pandemie. „Wir hatten insgesamt über zwölf Monate Berufsverbot, mussten auf Rücklagen zurückgreifen“, sagt er. Normalerweise spult er mit seinem Bus etwa 80.000 Kilometer im Jahr ab, 2021 waren es 36.000 Kilometer. Zwar bekam er Corona-Hilfen, aber die würden voll versteuert, sagt er. „Von 1000 Euro gehen 450 ans Finanzamt zurück.“ Hinzu kamen stark gestiegene Preise. „Der Tank des Reisebusses fasst 640 Liter Tank, statt 650 Euro pro Tankfüllung sind nun 1060 Euro weg“, berichtet Robert Bauer.
Es gab einige Kapriolen in der Zeit, in der gefahren werden durfte
Zudem sorgten unterschiedlichen Verordnungen in den Bundesländern und dann auch noch staatsübergreifend für einige Kapriolen in der Zeit, in der gefahren werden durfte. „Ich bin in Hamburg mit vollem Bus losgefahren, in Hessen und Bayern musste ich durchfahren ohne Stopp. Hier waren weniger Fahrgäste erlaubt. Dieses Chaos war eine einzige Katastrophe.“ Und im März 2020, als Polen über Nacht seine Grenzen geschlossen hat, mussten seine Gäste umgehend aus den Hotels geholt werden. Mit seinem Schwiegersohn ist er hingefahren, hat zwei Hotels abgeklappert und die Gäste nach Hause gebracht. „Das war Telefonieren ohne Ende“, erzählt er.
In einem Jahr will Robert Bauer in Rente gehen
Eigentlich will Robert Bauer in einem Jahr in Rente gehen, für eine Nachfolge gibt es einen Interessenten. Ob der Plan zu halten ist, hängt auch vom Gelingen dieser Saison ab. Von der Straße aber wird Robert Bauer nicht wegzubekommen sein. „Dann wollen meine Frau und ich mit dem Wohnmobil los, ganz ohne Zeitdruck.“ Er kenne zwar so viele schöne Ecken schon, aber selbst als Urlauber dorthin zu fahren, das sei doch ein anderes Erlebnis.