Hamburg. Das neue Führungsteam hat bescheidene Wünsche und betreut in Lohbrügge etwa 50 Besucher zwischen zwölf und 25 Jahren.

Das ist schon echt ungewöhnlich, dass sich drei kinderlose Frauen um eine Horde pubertierender Jungs im Jugendzentrum kümmern: Am Kurt-Adams-Platz (KAP) ist ein neues Leitungsteam am Start und betreut wöchentlich etwa 50 Besucher zwischen zwölf und 25 Jahren. Sie wollen Tischtennis und Billard spielen, vor der Dartscheibe und am Kicker stehen. Oft genug, um den Alltag zu vergessen.

Das Jugendzentrum KAP in Lohbrügge hat ein neues Führungsteam

Ganz frisch, erst seit November dabei ist Erzieherin Vera Sander, die eine Zusatzausbildung als Erlebnispädagogin hat. Die 41-Jährige freut sich auf den Sommer, „dann können wir Fahrrad- und Kanutouren machen“. Wenige Wochen zuvor, im September, war Diplom-Sozialpädagogin Lottje Tiedtke eingestiegen, nachdem die 38-Jährige lange in der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Mümmelmannsberg tätig war.

Heute schon ist sie im Namen der Auferstehungsgemeinde ein beratendes Mitglied im Bergedorfer Jugendhilfeausschuss – und erzählt begeistert von der Kooperation mit der Stadtteilschule Lohbrügge: „Da gibt es für die Sechs- und Siebtklässler den Neigungskurs KAP, die können sich dann bei uns treffen und in der kleinen Gruppe ausprobieren.“

„Ich wohne in der Nähe, war selbst schon mit 13 hier“

Dame, Bube König. . . „das Kartenspiel ist für viele längst ein Fremdwort, meistens ist immer das Handy griffbereit“, meint Sandra Landgraf, die das Haus am längsten kennt: „Ich wohne in der Nähe und war selbst mit 13 schon hier, habe dann 2006 als Honorarkraft angefangen“, erzählt die 35-Jährige – und erinnert sich: „Da durfte man hier sogar noch rauchen, das wäre jetzt undenkbar.“ Mit Drogen hätten ihre Jugendlichen heute nicht viel zu tun: „Die sind alle recht ruhig und friedlich untereinander. Viele kommen aber auch müde von ihrer Lehrstelle und wollen sich einfach ausruhen. Und ein bisschen vom Alltag erzählen, falls zu Hause niemand nachfragt“, meint Landgraf.

Wie in ihrem Wohnzimmer fühlen sich manche Jungerwachsene in der 60 Quadratmeter großen Teestube und dem 120 Quadratmeter großen Saal unter dem kirchlichen Gemeindehaus, wo zweimal wöchentlich die HipHop-Academy tanzt. Dazu gibt es noch einen Fitnessraum mit Boxsack.

Sport ist besser als in Treppenhäusern herumzuhängen und Blödsinn zu bauen

Doch vieles ist tatsächlich in die Jahre gekommen, schaut man etwa auf die alten Tische und die vielen Flicken auf dem roten Sofa. Viel Geld war wohl nicht immer übrig, muss sich Heike Hannemann gedacht haben, als sie im Sommer nach 40 Jahren am KAP in kleiner Runde verabschiedet worden war. Aber auch das neue Team, das sich zwei Vollzeitstellen aufteilt, ist bescheiden: „Neue Billardqueues und Gartenstühle wären toll, dazu große Zelte für unsere geplante Sommerfahrt nach Sylt“, heißt es.

Dann werden wohl auch die männlichen Honorarkräfte dabei sein, die sonst mit den Jungs im Grünen Zentrum kicken oder am letzten Freitag im Monat zum Mitternachtssport in die Dreifeldhalle des Lohbrügger Gymnasiums einladen. „Da kommen bis zu 35 Leute hin. Sport ist schließlich besser als in Treppenhäusern herumzuhängen und Blödsinn zu bauen“, meint Sandra Landgraf.

Auf große Partys und Konzerte wird verzichtet – auch mangels Ausrüstung

Seitdem das Bezirksamt das benachbarte Spielhaus geschlossen hat, macht sie sich eher Sorgen um die Kleineren, die gerade mal zwölf Jahre alt sind: „Da ist schon ein Betreuungsbedarf, wenn ich sehe, wie viele im Grünen Zentrum am Todesberg oder an der Pipe herumlungern.“

Daher gibt es auch den Freitag, an dem nur Besucher bis 15 Jahre am KAP willkommen sind – bis 19 Uhr. Im Gegenzug gibt es für die Älteren den langen Mittwoch bis 21 Uhr. Auf große Partys und Konzerte wird indes verzichtet – auch mangels Ausrüstung.