Hamburg. Während für Boberg nun Geld da ist, verzweifeln die Bergedorfer Bezirkspolitiker am Sanierungsstau der anderen Einrichtungen.

Einer wird geschlossen, einer abgerissen, einer neu gebaut – und gleich zwei Jugendclubs im Bezirk Bergedorf brauchen dringend eine teure Sanierung: Es steht derzeit nicht gut um die Häuser der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

In einem Punkt allerdings können sich jene Koalitionspolitiker auf die Schulter klopfen, die den maroden Boberger Jugendclub in der Bürgerschaft zur Chefsache machten: 450.000 Euro fließen nun aus dem investiven Quartiersfonds in den Bezirk, damit das Clippo am Boberger Dorfanger eine Zukunftsperspektive bekommt.

Offene Kinder- und Jugendarbeit: Das "Clippo" in Boberg wird teuer saniert

Jugendclub
Jugendclub "Clippo": Das Betreten des Anbaus ist aktuell untersagt. © BGZ

Wie berichtet, musste das erst zehn Jahre alte Haus zum Jahreswechsel wegen schwerer Baumängel geschlossen werden: Die Feuchtigkeit kriecht über die Dachterrasse ins Erdgeschoss und lässt nach Beschluss des Gutachters nur noch einen Abriss zu. Ein offener Brief des Jugendvorstands hatte die Lokalpolitiker alarmiert – mit Erfolg: Das Haus möge eine „wichtige soziale Stütze und kreativer Ort für junge Menschen bleiben“, so Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), die sich mit Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) abgesprochen hatte, der sich ebenfalls eine „Zukunftsperspektive für das Clippo“ wünscht. Nicht zuletzt hatte sich Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann für den Erhalt des Standorts starkgemacht und will nun mit der Sprinkenhof GmbH neue Pläne schmieden – „unter Einbindung aller Beteiligten“.

Jugendtreff Juzena in Neuallermöhe kann seinen Saal nicht mehr nutzen

„Es dauert manchmal ewig, aber man kann etwas bewegen“: Maya Schuster (17) engagiert sich schon in ihrer dritten Legislaturperiode im Vorstand des Boberger Jugendclubs.
„Es dauert manchmal ewig, aber man kann etwas bewegen“: Maya Schuster (17) engagiert sich schon in ihrer dritten Legislaturperiode im Vorstand des Boberger Jugendclubs. © BGZ | strickstrock

Neben aller Freude mahnte Dennis Gladiator (CDU), der sich ebenfalls in der Bürgerschaft eingesetzt hatte, kritisch an, dass es nicht so weit hätte kommen dürfen: „Wir müssen daraus eine Lehre für die Zukunft ziehen, das gilt auch für den Sanierungsstau anderer Jugendeinrichtungen.“ Den hatte das Bergedorfer Jugendamt zuletzt mit etwa 4,6 Millionen Euro angesetzt. „Das ist ohne Rücklagen eine große Herausforderung und kann nur sukzessive abgebaut werden“, merkt Sozialraummanager Detlef Trute an.

Neben vielen kleineren Reparaturen etwa an Fassaden stünden zwei gravierende Großprojekte an: Der Jugendtreff Juzena in Neuallermöhe kann, zumindest bei Starkregen, seinen Saal nicht mehr nutzen. Hier ist mithilfe von Rise-Mitteln zur Stadtteilentwicklung eine Dach-Sanierung erforderlich. Ähnliches gilt für den Jugendclub Pinkhaus am Oberen Landweg in Bergedorf-West, wo die zweite Dachhälfte des Saals abgedichtet werden muss, damit ein weiterer Wasserschaden verhindert wird.

Neuer Jugendclub im Quartier hatte einen Wasserschaden

Der Wasserschaden im nagelneuen Jugendclub im Quartier, der für 2,4 Millionen Euro Am Hohen Stege errichtet wird, ist hingegen behoben: In gut zwei Wochen wollen die Jugendlichen ihr 965 Quadratmeter großes Refugium beziehen.

Unterdessen haben die Jugendlichen Am Gleisdreieck das Nachsehen: Der Jugendclub Gleis 1 muss schließen, da in dem ehemaligen Flüchtlingsquartier nicht mehr so viele Minderjährige leben. Für die Nachnutzung der Räume hat die Bergedorfer Koalition schon eine Idee.

Dach des Juzena kann in diesem Jahr nicht mehr saniert werden

Auch nicht mehr in diesem Jahr könne das Dach des Juzena am Sophie-Schoop-Weg saniert werden, sagte Detlef Trute dem Jugendhilfe-Ausschuss: Derzeit würden durch ein Gutachten die Kosten ermittelt, „aber es ist finanziell abgesichert, auch durch Rise-Mittel“, so der Leiter des Bergedorfer Sozialraumanagements, der sowohl eine klimarelevante Sanierung erwartet wie einen „Anbau um einen Gruppenraum“, der gemeinsam mit der Sprinkenhof GmbH geplant werde.

Dass nun auch dringend die zweite Dachhälfte des Jugendtreffs Pinkhaus am Oberen Landweg saniert werden muss, kommt dem Bezirksamt nicht so gut zupass, „aber wir sind optimistisch, dass wir das finanziell gewuppt kriegen“, meint Trute und rechnet mit Kosten von etwa 30.000 Euro: „Wir warten auf Rückmeldung der Sozialbehörde für Mittel im nächsten Doppelhaushalt.“

Weniger gravierend seien Fassaden-Ausbesserungen bei den beiden Mädchentreffs der Dollen Deerns und beim Steinjuz in Bergedorf-West sowie am Spielhaus an der Marta-Damkowski-Kehre, wo es zudem einer neuen Drainage bedarf.

  • Geld vom Bund für das „Aufholen nach Corona“

Mit großer Freude nahmen Bergedorfs Jugendpolitiker zur Kenntnis, dass der Bezirk Geld aus dem Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ erhält: Während 20.000 Euro für kommunale Einrichtungen vorgesehen sind, werden 126.657 Euro auf die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe verteilt. Die hatten zwar insgesamt Anträge in Höhe von 319.731 Euro gestellt, aber „die Kriterien des Bundes waren sehr straff, wir mussten wohldosiert auswählen, welche Projekte realisiert werden können“, so Detlef Trute aus dem Fachamt Sozialraummanagement.

Besonders viel Geld hat die TSG beantragt, die mit Kindern und Jugendlichen sowohl im Juzena als auch am Gleisdreieck viel vor hat: Mit 15.000 Euro werden Ausflüge etwa ins Jumphouse, zum Heidepark und ins Bergedorfer Gehölz ermöglicht, 10.000 Euro sind für Musical-Besuche und ein „Überlebenstraining“ in den Boberger Dünen gedacht, für 5000 Euro sind Fahrradexkursionen für Elf- bis 15-Jährige geplant. Für knapp 5100 Euro wird Multimedia angeschafft, um etwa Filmprojekte zu machen, Fotokalender oder T-Shirts zu bedrucken. 6750 Euro gehen in den Musikbereich, es werden Songs komponiert und aufgenommen.

Die Pestalozzi-Stiftung erhält für ihr Projekt Nestlotsen in Bergedorf-West 20.092 Euro, die vornehmlich für Personalkosten ausgegeben werden, für die Hebammen und ein Väterprojekt. 13.632 Euro erhält der Verein Sprungbrett für ergänzenden Beratungsstunden in den Kinder- und Familienhilfezentren. 5000 Euro mögen dem Jugendzentrum am Kurt-Adams-Platz dafür dienen, ein offenes Fußballtraining anzubieten.

18.000 Euro bekommt der Awo-Jungentreff, um ein weiteres halbes Jahr die alten Edeka-Räume am Lohbrügger Markt zu nutzen. Der größte Batzen mit 28.090 Euro fließt schließlich an der Verein InVia, der am Lohbrügger Clippo ein Übergangsangebot für die in Boberg ausquartierten Kinder und Jugendlichen schaffen will, samt „Lerncafé“.