Hamburg. Politiker diskutieren über Verteilung der Gelder. Einrichtungen haben mehr Geld beantragt. Das liegt auch an Folgen von Corona.

Mit einem großen Zahlensalat werden sich die Politiker des Jugendhilfeausschusses bei ihrer nächsten Sitzung am Dienstag, 26. Oktober, beschäftigen: Es geht um die Zuwendungen, die im November beschlossen werden. Geld gibt es für die Förderung der Erziehung in der Familie, dazu gehören etwa das Mütterzentrum am Reetwerder, die Erziehungsberatung und die beiden Kinder- und Familienhilfezentren.

Besonders spannend sind stets die Zuwendungen für die regionale Kinder- und Jugendarbeit, die im kommenden Jahr mit 1,715 Millionen Euro bedacht werden kann – das sind 80.000 Euro mehr als im Vorjahr, verteilt auf 21 Einrichtungen im Bezirk Bergedorf.

Viele Einrichtungen haben mehr Geld als zuvor beantragt

Viele Jugendzentren, Mädchen- und Jungentreffs sowie die Straßensozialarbeit haben mehr Geld beantragt als zuvor. Das liegt auch an den Folgen der Corona-Pandemie. Mit großen Enttäuschungen muss jedoch der Verein InVia rechnen, der die beiden Clippo-Jugendclubs betreibt: Für Lohbrügge war ein Mehrbedarf von knapp 30.000 Euro beantragt worden – auf Vorschlag der Verwaltung indes soll das Haus sogar 6000 Euro weniger als im Vorjahr erhalten.

Einrichtungsleiter Stefan Baumann wundert sich: „Wir können doch nicht immer nur zubuttern. Wir hatten eine halbe Personalstelle mehr beantragt, allein weil durch Corona der Beratungs- und Begleitungsbedarf enorm gestiegen ist.“

Boberger Clippo musste zwei Wochen komplett schließen

Das wird auch Thurid Blohm bestätigen, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Soziale Arbeit lehrt und im Ausschuss über die Auswirkungen der Pandemie auf die offene Kinder- und Jugendarbeit berichten wird. Im Boberger Clippo kamen noch mal ganz andere Auswirkungen hinzu: Durch einen Wasserschaden musste der Treff zwei Wochen komplett geschlossen werden, bis das Gebäude wenigstens derart statisch gesichert werden konnte, dass immerhin das Erdgeschoss nutzbar ist – sehr wenig Raum zu Corona-Zeiten. „Ein Gutachter war da und hat Bohrungen vorgenommen. Jetzt müssen wir sehen, was wir dauerhaft gegen die Feuchtigkeit machen können“, sagt Baumann.

80.000 Euro für eine externe Jugendhilfe-Planung vorgesehen

Ein fröhliches Gesicht zeigt indes der Ausschussvorsitzende Stefan Thomsen, da für anstehende Tarifverhandlungen erstmals eine Rückstellung von zwei Prozent berücksichtigt wird, um Mehrbedarfe abfedern zu können. „Das ist ein echter Fortschritt. Aber auch die strukturellen Bedarfe in der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden immer größer.“

Um das genau herauszufinden, werde eine externe Jugendhilfe-Planung beauftragt. Für 2022 seien 80.000 Euro bewilligt, sodass eine Organisation oder ein Institut eine sozialwissenschaftliche Erhebung starten kann. Unter Mithilfe der örtlichen Jugendhilfe-Träger soll eine vorausschauende Planung für den wachsenden Bezirk erstellt werden.