Bergedorf. Es sollen jährlich mehr Radwege-Kilometer entstehen und auch für Fußgänger soll in Bergedorf einiges mehr als bisher getan werden.
Das 2016 gegründete „Bündnis für Radverkehr“ wird fortgeschrieben und um den Fußverkehr erweitert. „Es wird nun größer und komplexer“, kündigte Olaf Böhm, Mitarbeiter der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea), nun bei der Sitzung des Bergedorfer Verkehrsausschusses an.
Ein Beispiel: Wurde bislang ein jährlicher Ausbau der Radwege von 50 Kilometern angestrebt, sollen es künftig 60 bis 80 Kilometer sein. Neu ist auch, dass Stromnetz Hamburg und Hamburg Wasser dabei sein werden – und nachdem sie ihre Leitungen verlegt haben, nicht nur Flickwerk hinterlassen: „Bei ihren Arbeiten sollen künftig ganze Geh- und Radwege neu gepflastert werden. Da muss natürlich noch über die Finanzierung gesprochen werden“, sagte Böhm.
Zusätzlicher Radweg auf der Norderelbbrücke vorgesehen
Der Behördenvertreter verweist auf Finanzhilfen des Bundes für den Ausbau der Radstrecken: „In den Bezirksnetzen sollen die Schulen verstärkt angebunden werden. Zudem werden alle Velorouten besser ausgeschildert. Dafür ist ein Branding geplant, also eine Markierung auf dem Asphalt.“ Ein zusätzlicher Radweg sei auf der Norderelbbrücke vorgesehen: „Der soll eine Verbindung zwischen Wilhelmsburg und Bergedorf ermöglichen, aber die genaue Strecke ist noch nicht festgelegt“, sagte Böhm.
Die Ziele des Bündnisses sind tatsächlich groß: So soll es einen größeren Abstand zwischen Rad- und Autoverkehr geben, dazu verstärkte bauliche Trennungen, vor allem entlang der Hauptverkehrsstraßen. „Dafür werden wir sicherlich keine Häuser abreißen, aber wenn möglich Verbreiterungen bei unbefestigten Streifen vornehmen“, sagte Böhm. Zwar könnten nicht überall, wie bei der Grundinstandsetzung der B 5, die Flächen neu aufgeteilt werden: „Aber es wird grundsätzlich keine Radstreifen mehr in Mittellage geben, da ist unser Senator sehr streng.“
Für Fußgänger sollen stadtteilbezogene Konzepte entwickelt werden
Gewünscht sind zudem bis zu 10.000 zusätzliche Fahrradstellplätze: Die Bezirksämter sollen Radpark-Konzepte für einzelne Quartiere entwickeln – gemeinsam mit der P+R GmbH, die auch mit Doppelstock- und Sammelschließanlagen beauftragt werden kann.
Ein neuer Schwerpunkt liegt jetzt auf dem Fußverkehr mit stadtteilbezogenen Konzepten, die die öffentliche Beleuchtung, Barrierefreiheit sowie ein Fußgängerleitsystem beinhalten. Im neuen Jahr wird die Bukea eine Fußgängerbeauftragte haben. Und auch für Bergedorf wünscht sich die CDU eine solche Stelle, hatte einen entsprechenden Antrag bereits formuliert, bevor Details aus dem neuen „strategischen Papier“ bekannt wurden. Böhm: „Es gibt 30 Millionen Euro an Personalmitteln für alle Bezirke.“
Seniorenbeirat ist skeptisch – Die Linke ist erfreut
Mit der neuen, unbefristeten Stelle, so der Behördenvertreter, könne etwa ein bezirkliches Fußverkehrskonzept für die Bergedorfer Innenstadt ermöglicht werden, wie es in der Neustadt und St. Georg bereits der Fall ist.
Karin Rogalski-Beeck (SPD) aus dem Seniorenbeirat bleibt skeptisch: „Welche Kompetenzen sind da festgelegt, wird auch Geld umgeschichtet, damit diese Stelle nicht nur eine Alibi-Funktion bleibt?“
Robert Gruber (Die Linke) hingegen ist freudig überrascht: „Haben Sie Vorschläge für eine nettere und grünere Gehwegführung im Bergedorfer Zentrum?“
Das Geld wird an Projekte angebunden, Gespräche laufen bereits
Speziell für Lohbrügge oder die Anbindung an Bergedorfs Schulen könne er sich ein Konzept gut vorstellen, meint Lars Rosinski, Fachamtsleiter Management des öffentlichen Raums: „Wir müssen das Geld an Projekte anbinden und sind auch schon im Gespräch für die Quartiersentwicklung in Bergedorf-West.“ Die Beseitigung einfacher Stolperfallen aber gehörte weiterhin ins tägliche Geschäft der Unterhaltung: „Im nächsten Jahr werden unsere Wegewarte mit Tablets ausgestattet und können dann eine Bedarfsliste erstellen.“
Unter anderem VHH und HVV haben sich dem Bündnis angeschlossen, das nun 28 statt bislang 18 Partner hat. „In Bergedorf ist der Auftakt für unser Konzept, das wir jetzt in allen Bezirken vorstellen und weitere Ideen sammeln, bevor es unterzeichnet werden kann“, stellte Olaf Böhm abschließend fest.