Boberg. Bürgerpreisträger Dirk Rosenkranz ist ein optimistischer Mensch – trotz Krankheit. Nun stürzte er schwer und kämpft sich in den Alltag zurück.

Manchmal läuft gerade alles richtig super – und dann reicht ein kleiner Fehler, um das Glück ins Unglück umzudrehen. BürgerpreisträgerDirk Rosenkranz musste das jüngst erfahren: Der Bergedorfer, der im September für sein Engagement als Vorsitzender der Deutschen Muskelschwundhilfe neben Anderen mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet wurde, stürzte kurz nach der Verleihung im Sylt-Urlaub schwer. Seitdem ist der 55-Jährige Dauergast im BG Klinikum Boberg – und kämpft sich dort mühsam in seinen Alltag zurück.

Beim Aufstehen knickt er um und stürzt – Sehne gerissen

Rosenkranz leidet seit vielen Jahren selbst an Muskelschwund. Das bedeutet aber nicht, dass der 55-Jährige unselbstständig wäre. „Nur draußen, wo ich sturzgefährdet bin, sieht man mich viel im Rollstuhl“, sagt er – denn ein kleiner, unachtsamer Schubser würde genügen, ihn zu Fall zu bringen. Daheim geht er eigenständig, notfalls mal mit Stock oder Rollator, durch die Räume, duscht allein und ohne Sitzhilfe. „Und ich musste auch noch nie im Leben zu einer Operation ins Krankenhaus“, stellt er fest.

Doch dann kam dieser Abend auf Sylt. „Meine Frau und ich hatten einen wunderschönen Tag“, erzählt er. Als er abends noch einmal aufstehen möchte, knickt er mit dem Bein weg und stürzt unglücklich. Wird schon nicht so schlimm sein, denkt er zunächst. Doch am nächsten Morgen kann er nicht mehr aufstehen. Das Paar ruft den Rettungswagen.

Dirk Rosenkranz erlebt große Hilflosigkeit – und große Hilfe

Rosenkranz wird ins Krankenhaus nach Westerland gefahren, wo relativ schnell die Diagnose gestellt wird. Die Patellasehne, die den Oberschenkelmuskel über die Kniescheibe mit dem Schienbein verbindet, ist nicht nur überdehnt, sondern vom Knochen abgerissen. „Diese Sehne ist dafür zuständig, dass das Bein nicht abknickt“, erklärt Dirk Rosenkranz. Ihr Verlust bedeutet für den 55-Jährigen fast völlige Hilflosigkeit. Denn durch seine Krankheit hat er nicht genug Kraft in den Armen, um an Krücken zu gehen – so wie es etwa Sportler tun, wenn sie diese Diagnose trifft.

Dank einer Zusatzkrankenversicherung wird der von heftigen Schmerzen geplagte Bergedorfer von Sylt aus liegend im Krankenwagen ins Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Boberg gefahren und dort wenig später operiert. Sechs Wochen ist das her. Die Zeit danach war für Dirk Rosenkranz eine neue Erfahrung. Denn „ich war noch nie in so einer Abhängigkeit“, sagt er. Nichts geht mehr ohne die Hilfe der Pflegekräfte.

Aufbau der Muskeln trotz MS-Krankheit möglich

Bei Dirk Rosenkranz hat es den Respekt für diesen Beruf noch einmal mehr wachsen lassen. „Ich habe solch eine Hochachtung für diese Menschen“, sagt er. Denn sie würden nicht nur helfen – sondern das auch noch gern und mit großer Menschlichkeit. „Man verliert schnell seine Scham, weil sie so nett sind.“ Er sei in Boberg „unglaublich gut aufgehoben“.

Der Bürgerpreisträger hat aber noch einige Arbeit vor sich, ehe er wieder seine Freiheiten genießen kann. In der Reha muss er nun lernen, die Muskeln wieder aufzubauen, die durch das Liegen abgebaut wurden. Die Ärzte haben ihm aber gesagt, dass der Aufbau trotz seiner Krankheit möglich ist.

Das Ziel ist klar: Am 18. Dezember unbedingt eine Rede halten

Bisher hat er eine Bewilligung für drei Wochen Reha-Maßnahme. Dirk Rosenkranz hofft längst nicht nur um seiner selbst willen auf eine schnelle Rehabilitation. Denn auch seine Arbeit als Vorsitzender der Deutschen Muskelschwundhilfe bleibt ihm enorm wichtig. „Am 18. Dezember findet in der Hamburgischen Staatsoper ein Benefizkonzert für die Muskelschwundhilfe statt“, sagt der 55-Jährige. Das wolle er auf gar keinen Fall verpassen, komme was wolle: „Sicher ist, ich werde auf der Bühne stehen und eine Rede halten!“