Bergedorf. Eine neue Hamburger Studie zeigt, welche Folgen Lockdown und andere Corona-Maßnahmen für Jugendliche hatten.
Die Corona-Pandemie hat vielen Kindern und Jugendlichen zugesetzt: Mit 477.000 depressiven 16- bis 19-Jährigen ist die Zahl im Jahr 2020 erheblich angestiegen. Allein nach dem ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres wiesen 15 Prozent mehr Jugendliche Depressionssymptome auf als zuvor, hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ermittelt. Umso wichtiger ist die Unterstützung junger Menschen durch Jugendtreffs und -einrichtungen in dieser Zeit. Doch der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) wurden während der Pandemie viele Steine in den Weg gelegt.
Das zeigt eine neue Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Insgesamt 87 Hamburger Jugendclubs wurden jeweils im Mai 2020 und Mitte Dezember 2020 befragt, wie Corona sich auf ihren Alltag ausgewirkt hat. Auch zehn Bergedorfer Häuser waren dabei.
Der Lockdown hat die Jugendarbeit deutlich erschwert
Thurid Blohm, wissenschaftliche Mitarbeiterin der HAW, trug die Ergebnisse jetzt im Jugendhilfeausschuss der Bezirksversammlung vor: „Die Corona-Pandemie hat die OKJA kräftig durchgerüttelt“, sagte sie den Politikern. Die prinzipielle Offenheit, die Kooperation mit den Ganztagsschulen, die freie Bewegung der Jugendlichen in den Clubs – all das sei durch die Corona-Einschränkungen gar nicht oder nur eingeschränkt möglich gewesen.
„Manche Besucher, die vor der Pandemie regelmäßig gekommen sind, hatten in der Pandemie gar keinen Kontakt mehr zu den Jugendclubs“, so Blohm. Immerhin knapp 65 Prozent der OKJA-Treffs gaben zwar an, noch mit 26 bis 75 Prozent in Kontakt zu stehen. 10 Prozent bestätigten aber, nur noch weniger als ein Viertel der Stammnutzer zu erreichen.
Etliche Kinder- und Jugendliche haben kein Handy oder Tablet
Viele Kinder und Jugendliche hätten in Zeiten rund um die Lockdowns das Elternhaus nicht verlassen dürfen. Zudem gaben fast die Hälfte der Jugendclubs an, dass etliche ihrer Besucher kein Handy oder Tablet besäßen. „Das sind Faktoren, die es erschweren, in Kontakt zu bleiben“, so Blohm.
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Auch in den Einrichtungen selbst herrscht Mangel. 35 Prozent berichteten, dass kein Mitarbeiter einen Dienstlaptop besitze. Thurid Blohm betonte: Das technische Defizit sei bereits vor Corona groß gewesen, habe sich nun aber noch verstärkt. Dennis Gladiator (CDU) äußerte sich besorgt: „Während der Pandemie ist Digitalisierung ein brennendes Thema geworden.“
Michael Böckenholt (Grüne) forderte gezielte Fortbildungen für das Personal in der OKJA, um die Jugendlichen in der Technik besser unterstützen zu können.
Großer Bedarf bei der Hausaufgabenhilfe
Ebenfalls hätten sich die Zuständigkeitsbereiche der OKJA-Mitarbeiter durch die Pandemie deutlich erweitert oder verschoben, so Thurid Blohm. Über die Hälfte der Befragten gab an, die jungen Menschen jetzt vermehrt bei schulischen Aufgaben zu unterstützen. Insbesondere bei der Hausaufgabenhilfe gab es hier großen Bedarf.
„Wenn die Mitarbeiter eine Kontrollfunktion bekommen, kann das die Beziehung zu den Jugendlichen sehr verändern“, so Blohm. Gelitten haben zudem auch Gesprächsangebote: Nur 56,3 Prozent boten Sprechstunden an, deutlich weniger als vor Corona. „Das liegt auch daran, dass viele Angebote durch Kohortenregelungen und Kontaktverbote nicht erlaubt waren“, meint Blohm
Um die Ergebnisse zu vervollständigen, sollen sich nach den Jugendclubs nun bald auch die Jugendlichen selbst äußern können. Eine qualitative Auswertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen und ihrer bis heute anhaltenden Folgen, ist geplant.