Hamburg. Auf historische Ansichten ist Horst Gladiator spezialisiert. Nun hat der Vierländer einen Kalender über Alt-Bergedorf kuratiert.

900 Fotos und 12.000 Postkarten: An Material fehlt es Horst Gladiator wahrhaftig nicht. Der 83-Jährige bekam unlängst eine Sammlung mit etwa 44.000 Hamburg-Postkarten angeboten. Aber er lehnte dankend ab: „Das ist mir zu viel, genug ist genug“, sagt der passionierte Fotograf. Wozu auch: Gladiator hat ja mehr als reichlich für sein großes Hobby und jüngst einen neuen Kalender herausgebracht. Dieses Mal „Historische Ansichten von Alt-Bergedorf“.

Horst Gladiator zeigt das Kaiserliche Postamt als Postkarte und als Kalenderblatt. 
Horst Gladiator zeigt das Kaiserliche Postamt als Postkarte und als Kalenderblatt.  © BGDZ | Jan Schubert

Ein Vierländer gestaltet einen Bergedorf-Kalender – ein gewagtes Vorhaben? „Als Vierländer ist das schon ungewöhnlich“, meint der gebürtige Curslacker. Zumal Gladiator in der Vergangenheit bereits mit viel Hingabe zweimal „Historische Ansichten der Vier- und Marschlande“ vorlegte. 2018 und 2019 war das, im vergangen Jahr fiel das Vorhaben aus.

Historische Ansichten auf 900 Fotos und 12.000 Postkarten

„Da hatte ich keine Lust“, begründet Gladiator sein Aussetzen, der mittlerweile im Augustinum Seniorenresidenz Aumühle lebt. Unlängst fragte nun die Buchhandlung Heymann aus dem CCB Bergedorf bei ihm einen Bergedorf-Kalender an. Da musste Gladiator nicht lang gebeten werden.

Der Sammler blättert im neuen Werk herum und hält sofort im Januar an. Zu sehen ist das „Gasthaus zur Sonne“ um 1900, das ehemals an der Ecke Weidenbaumsweg zur Alten Holstenstraße stand. „Es hieß damals auch ,Ausspann für Pferde’. Johannes Brahms soll in seinen jüngeren Jahren dort am Klavier Gäste unterhalten haben“, weiß Gladiator, der handschriftlich alle Informationen zu jedem Bild zusammengeschrieben hat.

Manche Gebäude auf den historischen Ansichten kennt er noch aus seiner Jugend

Er berichtet auch noch dieses: „Diesen Gasthof kenne ich selbst noch, der hatte schon Flair und Ausstrahlung.“ Das sei aber lang verflogen: In den 1970er-Jahren wurde das Gebäude abgerissen. Etwa dort, wo heute der City-Kreisel den Autoverkehr verteilt.

Der „Ausspann für Pferde“, das Gasthaus zur Sonne, steht schon lange nicht mehr im Bergedorfer Zentrum.
Der „Ausspann für Pferde“, das Gasthaus zur Sonne, steht schon lange nicht mehr im Bergedorfer Zentrum. © BGDZ | privat

Das Juli-Kalenderblatt zeigt hingegen die gemalte Ernst-Mantius-Straße, wie sie 1907 aussah. Der Betrachter schaut vom Weidenbaumsweg aus auf eine mit schlanken Bäumen gesäumte Allee, im Hintergrund eine Reihe von Prachtbauten.

Abwechslungsreiche Mischung aus Schwarz-Weiß-Fotos und Postkarten

„Die Straße wurde nach dem damaligen Bürgermeister Ernst Mantius benannt, der sich in seiner Amtszeit sehr für den Ausbau des Villenviertels einsetzte“, weiß Horst Gladiator. Der Benannte regierte in Bergedorf von 1882 bis 1897 bis zu seinem Tod im Alter von 59 Jahren.

Was sonst noch zu sehen ist: Es soll noch nicht alles verraten werden, aber der Betrachter trifft auf das Landhaus Holtenklinke von Heinrich Buhk (1912), die futuristisch anmutende Sternwarte auf dem Gojenberg (1912) und ganz hinten eine malerische Ansicht des Bergedorfer Schlosses von 1840. Was Gladiators Zusammenstellung sehenswert macht, ist die abwechslungsreiche Mischung aus alten Schwarz-Weiß-Fotos und gemalten Postkarten-Motiven.

Nächstes Projekt? Lübeck oder wieder das Landgebiet!

Ein wirkliches Oberthema hatte der 83-Jährige nicht: „Alle Bilder müssen eine Aussagekraft haben. Und mir gefallen.“ Und auch eine Geschichte haben.

Auch das gab es mal auf dem Bergedorfer Markt: Die Postkarte zum Reitvergnügen von 1903 verziert den Oktober.
Auch das gab es mal auf dem Bergedorfer Markt: Die Postkarte zum Reitvergnügen von 1903 verziert den Oktober. © BGDZ | privat

Wie die Vorgänger aus dem Landgebiet sind die „Historische Ansichten aus Alt-Bergedorf“ ab sofort bei der Kalendermanufaktur Verden für 19 Euro zu bestellen, ebenso natürlich in hiesigen Buchhandlungen zu kaufen. Was der Mann als nächstes aus seinem vorhandenen Fundus preisgibt? „Vielleicht mal Lübeck. Oder wieder das Landgebiet.“ Material ist ja vorhanden.