Bergedorf/Bremen. Der Bezirk solle Vorbild sein, meint die Politik. Wichtiger Lebensraum für Insekten und Kleintiere kann so entstehen. Wie es geht.

Die Bezirkspolitik in Bergedorf besinnt sich immer häufiger auf Naturschutz-Projekte, die ohne großen Aufwand quasi im Alltag umgesetzt werden können. Nach dem Anlocken von Meisen zum Bekämpfen des Eichenprozessionsspinners und der am Donnerstag über die Straße Am Pollhof gespannten ersten Eichhörnchen-Brücke Bergedorfs in Form eines Seils in luftiger Höhe, geht es nun um den „Lebensraum Zaun“.

Einstimmig votierten alle sechs Fraktionen der Bezirksversammlung dafür, das Projekt des Bremer Nabu im nächsten Umweltausschuss am 8. September mit Bezirksamt und Umweltbehörde auf seine Umsetzbarkeit in Bergedorf abzuklopfen.

Zäune auf öffentlichen Flächen als Heimat für Insekten und Kleintiere

Konkret soll der Bezirk auf seinen öffentlichen Flächen Vorreiter werden – und Ideengeber für die Bürger, wie Zäune von lebensfeindlichen Abschottungen zur Heimat für Insekten und Kleintiere werden. Eine ganze Reihe von Beispielen dafür gibt Bremens Nabu auf seiner Homepage bremen.nabu.de.

Demnach sind grundsätzlich Holzzäune besser als welche aus Metall. Aber selbst die können zu Insektenhotels werden: doppelt gesetzt und mittig aufgefüllt mit Schnittresten, Steinen oder Holz. Üppige Rankpflanzen machen Maschendraht zum Naturidyll. Selbst Beton- und Steinzäune oder Trockenmauern werden zum Lebensraum von Eidechsen, Hummeln oder Bienen, wenn sie Löcher und Nischen haben, am besten noch teils bepflanzt sind.

Berücksichtigung bei Neugestaltung und Umbau von Spielplätzen

„Es wäre großartig, wenn der Bezirk bei Neugestaltungen und Umbauten von Spielplätzen oder Wanderwegen die Bremer Ideen in seine Planungen einfließen ließe“, sagt Julian Emrich (CDU), der den Antrag eingebracht hat. Gerade Bergedorf sei als Bezirk mit viel Grün prädestiniert, mit Maßnahmen für mehr Insekten gegen den drastischen Rückgang der Singvögel vorzugehen: „Die Zahl der Brutpaare ist in Hamburg in den letzten 15 Jahren um 45 Prozent zurückgegangen.“

Allerdings darf bei neuen Zäunen nicht nur an Vögel gedacht werden, warnt Vanessa Haloui vom Tierschutzverein Looki: „Ebenso wichtig ist es, stets zehn Zentimeter Luft unter dem Zaun zu lassen. Nur so können wilde Kleintiere wie Igel, Kaninchen oder Marder ihn unverletzt passieren.“ Reiche etwa ein Maschendrahtzaun bis auf die Erde, strangulierten sich hier manche Tiere beim Versuch, durch die viel zu kleinen Öffnungen zu kommen.

Bitte um etwas weniger Ordnungsliebe im heimischen Garten

Gleichzeitig wirbt sie – wie auch der Bremer Nabu – für etwas weniger Ordnungsliebe im heimischen Garten: „Totholz, verwilderte Grünstreifen oder auch das Stehenlassen mancher Ackerdistel lässt natürliches Leben zurückkehren. Das sehen wir auf unserem Gelände am Pollhof, wo auch ringsrum manches etwas wilder ist. Plötzlich kehren Fledermäuse, Feldhamster, Spitzmäuse, Reptilien, Frösche und Kröten zurück. Die gibt es nämlich auch in Bergedorf. Nur sie werden mehr und mehr verdrängt.“