Ahrensburg. Politik und Verwaltung diskutieren, wie sie die Bürger zu einer insekten- und klimafreundlichen Gestaltung animieren können.

Insektenfreundliche Vorgärten mit vielen Blumen und Pflanzen – diese Art der Gestaltung wünscht sich die Ahrensburger Verwaltung von ihren Bürgern. Doch auch in der Schlossstadt sind sogenannte Schottergärten mit Kies oder Split beliebt, obwohl sie nach Paragraf acht der Landesbauordnung eigentlich verboten sind. Dort heißt es: „Die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder zu bepflanzen, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen.“

Kommunen fehlen die Kontrollmöglichkeiten

Das Problem: Offenbar fehlt es an Kontrollmöglichkeiten. „Es gibt zwar das Gesetz“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. „Aber wir prüfen nur das Planungsrechtliche. Vom Gesetzgeber ist keine Bauabnahme vor Ort vorgesehen. Wir dürfen also gar nicht mehr hin, um zu kontrollieren.“ Beim Bauantrag für ein Einfamilienhaus legten die wenigsten Bürger dar, wie sie ihren Vorgarten gestalten wollten, sagt Rathausmitarbeiter Konstantin Niewelt. „Oft bekommen wir nicht mit, was dort hinterher passiert.“

Der Stadtplaner hat deshalb im Umweltausschuss einige Ideen präsentiert, wie die Stadt Ahrensburg darauf hinwirken könnte, dass Schottergärten weniger werden. Denn sie sind nicht nur für die Tiere ein Problem, sondern auch für das Klima. „Die Steine heizen sich auf, es entsteht Strahlungswärme und das hat einen Einfluss auf das Mikroklima“, sagt Katja Heinecke, Fachdienstleiterin für Grünflächen und Klimaschutz. Problematisch an dieser Gestaltung sei auch, dass die Humusschicht entfernt und stattdessen Flies oder Folie ausgelegt werde, um darauf die Steine zu schütten. „Die Fläche kann kein Wasser mehr aufnehmen oder weiterleiten“, so Heinecke.

Spezielle Regeln für die Ahrensburger Villengebiete

Über neue Bebauungspläne und Gestaltungssatzungen könne die Stadt Einfluss auf die Vorgärten nehmen. Mit einer Einschränkung: „Bestehende Anlagen genießen Bestandsschutz“, sagt Niewelt. Eine Möglichkeit sei, eine Gestaltungssatzung für ganz Ahrensburg zu erlassen, die etwa vorschreibt, dass 70 Prozent der Fläche begrünt werden müssen. Laut Niewelt gibt es aber nur wenige Kommunen, die sich für diesen Schritt entschieden haben. Ein Beispiel sei die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden.

Auch der Stadtplaner steht der Variante skeptisch gegenüber, da der bürokratische Aufwand hoch sei. „Wir müssten nachweisen können, dass die Bürger ihre Vorgärten erst nach dem Erlass der Satzung geändert haben“, sagt er. „Um die aktuelle Situation zu dokumentieren, müssten wir alle Vorgärten in Ahrensburg abfotografieren. Dafür bräuchten wir fast eine eigene Stelle im Rathaus.“

Die Verwaltung empfiehlt daher, den Aspekt künftig in neue Gestaltungssatzungen und B-Pläne aufzunehmen. So gibt es beispielsweise bereits eine Gestaltungssatzung für die Ahrensburger Villengebiete, die besagt, dass mindestens 75 Prozent der Vorgartenflächen von jeglichen Versiegelungen freizuhalten sind. Für die Lange Reihe gilt eine Quote von 70 Prozent. Parallel dazu schlägt die Verwaltung vor, die Bürger noch besser zu informieren, etwa über die Internetseite, Veranstaltungen und Flyer. „Wir könnten auch einen Gartenwettbewerb ausrufen“, sagt Niewelt.

Glinde und Großhansdorf haben bereits Verbote ausgesprochen

„Viele Vorschläge der Verwaltung sind gut“, sagt Klaus Goldbeck (CDU). „Aber ich bin skeptisch, ob das ausreicht.“ Für Jasper Lauert (Grüne) ist es eine Frage der Kontrolle. „Ich halte es für enorm wichtig, etwas zu tun, um unsere Umwelt zu schützen.“ Ein Problem sei, dass die Grundstücke immer kleiner würden, etwa im Stadtteil Ahrensburg-West. „Da bleiben noch ein paar Quadratmeter für die Kinder zum Spielen und der Rest wird versiegelt.“ Gerhard Bartel (SPD) empfiehlt „Zuckerbrot und Peitsche“. Er sagt: „Vielleicht sollten wir neben dem schönsten Garten auch den hässlichsten wählen.“

Auch in anderen Stormarner Kommunen sind Schottergärten zurzeit ein Thema. In Glinde haben die Politiker bereits ein Verbot über die örtliche Bauvorschrift beschlossen. Derzeit erarbeitet die Verwaltung ein Gesamtkonzept, um auch Kontrollen sicherzustellen. In Großhansdorf hat der Bau- und Umweltausschuss entschieden, Schottergärten nicht mehr zu erlauben. Bürgermeister Janhinnerk Voß warnte aber, dass das Bauamt Kontrollen nicht leisten könne.