Hamburg. Der Einsatz der autonomen Shuttles in Bergedorf steht bevor. Dafür sollen auch Einbahnstraßen eingerichtet werden.

Schon im April werden die Umbaumaßnahmen im Bergedorfer Villengebiet beginnen, ab Mai dann die Fahrbegleiter eingewiesen und im Juni der erste der drei selbstständig fahrenden Kleinbusse in seinen engen Straßen zum Lernen unterwegs sein. „Bergedorf trägt von August bis Oktober ein Stück dazu bei, dass das autonome Fahren von morgen nicht allein ein Thema der Hightech-Konzerne im Silicon Valley ist“, sagte Dr. Andree Hohm im jüngsten Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung und brachte die Politiker auf den aktuellen Stand.

Der Experte für Fahrzeugtechnik des Continental-Konzerns koordiniert das sogenannte Real-Labor, das in den drei Monaten im Spätsommer das Villengebiet mit drei autonom fahrenden Kleinbussen komplett erschließen und an den Bergedorfer Bahnhof anschließen soll. Es geht um die Personenbeförderung auf der letzten Meile zwischen Bahn oder Bus und der eigenen Haustür.

Autonome Kleinbusse fahren durch Bergedorfer Villengebiet

Die kostenlosen Shuttles verkehren auf direkte Anforderung ihrer Fahrgäste per App oder Telefon und stehen im Dienst der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Wer sie unterwegs sieht, kann jederzeit spontan zusteigen, sofern noch welche der sechs Sitz- und sechs Stehplätze frei sind. „Es wird mehr als 60 mögliche Haltepunkte im Villengebiet geben, der Stopp am Bahnhof soll im Bereich des Taxen-Standes liegen“, so Hohm.

Damit die autonomen Kleinbusse sicher auf den Straßen unterwegs sein können, fahren sie maximal 18 Stundenkilometer und brauchen bei gegenläufigem Verkehr mindestens 5,80 Meter Straßenbreite. Wo das unterschritten wird, etwa im Heinrich-Heine-Weg, „sind für die Zeit von August bis Ende Oktober Einbahnstraßen vorgesehen, zudem verschiedene Parkverbote“, so Andree Hohm, der auf Nachfrage aus der Politik versprach: „Solche Eingriffe sollen sich insgesamt sehr in Grenzen halten. Es werden im gesamten Villengebiet keine Hundert Parkplätze wegfallen.“

Ein "Operator" der VHH ist mit an Bord

Die Einzigartigkeit des Real-Labors in Bergedorf liegt darin, dass es nicht eine Buslinie ersetzt, sondern ein komplettes Wohngebiet mit allen Beförderungswünschen seiner Bewohner und Besucher bedient – von 8.30 bis 19.30 Uhr an sieben Tagen in der Woche. Damit die drei Fahrzeuge das alles völlig autonom erledigen, braucht es neben der automatisierten Koordination von Bestellungen und Routenplanung vor allem eine ausgefeilte Sicherheitstechnik.

Dafür sorgen diverse Sensoren, die in allen Richtungen Fußgänger, Radfahrer und Autos erfassen. Unter anderem wird an parkenden Autos grundsätzlich sehr langsam vorbeigefahren. Dadurch sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich unter die 18 km/h. Und damit wirklich nichts schief geht, ist auch noch ein „Operator“ der VHH an Bord.

Beliebte Bushaltestelle "Kupferhof" wird wieder eingerichtet

Wegen des gemächlichen Tempos endet das Areal der Shuttle-Busse an Wentorfer und Bergedorfer Straße. Geöffnet wird für sie allerdings die Holtenklinker Straße zwischen St. Petri und Pauli: Hier wird auch Bergedorfs beliebteste Bushaltestelle wieder eingerichtet: der Stopp „Kupferhof“ direkt vor der Kirche.