Hamburg. Trauerfeiern können nun bis Herbst nicht ausreichend beschallt werden. Pastoren stehen vor einem Problem.
Neuer Akt im Trauerspiel um die defekte Elektro-Orgel der historischen Kapelle I auf dem Bergedorfer Friedhof: Seit gestern hat der barocke Backsteinbau von 1908 wieder ein Instrument – doch nun fehlt es in der Kapelle II. Ein Umzugsunternehmen hat deren weit über 100 Kilo schwere E-Orgel am Mittwoch im Auftrag des Bezirksamts mit schwerem Gerät ausgebaut, zur Kapelle I transportiert und dort wieder auf die Empore gehievt.
„Die Kapelle II wird im Herbst ohnehin saniert und dann über eineinhalb Jahre nicht für Trauerfeiern nutzbar sein“, begründet Bezirkssprecherin Gabriele Günter die Aktion. Um das Instrument nicht zwischenlagern zu müssen, habe das Amt entschieden, es jetzt in die Kapelle I zu bringen. Schließlich sei die dortige E-Orgel seit ihrem Totalausfall Anfang November 2020 altersbedingt nicht mehr zu reparieren. „Die angedachte Ersatzbeschaffung haben wir vertagt“, sagt Gabriele Günter. „Ein neues Instrument wird pünktlich vor der Wiedereröffnung der Kapelle II bestellt – und dann dort eingebaut.“
Pastoren vor Probleme gestellt - Trauerfeier ohne Orgel?
Was auf den ersten Blick logisch klingt, stellt vor allem die Pastoren vor neue Probleme: „Wie sollen denn nun die Trauerfeiern in Kapelle II funktionieren? Bis Herbst wird noch mindestens eine halbes Jahr vergehen“, sagt Pastor Thomas Reinsberg. „Ohne eine E-Orgel ist die vergleichsweise große Kapelle II kaum ausreichend zu beschallen.“ Es fehle der für Kirchenlieder wichtige monumentale Klang, ohne den die Stimmung beim Abschied von lieben Menschen fehle. „Zudem darf wegen Corona nicht gemeinsam gesungen werden“, ergänzt Reinsberg. „Bloß Musik vom Band oder oder auch von einzelnen Solisten kann das nicht ausgleichen.“
Unfreiwillig testen werden das die ersten Trauernden schon heute und auch am Freitag. Für beide Tage ist die Kapelle II jeweils einmal gebucht. „Ich hoffe, die betroffenen Kollegen haben sich vorher um Alternativen zur E-Orgel gekümmert“, sagt Marco Kleinert vom Bestattungsinstitut Ollrogge-Kleinert, der von machen Improvisationen aus den vergangenen viereinhalb Monaten in der Kapelle I weiß: „Da musste dann mancher Pastor spontan selbst als Solist singen. Ohne jegliche Instrumenten-Begleitung.“
Orgel nicht Bestandteil der Gebührenordnung
Seinen Vorstoß, das defekte Instrument über einen Spendenaktion zu finanzieren, wies der Bezirk zurück: Man werde selbst ein neues für Kapelle II anschaffen – Ende 2022. Einen Rabatt auf die 225 Euro Kapellen-Nutzungsgebühr ist übrigens nicht vorgesehen. Günter: „Die Orgel ist nicht Bestandteil der Gebührenordnung.“