Hamburg. Bis Ende April Kurzgeschichten einreichen. Jury entscheidet, wer das viermonatige Literatur-Stipendium erhält. Auch Männer willkommen.

Neustart für unser großes Literaturprojekt: Nach einem Jahr Pause wird es in diesem Herbst wieder einen Hamburger Stadtschreiber geben - oder besser eine "Stadtschreiberin".

Der kleine Unterschied im Namen entstammt einem Vorschlag von Kunsthallen-Direktor Dr. Alexander Klar, der in diesem Jahr zum Kreis der Gastgeber hinzu stößt. Ob in der Kunsthalle, im Bergedorfer Schloss, dem Schmidt Theater auf der Reeperbahn oder dem denkmalgeschützten Kontorhaus des Harburger Kulturvereins am Hafen allerdings wirklich eine Frau liest, ist offen: "Auch Männer kommen gleichberechtigt in die Auswahl", sagt Organisatorin Katelijne Gillis. "Die Jury weiß schließlich nichts über den jeweiligen Bewerber, wenn sie im Mai alle Texte liest."

Im Herbst wird es wieder einen Hamburger Stadtschreiber geben

Verändert hat sich allerdings einiges bei der fünften Auflage des Wettbewerbs. Erstmals werden 14 renommierte Hamburger Verlage ihre hoffnungsvollsten Talente zur Teilnahme bewegen. Ab sofort können bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten mit maximal 15.000 Wörtern eingereicht werden, die sich um das Thema "nah' am Wasser gebaut" drehen. Einsendeschluss ist der 30. April 2021. Anschließend tagt die Jury.

Das Stadtschreiberin-Stipendium beginnt mit dem Amtsantritt samt Leseabend am 1. August. Dann werden neben dem Sieger auch die beiden Zweitplatzierten ihre Texte lesen. Zudem ist ein Begleitprogramm geplant: "Wir wollen diesem seit Jahren schon bestehenden, hochkarätigen Literaturprojekt die Aufmerksamkeit verschaffen, die es verdient", sagt Katelijne Gillis, die 2019 selbst Hamburger Stadtschreiberin war. "Spannende Lese-Orte und prominente Gäste sollen Lust aufs Zuhören machen. Gerade auch nach den vielen Entbehrungen der hoffentlich dann beendeten Corona-Zeit."

Stadtschreiberin wird von der Kulturbehörde unterstützt

Insgesamt vier Monate, bis Ende November, wird die Stadtschreiberin in Hamburg sein, anzutreffen an ihren monatlich wechselnden Schreib-Orten. Das Stipendium ist mit 1500 Euro pro Monat dotiert, zuzüglich einer Vier-Monatskarte des HVV und einem Appartement im Künstlerhaus Vorwerkstift im Karolinenviertel. Hauptsponsor ist die Hamburger Volksbank. Zudem wird die Stadtschreiberin von der Kulturbehörde unterstützt. Die Zweitplatzierten erhalten jeweils 500 Euro.

Teilnehmen können in diesem Jahr erstmals nur Autoren, die von den 14 beteiligten Verlagen vorgeschlagen werden. Sie alle verfassen neben der Kurzgeschichte auch ein Motivationsschreiben, in dem sie ihre Ideen für die Monate als "Stadtschreiberin" in Hamburg vorstellen. Bei den Lesungen - geplant ist wenigstens eine pro Monat und Schreib-Ort - sollen möglichst aktuell in Hamburg entstandene Texte präsentiert werden. Aber natürlich sind auch Auszüge aus aktuellen Werken willkommen.

Im August ist das Bergedorfer Schloss der Arbeitsort

Für den August wird wieder das Bergedorfer Schloss der Arbeitsort der Stadtschreiberin sein. Von hier aus sollen der Bezirk, die Bergedorfer und natürlich die Geschichten dieser Stadt in der Metropole kennengelernt und aufgeschrieben werden. "Ein idealer Start, um in Ruhe in Hamburg anzukommen", weiß Katelijne Gillis aus ihrer Stadtschreiber-Zeit 2019. "Bergedorf ist spannend und zum Glück nicht so abgedreht, wie manches Hamburger Szene-Viertel."

Die gebürtige Belgierin (49), die mit ihrer Familie in Aachen wohnt, ist der maßgebliche Motor der Neuauflage des Hamburger Stadtschreiber-Wettbewerbs. Nachdem sich die Initiatoren Ella Marouche und Huug van't Hoff Ende 2019 aus dem Projekt zurückgezogen hatten, nahm sie die Fäden auf: "Ein Stipendium, das über vier Monate Zeit bietet, eine Metropole kennenzulernen und zudem gleich vier unterschiedliche - und sehr verschiedene - so viele Schreib-Orte bietet, gibt es nirgendwo sonst", begründet sie ihr Engagement. "Sowas darf nicht einfach so zu Ende sein. Und gerade nach dieser kulturlosen Corona-Zeit brauchen die Menschen wieder Hochkarätiges und Überraschendes - eben eine Stadtschreiberin, die vielleicht auch ein Mann ist."

Alle Details zum Projekt finden sich im Internet unter www.stadtschreiberin.de.