Hamburg. Nach vier Monaten verabschiedet sich die Hamburger Stadtschreiberin mit einer Lesung und kehrt zurück nach Aachen.
Mehr als 40 Kurzgeschichten, viele Blog-Eintragungen und zahlreiche Begegnungen mit den Hamburgern – nach vier Monaten verabschiedet sich die Hamburger Stadtschreiberin Katelijne Gillis am Donnerstag mit einer Lesung in der Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen (Hühnerposten 1, ab 18.30 Uhr, Eintritt frei) und kehrt zurück nach Aachen.
Hamburger Abendblatt: Welche Überschrift würden Sie über Ihren Hamburg-Aufenthalt schreiben?
Katelijne Gillis: „Das Muster der Wellen“. Eine Stadt wirkt auf einen, sie beeinflusst eine Person, sie dringt durch. Man kann die Wellen nicht genau sehen, fühlen oder hören, aber sie sind da, irgendwie kann man sie in Hamburg wahrnehmen.
Was hat Sie in Hamburg überrascht?
Gillis: Am meisten hat mich überrascht, dass Hamburg ein Dorf ist, wo abends nichts mehr los ist. Nachts herrscht Ruhe, man kann nach 22 Uhr kaum noch etwas zu essen bekommen, „die Küche hat schon zu“. Und ich habe mich als Radfahrer in Hamburg sehr wohl gefühlt, weil der Verkehr, im Gegensatz etwa zu Aachen oder Antwerpen, hier eher ruhig dahinfließt.
Mit welchen Worten würden Sie Hamburg beschreiben?
Gillis: Da fällt mir als Erstes das Wort „Fülle“ ein, das wäre ganz passend, um diese Stadt zu beschreiben. Ich bin mir hier manchmal wie ein Pilzsammler vorgekommen, der mit seinem Körbchen durch den Wald streift. Ich hatte in Hamburg so oft das Gefühl, jeden Tag eine Schatzkiste zu öffnen.
Wie sehen Sie die Hamburger?
Gillis: Die Hamburger sind Händler. Sie sind offen für andere Einflüsse, sie lassen die Leute so, wie sie sind, sie sind neugierig. Sie sind ein Seevolk und wissen, dass der Handel sie groß gemacht hat. Sie haben keine Essenskultur, keine festen Zeiten, sie wechseln ihre Gewohnheiten und passen sich an. So wird alles möglich. Sie sind nicht schnell überrascht.
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Von welchem Erlebnis in Hamburg werden Sie zuerst Ihrer Familie und Ihren Freunden erzählen?
Gillis: Ich würde ihnen zuerst von der Natur in der Stadt erzählen, vom Wasser, von den Parks, vom Strand.
Warum müssen Sie unbedingt noch einmal nach Hamburg kommen?
Gillis: Ich brauche den Seewind und die kühlen Farben, den Geruch des Nordens, das fließende Wasser. Das wird mich immer wieder zurückrufen.