Bergedorf. Am Wochenende informierte der Investor über das Bauprojekt Stuhlrohrquartier. Baustart ist 2019. Bürger werden an Planung beteiligt.

Zur ersten öffentlichen Informationsveranstaltung über das sogenannte Stuhlrohrquartier in Bergedorf kamen am Sonnabend Hunderte Interessierte. Investor ist der deutsch-österreichische Wohnungsbaukonzern Buwog, der die Fläche im April vom Reitbrooker Investor Richard Herrling erworben hat. Das Unternehmen bestätigte auf der Veranstaltung, dass auf dem Areal in der Nähe der Bergedorfer Innenstadt mehr als 1000 Wohnungen entstehen sollen.

Noch keine Details gab es zur Höhe der Gebäude und der genauen Anzahl der Wohnungen. Zuvor hatte es geheißen, dass der Bauherr überwiegend Wohnungen zwischen 45 und 100 Quadratmetern Größe plant. Wie sich das fast 150 Jahre alte Gewerbequartier genau entwickeln wird, wenn es durch ein B-Planverfahren zum Wohn- und Mischgebiet geworden ist, soll unter Beteiligung der Bergedorfer bestimmt werden.

Abriss für 2017 geplant

Schon kommendes Jahr sollen Abrissbagger anrücken, um die noch erhaltenen Gebäude der einst weltgrößten Rattanfabrik von Rudolf Sieverts Stück für Stück aus dem Weg zu räumen. Mit Ausnahme des denkmalgeschützten Stuhlrohrhallen-Komplexes am Schleusengraben soll alles verschwinden, um Platz für die mehr als 1000 Wohnungen zu schaffen, die 2019 bis 2023 bezugsfertig sein sollen. Das Projekt sorgt angesichts der gewünschten hohen Baudichte für reichlich Diskussionen, zudem ist die Zukunft der hier ansässigen Fachmärkte ungewiss. Auch deshalb hat Investor Buwog jetzt angefangen, öffentlich über die Pläne zu informieren.

Auch Bäcker oder Kitas sollen das Quartier beleben

Zunächst stellte sich die Buwog selbst vor, mit gut 51.000 eigenen Wohnungen in Wien und Berlin einer der größten Wohnungskonzerne beider Länder. Die Entwicklung des Stuhlrohrquartiers sei ihr erster Schritt, um auf Hamburgs Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Entstehen werden in Bergedorf vor allem Mietwohnungen, die die Buwog im eigenen Portfolio behält, zudem Eigentumswohnungen und sogenanntes wohnortnahes Gewerbe wie Bäcker oder Kitas.

Nach bisherigen Überlegungen werden die Gebäudekomplexe in vier bis fünf Bauabschnitten errichtet, wobei noch unklar ist, ob auch die Fläche des Sanitär-Großhandels Peter Jensen und das benachbarte städtische Areal am Weidenbaumsweg dazu gehören. Beide hat die Buwog bisher noch nicht erworben. Geplant wird das Areal denn auch vom Schleusengraben her.

Direkte Wasserlage des Quartiers

Nach Vorstellung der Stadtentwickler sollen viel Grün und die völlige Befreiung von Autoverkehr ein Quartier "mit hoher Wohn- und Lebensqualität in direkter Wasserlage" entstehen lassen. Bebaut werden soll das Areal mit Komplexen, die wenigstens sechs bis acht Vollgeschosse haben, teils auch deutlich mehr — laut Bezirksamt eine Verdichtung, wie sie Bergedorf bisher nicht kennt.

Nach der Dialogwerkstatt vom Sonnabend sollen die Bürger auch in den kommenden Monaten weiter über den Planungsstand informiert und um Anregungen gebeten werden: Voraussichtlich im Dezember gibt es eine "gläserne Werkstatt", bei der die beauftragten acht Stadtplanungsbüros ihre Entwürfe vorstellen. Bevor später eine Jury den Sieger ermittelt, werden alle Gelegenheit erhalten, die Ideen der Bürger einzuarbeiten.