AfD-Vize Gauland behauptete, die Deutschen hätten Boateng nicht gerne als Nachbarn. Eine Hamburger Firma dreht den Spieß jetzt um.
Hamburg. Mit seiner Aussage, die Deutschen würden Jérôme Boateng nur als Fußballspieler mögen, hätten ihn aber nicht gern als Nachbarn, sorgte AfD-Vizechef Alexander Gauland für Aufruhr. Ein Hamburger Unternehmen fährt nun eine Retourkutsche: Wie der Bio-Dünger-Hersteller TerraPellet mitteilte, wird die in Lohbrügge niedergelassene Firma den Standort wechseln. Dazu habe der Mehrheitsgesellschafter von TerraPellet, Wolfgang Wetzel, seinen Geschäftsführer aufgefordert.
Hintergrund ist, dass der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete und ehemalige AfD-Politiker, Ludwig Flocken, im selben Gebäude, dem Bergedorfer Wasserturm „Sander Dickkopf“, seine Büro-Räume und auch die dazugehörige Gastronomie angemietet hat. Flocken hatte bei seinem Einzug angekündigt, dort viele Partys feiern zu wollen.
Der Bio-Dünger-Hersteller will durch seinen angekündigten Umzug ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. „Wir wollen unseren Mitarbeitern nicht zumuten, dass sie durch Feiern eines bestimmten politischen Klientels belästigt werden“, erklärte Wetzel. „Aus Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter und als klares Signal gegen rechtes Gedankengut wird TerraPellet den Standort wechseln – koste es, was es wolle.“
Anwohner wollen Flocken aus dem Viertel
Nicht nur TerraPellet, sondern auch andere Anwohner im Viertel sehen den Einzug Flockens in das Lohbrügger Wahrzeichen kritisch. Erst am Sonntag kam es zu einer Demonstration vor dem Wasserturm während einer von Flocken organisierten AfD-Party. Dabei skandierten die knapp 40 Teilnehmer nach Angaben der Polizei immer wieder gegen die rechtspopulistische Partei, bis die Beamten einschreiten und drei Personen vorläufig festnehmen musste.
Flocken flog bereits aus der Bürgerschaft
Flocken, der schon bei Pegida-Demonstrationen mitmarschierte, gilt als einer der umstrittensten Politiker Hamburgs. Der fraktionslose Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft hatte Ende April in einer Debatte, in der es um Salafismus an Schulen ging, unter anderem gefordert, keinen Respekt zu zeigen „vor Männchen, die sich von Gottesgelehrten belehren lassen, wie sie ihre Frauen zu schlagen und ihre Babys sexuell zu missbrauchen haben“. Nachdem der Bergedorfer Orthopäde mehrfache Aufforderungen „zur Sache“ zu sprechen ignorierte, wurde der 55-Jährige für die betreffende Sitzung des Saals verwiesen. Einen vergleichbaren Fall hatte es zuletzt 1993 gegeben.
Im Anschluss distanzierte sich auch AfD-Landeschef Bernd Baumann gegenüber dem Abendblatt von Flocken. Die Partei leitete daraufhin ein Parteiausschlussverfahren ein, dessen Ausgang noch offen ist.