Lohbrügge. Ludwig Flocken plant im “Sander Dickkopp“ Veranstaltungen. Hamburgs Linke fürchtet “Schulungsstätte für rassistische Pegida-Anhänger“.
Den Bürgern von Lohbrügge stehen möglicherweise spannungsreiche Zeiten bevor. In das Wahrzeichen des Stadtteils, den ehemaligen Wasserturm „Sander Dickkopp“, ist Ludwig Flocken eingezogen. Der Orthopäde aus Bergedorf ist ein umstrittenes Mitglied der Hamburger Bürgerschaft.
Der AfD-Abgeordnete vertritt extreme politische Ansichten, hielt Hetzreden und war damit sogar seinen Parteikollegen von vor AfD ein Dorn im Auge. Nur durch seinen Rückzug konnte er seinem Ausschluss aus der Fraktion zuvorkommen. Ihm droht ein Parteiausschlussverfahren. Flocken hat sich im Sander Dickkopp sein Büro als fraktionsloser Bürgerschaftsabgeordneter eingerichtet. Turm-Eigentümer Jörn Schmidt hat ihm auch die beiden ehemaligen Etagen vermietet, in denen bis vor Kurzem ein Gastronomiebetrieb war. Auch der Biergarten gehört dazu. Flocken will die Räume nach eigenen Angaben für politische Veranstaltungen und Schulungen nutzen.
"Jetzt ist der Imageschaden für Lohbrügge und Hamburg da"
„Das ist ein neuer Tiefpunkt für die Entwicklung einer offenen Gesellschaft in Hamburg“, sagte dazu der Lohbrügger Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch (Die Linke) am Mittwoch. „Es hätte anders kommen können und müssen." In den 1980er Jahren habe eine Kulturgenossenschaft das einstige Wahrzeichen Lohbrügges übernehmen wollen. Doch die Stadt habe sich damals vor den Sanierungskosten gescheut und der Bezirk verkaufte das prägende Bauwerk an einen Privatinvestor.
„Es war noch nie das Ding der Stadt, sich kurzfristigen Einnahmen zu verweigern und stattdessen auf langfristige bürgernahe Konzepte zu setzen“, kritisiert Jersch. „Jetzt sind der Imageschaden und der Kulturverlust für Lohbrügge und Hamburg da: Nachdem alle Investoren seit 1994 gescheitert sind, bekommt der Bezirk Bergedorf jetzt eine Schulungsstätte für rassistische Pegida-Anhänger. Ich erwarte ein Handlungskonzept von Stadt und Bezirk, wie sie mit dieser unhaltbaren Situation umzugehen gedenken."