Bergedorf. Nach dem Brand im Schützenheim im März 2011 liegt noch immer keine Genehmigung für einen Neubau im Bergedorfer Gehölz vor. Zu viele Details müssen geklärt werden: Liegen hier noch Blindgänger? Ist die Klärgrube auch für eine zusätzliche Behinderten-Toilette groß genug?
Die Proklamation des neuen Schützenkönigs sollte eigentlich im September im neuen Vereinsheim gefeiert werden – doch daraus wird bestimmt nichts. Der Neubau für das am 19. März 2011 abgefackelte Heim im Bergedorfer Gehölz hinter dem Luisen-Gymnasium lässt noch lange auf sich warten: Da nicht alle Tage ein Schützenheim gebaut wird, achten die Planer auf viele Details, liegt noch immer keine Baugenehmigung vor.
„Dabei haben wir von der Versicherung längst grünes Licht, dass wir für 400.000 Euro bauen können. Selbst dann muss noch mit hartem Bleistift kalkuliert werden“, sagt Hans Windmüller, der Chef von 170 Bergedorfer Schützen.
500 Quadratmeter umbauter Raum soll es werden, in bewährter L-Form für Schießbahnen und Clubheim. Roter Verblendstein und ein schwarzes, um 15 Prozent geneigtes Dach sind geplant. Und dann wird es auch schon komplizierter: „Es fehlen existenzielle Unterlagen. Und da es sich um ein konzentriertes Verfahren handelt, prüfen wir erst, wenn alles komplett ist“, mahnt Kathrin Sprick an. Die Leiterin vom Zentrum für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt hat zwar bereits einen positiven Vorbescheid vom Naturschutz und grünes Licht von den Statikern, aber sie lässt derzeit noch in der Fachbehörde prüfen, ob Stellplätze direkt am Haus genehmigt werden können. Auch die Fachleute für Bomben-Blindgänger werkeln noch, so Sprick: „Die haben neue Luftbilder aus Kanada bekommen und prüfen, ob es vielleicht schräge Einfallstrichter gab.“
Nicht zuletzt wird beim neuen Schützenheim natürlich der Lärmschutz beachtet: Wo der alte Bau von 1937 noch 24 Zentimeter dicke Wände hatte, sollen es nun 40 Zentimeter starke Wände plus Dämmung werden.
Bereits im Januar wurde eine Bauvoranfrage eingereicht, im Februar entschied die Bezirksversammlung über den Neubau – „und seither bekomme ich alle drei Wochen ein Nachforderungsschreiben“, stöhnt Architektin Andrea Neumann aus Ratekau. Derzeit brütet sie darüber, wie viel Pipi die Schützen und ihre Gäste wohl produzieren: Statt vorher zwei Toiletten soll es künftig nämlich eine dritte für Behinderte geben, „und Hamburgs Abwasserbehörde fordert, dass wir uns an die Kanalisation anschließen, wobei es hier 15 Meter Höhenunterschied gibt“, klagt Neumann.
Zum Glück aber gibt es eine DIN-Norm-Liste für Kleinkläranlagen für Vereinshäuser: Fünf Benutzer entsprechen einem Einwohnergleichwert (EWG), der mit 300 Litern Jahresvolumen berechnet wird. „Wenn abends 30 Schützen kommen, muss die Sammelgrube also 1800 Liter Fassungsvermögen haben. Und dann werden wir noch nachweisen, dass für das jährliche Schützenfest Dixi-Klos aufgestellt werden können.“
Zunächst muss also gemessen werden, wie groß die bestehende Grube ist. „Bevor wir keine Berechnung haben, ob die Abwassergrube vernünftig dimensioniert ist, können wir nicht loslegen“, sagt Kathrin Sprick. Und wenn die Architektin nicht Gas gebe, werde es mit einem Baustart in diesem Jahr eher eng.