Bergedorf. Mit einem Gestaltungshandbuch will das Bezirksamt für eine geradlinige Optik am neuen Bahnhofsvorplatz sorgen. Geschäftsinhaber und Gastronomen sollen ihre Aussenwerbung, Sonnenschutz und Möblierung den Vorgaben der Verwaltung entsprechend anpassen.
Mancher sieht sie als Schmuddelecke am schönen neuen Bahnhofsvorplatz. Vielen aber gilt die vornehmlich türkische Geschäftszeile samt Obsthändler aber auch als einzig belebendes Element der grauen Tristesse der neuen Bergedorfer Visitenkarte: Am östlichen Ende des Platzes hat sich eine bunte Geschäftswelt etabliert, die das Bezirksamt jetzt in das Korsett eines Gestaltungshandbuchs zwängen will.
„Wir suchen den Dialog mit den Geschäftsleuten“, sagt Baudezernent Uwe Czaplenski zur Taktik. Die grundsätzliche Haltung des Bezirks sei aber eindeutig: „Die wenig ansprechende Außengastronomie, oft unpassende Markisen und vielfach auch die Werbung am Gebäude sind nicht kompatibel mit dem Gesamterscheinungsbild der Bahnhofsvorplatzes. Wir werden darauf drängen, das anzupassen – mit sanftem Druck in persönlichen Gesprächen. Und möglichst nicht mit der rechtlichen Keule, die eine Gestaltungsverordnung bieten würde“, betont Czaplenski.
Gesprochen wurde bisher allerdings nur mit einem Betroffenen: Obst- und Gemüsehändler Hassan Yilmaz, neuer Betreiber des Güven-Markts, der jetzt City Markt Bergedorf heißt. Der 37-jährige Türke ist für die Ideen des Bezirksamtes allerdings sehr aufgeschlossen: „Ich passe mich der der neuen Qualität des Bahnhofsvorplatzes an“, sagt Yilmaz. „Spätestens im Juni werde ich meine Außenwerbung erneuern, passende Markisen dazu anschaffen und auch mein Personal in den neuen Farben einkleiden.“ Er will einen mittleren fünfstelligen Betrag investieren, um seinen Markt innenstadtkompatibel zu machen.
Etwas verhaltener sind da seine Nachbarn. Ayhan Akan (35), Betreiber vom türkischen Imbiss Sofra sieht sich sechs Monate nach der Geschäftsübernahme finanziell noch nicht in der Lage, nach dem Innenumbau auch seine Außenpräsentation aufzumöbeln. Besondere Probleme hat er mit der absehbaren Vorgabe des Rathauses, die Tische und Stühle nicht weiter als drei Meter hinaus auf den Platz zu stellen. „Ich brauche wenigstens fünf Meter“, sagt Akan.
Ähnliche Wünsche hat auch Kiosk-Betreiber Zaman Yaqubi (36) wenige Meter weiter: „Meine wenigen Stehtische und Sitzgelegenheiten sind für mich wichtig, um überhaupt wahrgenommen zu werden“, sagt er mit Blick auf seine kaum drei Meter breite Ladenfront. „Nach zweieinhalb Jahren als Pächter ist es für mich der erste Sommer, an dem mein Kiosk nicht hinter Bauzäunen und Baggern versteckt liegt. Ich hoffe, dass man das im Bezirksamt auch richtig einschätzt.“
Dass Yaqubi trotz seiner Lage am äußersten Ende des Bahnhofsvorplatzes kurz vor dem Serrahn seit einigen Tagen deutlich mehr Kundschaft hat, liegt auch am CCB-Einkaufszentrum. Denn direkt vor seinem Kiosk haben die Restaurants rund um die Nordsee-Filiale erstmals ihre Außengastronomie geöffnet. Und damit ist die kulinarische Eroberung des Platzes längst nicht abgeschlossen: Pünktlich zur offiziellen Eröffnung am 1. Juni um 14 Uhr startet auch das Café Fes seine Außengastronomie: Sie wird westlich des CCB-Haupteingangs direkt auf dem Bahnhofsvorplatz liegen.
„Alle gastronomischen Angebote werden den Platz zu Bergedorfs neuer Visitenkarte machen. Attraktiv gestaltet und mit Blick auf weit mehr als 40 Bäume, die teils noch in den nächste Tagen gepflanzt werden“, verspricht Stadtplanerin Birte Grabow. „Nur die Haupt-Wegeverbindungen auf dem Platz halten wir frei. Schließlich sind hier täglich Zehntausende unterwegs.“
Wie das genau aussehen soll und welche Vorgaben dem Bezirksamt für Markisen, Sonnenschirme, Möblierung und Außenwerbung vorschweben, soll im nächsten Stadtplanungsausschuss vorgestellt werden. Die öffentliche Sitzung beginnt am 6.?Juni um 17.30 Uhr im Rathaus, Wentorfer Straße 38. Bis zur Präsentation des Gestaltungshandbuchs, das für alle aktuellen und künftigen Anlieger des Bahnhofsvorplatzes als Leitfaden gelten soll, wird es dann noch etwa einen Monat dauern.