Allermöhe. Trotz Flüchtlingskrise und Wohnungsnot: Im Landgebiet sind mehrere städtische Immobilien unbewohnt. So begründet die Saga den Leerstand.
- Der Bedarf an bezahlbaren Wohnraum ist im Umkreis Hamburgs enorm. Nun ist aufgefallen, dass die Saga Leerstand in mehreren ihrer Einfamilienhäusern verzeichnet.
- Trotzdem soll die städtische Wohnungsgesellschaft laut eigenen Angaben jedes Jahr mehr 2000 Wohnungssuchende vermitteln – darunter aktuell auch viele Geflüchtete aus der Ukraine
Der Bedarf an Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge ist groß. Und Bergedorfs CDU-Fraktion waren einige Häuser im Landgebiet aufgefallen, die offenkundig leer stehen. So etwa am Mittleren Landweg 49 und 51 sowie am Allermöher Deich 303 und die linke Hälfte von Hausnummer 113. Auch die Linken fragten nach, ob die Häuser vielleicht geeignet, verfügbar und bezugsfertig sind. Unbefriedigende Antworten kamen jetzt im Bergedorfer Ausschuss für Soziales und Integration – von Vertretern der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga.
Die Immobilien am Allermöher Deich seien im Eigentum des LIG, des Landesbetriebs Immobilienmanagement, heißt es: „Wir sollen die Häuser zwar übertragen bekommen, haben die aber noch nicht besichtigt. Daher wissen wir nicht, ob sie nutzbar und verkehrssicher sind“, sagt Andrea Kelch. Allerdings würde man in die Gebäude auch „nicht mehr investieren“, so die Geschäftsstellenleiterin für Bergedorf und Mümmelmannsberg.
Ärger über Leerstand: Häuser im Landgebiet ungenutzt
Ähnlich ungewiss sieht es am Mittleren Landweg aus, so Sven Wittstock, der bei der Saga die Bestandsbewirtschaftung koordiniert: „Da haben wir entmietet. Jetzt will die LIG die Häuser erwerben, die als planungsbefangen gelten, weil die Fläche für die Zufahrt nach Oberbillwerder gebraucht wird.“
Bis es vielleicht Mitte 2024 soweit ist, wird auf eine Zwischennutzung gehofft, denn „die ist vermutlich auch günstiger als Hotelunterbringungen“, meint Mathias Zaum (CDU). Er ist überzeugt davon, dass Familien hier auf jeden Fall besser aufgehoben wären als in einer Sammelunterkunft – und will über den Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator nun eine Anfrage an den Senat stellen: Was hat die LIG wann geplant?
Öffentlich-rechtliche Unterbringung kommt Hamburg teuer
Laut Rechnungshof hatte Hamburg Ende des Jahres 2021 in den Unterkünften von Fördern & Wohnen rund 27.000 Menschen öffentlich-rechtlich untergebracht. Die Kosten dafür betrugen etwa 214 Millionen Euro. Dies entspricht 538 Euro pro Person und Monat. Damit ist die öffentlich-rechtliche Unterbringung teurer als die Unterbringung in anderem Wohnraum.
Unterdessen beteuert die Saga, dass sie vertragsgemäß jährlich mehr als 2000 Wohnungssuchende vermittelt: „Zuletzt haben wir 193 Bergedorfer versorgt, darunter waren 73 vordringlich Suchende“, sagt Sven Wittstock. Zudem habe man zu Beginn des Ukrainekriegs gezielt nach leeren Wohnungen gesucht: „Anfangs haben wir 130 Wohnungen identifiziert, davon sind aktuell noch immer 72 in Betrieb. Der Rest wird inzwischen saniert oder wurde abgebrochen“, schildert Wittstock. Allerdings liegen diese Wohnungen nicht in Bergedorf.
Wer indes einen Flüchtling in seiner gemieteten Saga-Wohnung aufnehmen möchte, kann dies ohne Umstände: „Wir verzichten auf die Untermietzuschläge.“
- Hamburg bringt bundesweit die meisten Wohnungslosen unter
- Trotz Bedarf: Flüchtlingsunterkunft soll 2023 schließen
- Millionären gehören 200.000 Wohnungen in Hamburg
Vermieter übrigens müssen einen Leerstand nach vier Monaten melden – außer, es steht ein Abriss oder eine Sanierung an. Ansonsten können Bußgelder bis zu 500.000 Euro verhängt werden. Das Bezirksamt Bergedorf indes hat in den Jahren 2022 und 2021 keine neuen Bußgelder verhängt. stri