Hamburg. Dominik Lorenzen fordert zunächst „kluge und tragfähige Lösungen für die bisherige Staatsoper“. Auch Denkmalverein äußert sich skeptisch.
Das Abendblatt-Interview von Klaus-Michael Kühne zum möglichen Opernneubau in der HafenCity hat Wellen geschlagen. Die Planungen seien weit gediehen, die Unterstützung in der Stadt wachse, hatte der Milliardär erklärt. Bestenfalls könnte schon im kommenden Jahr der Bau beginnen. In der Kulturbehörde wollte man sich dazu nicht konkret äußern. Man rede weiter gut miteinander, hieß es. Eine Verabredung wolle gut geplant sein, bevor man einschlägt. Es gebe keinen Zeitplan, wann was bei den Verhandlungen erreicht werden müsse.
Konkreter wird nun der Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen: „Hamburg ist eine internationale Kulturmetropole, die Hamburger Oper ist ein wichtiger Teil davon“, sagte er dem Abendblatt. Die Elbphilharmonie habe gezeigt, welche Strahlkraft eine architektonisch überzeugende internationale Spielstätte haben kann.
Grünen-Fraktionschef Lorenzen stellt Bedingungen für Opernneubau
„Mir ist dabei aber wichtig: Wir dürfen in dieser Debatte unsere bisherige Oper nicht aus dem Blick verlieren. Es braucht ein überzeugendes Konzept für den jetzigen Standort der Staatsoper am Gänsemarkt. Bevor wir von neuen Opern träumen, sollten wir kluge und tragfähige Lösungen für die bisherige Staatsoper finden.“ Diese gibt es bislang noch nicht. Es kursieren vage Ideen, dort beispielsweise Musicalaufführungen zu ermöglichen.
„Eine neue Oper kann es nur unter Regie der Hamburger Politik und der Bevölkerung geben. Natürlich kann man sich mit einem Stifter wie Kühne auf ein gemeinsames architektonisches Konzept einigen“, so Lorenzen. „Das darf aber nicht zulasten von Beteiligungsprozessen bei einem Vorhaben dieser Dimension gehen oder gar zu einer ausschließlichen inhaltlichen Einflussnahme von Einzelpersonen führen.“
Ein solches Großprojekt dürfe niemals auf Kosten der vielen anderen kleineren Projekte in der Kunst- und Kulturszene, insbesondere der freien Szene, gehen. „Die Förderung der vielen Kreativen und Kunstschaffenden hat Vorrang.“ Es sei gut, dass sich in Hamburg sehr wohlhabende Bürger traditionell für die Stadt engagieren. „Hierfür gäbe es aktuell allerdings auch viele andere gute Gelegenheiten, die Menschen über alle Milieus hinweg oder der Innovationskraft Hamburgs insgesamt zugutekämen.“
Denkmalverein will „Kulturdenkmal der Nachkriegsmoderne“ bewahren
Noch kritischer sieht der Denkmalverein die Opernpläne: „Die Staatsoper befindet sich seit bald 200 Jahren am Dammtor“, betont Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt. Das Gebäude des Architekten Gerhard Weber aus dem Jahr 1955 sollte dort in der jetzigen Funktion erhalten bleiben. „Es wäre weder baukulturell noch finanziell zu verantworten, dieses bedeutende Kulturdenkmal der Nachkriegsmoderne einer unklaren Zukunft zu überlassen und stattdessen viel Geld für einen Neubau zu verschwenden.“ Wichtige Entscheidungen zur Architektur, Denkmalpflege und Stadtentwicklung – und dazu gehöre selbstverständlich die Oper – sollte die Stadt selbst treffen.
Kühne hatte auf einen Sinneswandel in der Politik verwiesen. „Die Einstellung dazu hat sich zuletzt sehr ins Positive gewendet. Am Anfang bin ich mit der Idee auf eine Menge Skepsis gestoßen, auch weil viele an der alten Staatsoper hängen“, sagte Kühne. Aber das Haus sei sanierungsbedürftig, es müsse viel Geld in die Technik investiert werden. „Es soll für andere Zwecke bestehen bleiben, aber eine neue Oper bietet ganz neue Chancen. Und diese Erkenntnis hat sich nicht nur bei Kultursenator Brosda mehr und mehr durchgesetzt.“
Kühne will 300 Millionen Euro zur Verfügung stellen
Der Wahlschweizer und Herzenshamburger hatte mehrfach angedeutet, für den Opernbau 300 Millionen Euro bereitstellen zu wollen. Für die Erschließung und den Hochwassersockel soll die Stadt aufkommen, der Stifter finanziert dann das Gebäude. „Der endgültige Betrag steht noch nicht fest, es soll aber in dem Kostenrahmen möglich sein. Wenn es nachher fünf oder zehn Prozent mehr sind, wäre das beherrschbar. Man muss sich ein Limit setzen, damit die Kosten nicht davonlaufen. Deshalb sollten wir jetzt schnell entscheiden und den Auftrag vergeben.“
- Neues Klima-Center in Hamburg: Milliardär Kühne spendiert 40 Stellen
- Hamburger Gründerpreis für Klaus-Michael Kühne: „Stadt kommt nicht recht voran“
- Elbtower: Hamburger Lösung? Chancen auf Weiterbau des Wolkenkratzers steigen
Die Errichtung des Operngebäudes gilt als langwierig: „Wenn es jetzt losginge, bräuchte man im günstigen Fall ungefähr fünf Jahre“, sagt Kühne. „Bis zum Start dauert es wohl noch ein halbes Jahr, ich rechne also mit einer Fertigstellung zwischen 2030 und 2032.“ Beobachter gehen indes davon aus, dass es noch deutlich länger dauern dürfte, bis die ersten Bagger am Baakenhöft in der HafenCity rollen.