Themen: Otto und Homeoffice +++ Wo sind die Bunker? +++ Drei Monate Plan
Wachsende Spaltung
26.11.: Homeoffice-Freunde erhöhen Druck auf Otto – „Existenzängste“
In der vergangenen Woche prägten die Begriffe »Wut & Verzweiflung« die Berichterstattung über die geplanten Veränderungen der Home-Office-Regelungen bei Otto Versand. Nun ist von »Existenzängsten« die Rede. Dabei geht es um eine Erhöhung der Präsenzzeiten von 30 % auf 50 %. Doch wie verhält sich diese Debatte zur Lage anderer Arbeitnehmer*innen in Deutschland? Während die Otto-Belegschaft um die Ausgestaltung hybrider Arbeitsmodelle ringt, stehen die Mitarbeitenden von Unternehmen wie VW, Ford, Bosch oder Thyssen-Steel vor deutlich existenziellen Herausforderungen: dem drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze. Die Belegschaften in Wolfsburg, Köln, Schwäbisch Gmünd und Duisburg kämpfen nicht um den Luxus von Flexibilität, sondern um ihre berufliche Existenz. Die Vorstellung von 100 % Präsenz an einem sicheren Arbeitsplatz dürfte für viele dort mehr Hoffnung als Verzweiflung auslösen. Diese Gegensätze offenbaren die wachsende Spaltung der Arbeitswelt in Deutschland: Auf der einen Seite hoch qualifizierte, oft urbane Wissensarbeiter*innen, deren Diskussionen von Arbeitsmodellen und Work-Life-Balance geprägt sind. Auf der anderen Seite traditionelle Industriearbeiter*innen, die durch strukturelle Umwälzungen wie die Energiewende, Automatisierung und Standortverlagerungen direkt in ihrer Existenz bedroht werden. Es braucht einen Ausgleich, der sowohl die Interessen der modernen Arbeitswelt als auch der klassischen Industrie adressiert. Denn ohne Verständnis und Zusammenhalt droht eine Gesellschaft, die sich immer weiter voneinander entfernt.
Eric Langerbeins
Persönliche Freiheit?
Es ist schon erstaunlich, was sich bei dem Online Anbieter so abspielt. Da investiert das Unternehmen in eine neue Otto-Zentrale, sicher auch mit allen Wohlfühlelementen für die Beschäftigten, die heute zeitgemäß sind. Die Beschäftigten wollen aber auf jeden Fall ihre persönliche „Freiheit“ der Remote Arbeit beibehalten. Dem Vorstand bei Otto kann man nur empfehlen, nicht von seiner Vorstellung von einer 50-prozentigen Präsenzpflicht abzuweichen und sein Direktionsrecht umzusetzen. Ansonsten wedelt bei Otto der Schwanz mit dem Hund.
Thomas Nahr
Widerstand wundert
Da investiert ein Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro in die neue Firmen-Zentrale, sicher mit allen Annehmlichkeiten rund um New Work und abgestimmt mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat, und dann möchte ein Großteil den aus der Not (Corona) entstandenen Home-Office Status aufrechterhalten. Es mag vereinzelt Gründe geben, die das rechtfertigen, aber in der Breite wundert mich der Widerstand schon. Wenn ich schon lese, die „meisten Beschäftigten kommen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag“, gehen bei mir schon die Alarmglocken an. Was für ein tolles, langes Wochenende. Da können „normale“ Arbeitnehmer ja nur von träumen. Diese Forderungsmentalität von Betriebsrat und Arbeitnehmern gegenüber einem sonst recht sozial eingestellten Arbeitgeber finde ich äußerst bedenklich und ich hoffe, das Unternehmen setzt sich durch. Das hohe Investment in eine Firmenzentrale allein schon würde das rechtfertigen.
Christian Schmidt
Geschäftsführender Gesellschafter
CS Business Center GmbH
Kein gutes Zeichen für die Demokratie
27.11.: Umfrage: Wie Hamburgs Parteien nach dem Ampel-Aus dastehen
Mir stellt sich doch direkt die Frage, was die guten Umfragewerte für SPD und Grüne, aber auch Peter Tschentscher persönlich wert sind, wenn die Hälfte der Befragten Dennis Thering nicht kennt? Mit ist jedenfalls rätselhaft, wie man sich über die Leistungen der Parteien und Politiker auf dem Laufenden halten kann, ohne über den Namen des Spitzenkandidaten der CDU zu stolpern. Mein Verdacht ist also, dass ein großer Teil der Befragten und somit auch der Wähler sich nicht regelmäßig oder gar nicht mittels der Tageszeitungen mit Hamburg-Teil, der regionalen TV-Programm oder anderer Quellen auf dem Laufenden hält, sondern die Sympathiepunkte eher aufgrund des eigenen, sehr kleinen und von ganz persönlichen Interessen geprägten Umfelds vergibt. Auf diese Weise geraten strategische Themen, wie die Wirtschaftspolitik im Allgemeinen und Hafenpolitik im Speziellen bei denen aus dem Fokus, die einen vermeintlich sicheren Arbeitsplatz haben. Und jener weit überwiegende Teil der Hamburger, die gut mit Wohnraum versorgt sind, interessiert ich dann auch eher für die drohende Verschattung des eigenen Gartens, als die Wohnungsnot der Mitbürger. Vielleicht helfen bei der nächsten Umfrage ein paar Kontrollfragen: „Was halten Sie davon, dass Herr Dressel sich eine superteure Restaurierung seiner Büros in feinster Adresslage gönnt, aber kein Geld für Schulen und Frauenhäuser hat?“. Oder „Wären Sie eher bereit, die Neubauten ihn Ihrer Nachbarschaft zu akzeptieren, wenn dort bevorzugt die demnächst dringen, auch von Ihnen benötigten Beschäftigten von Pflegheimen und Kliniken einziehen dürfen?“
Volker Zimpel
Kunstvolle Stille
26.11.: Thomas Hengelbrock reißt die Elbphilharmonie zu Jubelstürmen hin
In der Rezension von Frau Fischer-Zernin vermisse ich die wunderbare Klangfarbe des Chores. Laut singen kann jeder, aber diese kunstvolle Stille des Singens ist wirklich sehr besonders hervorzuheben! Das Foto von Thomas Hengelbrock in Ihrem Artikel ist ein altes-falsches, weder er noch andere Menschen des Ensemble trugen ein weißes Hemd.“
Gisela Zieren
Zentrale Staatsaufgabe
27.11.: Wo sind die Bunker? Bürger müssen sich selbst schützen
Die Bundeswehr ist mangels Munition nicht einsatzbereit – und in Hamburg steht kein Schutzraum zur Verfügung. Jetzt erst soll ein Konzept für Bunker erstellt werden! Aber die Herren in der Politik streiten sich, wer Schuld ist am Ampel-Ende, geben Gelder für Radwege in Peru und debattieren über Gender-Sprache und AfD. Es darf doch wohl nicht wahr sein! Selbst im restriktiven liberalen Staatsverständnis ist die Sicherheit der Bürger eine zentrale Staatsaufgabe. Offenbar nicht für unsere Regierung. Es wird Zeit, dass sich die Politiker auf die Schwerpunktthemen besinnen und Politik für die Bürger machen.
Christian Ernst
Zu wenig und zu spät
27.11.: Habecks Drei-Monate-Plan für die Industrie
Dass die noch laufenden Atomkraftwerke auf Drängen der Grünen vorzeitig abgeschaltet wurden, war ein fataler Fehler. Zu seiner Aussage“Wir haben viel getan, aber häufig zu wenig und zu spät“, muss man hinzufügen und vieles falsches. Dass der Strompreis dann steigen würde, war vollkommen klar, die Folgen dieses Fehlers bekommen wir jetzt zu spüren. Die zusätzlichen Kosten sind für die Industrie nicht kompensierbar, also verlassen sie den Standort Deutschland oder stellen die Produktion ein. Die Industrie grün umzubauen ist teuer und in so kurzer Zeit nicht zu realisieren. Eine kurzzeitige Strompreissubventionierung hilft dann auch nicht mehr
Uwe Wallaschek
Selbstüberschätzung
Jetzt möchte Herr Habeck wieder mit Aktionismus glänzen. Alle seine Wirtschaftspläne habe die Deutsche Wirtschaft kurz vor den Ruin geführt. Subventionen für E-Autos, Strom, Wärmepumpen. Viele müssen Insolvenz anmelden, weil Herr Habeck leider keine wirtschaftliche Ausbildung vorweisen kann und keine andere Lösung kennt als Subventionen oder Verbote. Herr Habeck ist der Sargnagel für die Deutsche Wirtschaft. Selbstüberschätzung ohne Ende.
Detlef Korhon
Weiter Richtung Krise
Habecks „Drei-Monate-Plan für die Industrie“ ist heiße Luft. Und davon haben wir bereits mehr als genug. Gute Wirtschaftspolitik erkennt man an funktionierenden Rahmenbedingungen. Das Gegenteil ist der Fall. Gas- und damit Strompreise explodierten aufgrund der Russland-Sanktionen, die vom ersten Moment an bis heute umgangen werden. Gewerkschaften setzen mindestens zweistellige Lohnsteigerungen durch und erreichen nur, dass die Menschen noch weniger Geld in der Tasche haben - denn so kommt nicht die Wirtschaft in Schwung, sondern nur der Lohn-Preis-Spirale. Autohersteller produzieren am Markt vorbei und fordern für ihren unverkäuflichen Elektroschrott dann lautstark Förderprämien – und die Politik geht darauf ein. Auf der einen Seite eine Wirtschaftspolitik, die nur auf Wählerstimmen und das eigene politische Überleben ausgerichtet ist. Auf der anderen Seite Unternehmen, die nicht mehr unternehmerisch handeln, sondern es sich am Subventions-Tropf gemütlich machen. Beides zusammen führt unser Land weiter in Richtung Krise. Probleme werden ausgeblendet, bleiben ungelöst und verschlimmern die negativen Auswirkungen bis hin zur Ausweglosigkeit. Offenbar sind wir auf dem Weg dorthin, denn in ihrer Hilflosigkeit rufen Politik und Wirtschaft nach einer „Reform der Schuldenbremse“. Das ist ungefähr so, als ob ein Gangster ruft „Hände hoch – ich reformiere jetzt Ihre Brieftasche!“
Uwe Karsten Bäcker
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