Themen: Klaus von Dohnanyi sorgt sich um die Hansestadt +++ Was den Wählern unter den Nägeln brennt +++ Kolumne über Selbstdiagnosen
„Wir müssen aufholen“
1. November: „Der Hafen wird an Bedeutung verlieren“
Liest man Dohnanyis Kolumne, denkt man auch immer ein wenig an Helmut Schmidt. Was die beiden Hamburger und ehemaligen Bürgermeister Hamburgs gemeinsam hatten bzw. haben? Tiefgreifende Sorge um ihre Heimatstadt und Wirkungsstätte, gewachsene und erarbeitet globale Kenntnisse, weitsichtige Zukunftsperspektiven und Unabhängigkeit vom politischen Tagesgeschäft und von Richtungs- und Wahlkämpfen. Hamburgs inzwischen zu stark belastetes Standbein „Hafen“ braucht schon lange eine realistische Einschätzung, auch wenn sie schmerzhaft ist. Die Annahme, dass im Hafenbetrieb die Zukunft Hamburgs liegt, ist Wunschdenken und entbehrt jeder realistischen Betrachtung. Der lange Weg durch die Elbe, die chronische Verschlickung und die praktischen Alternativen sprechen dagegen. Warum muss Hamburg alle Schiffe ent- und beladen? Können wir uns im Hafen nicht intelligent spezialisieren und stattdessen stärker auf einen zweiten Pfeiler setzen und die wissenschaftliche Forschung als Hamburgs Schwerpunkt setzen? Aber kein aktiver Politiker hat den Mut, hier Tacheles zu reden und ein weiteres sicheres Fundament für Hamburg mit Begeisterung ernsthaft voranzutreiben. In Bahrenfeld wäre dafür der Grundstein schon gelegt, aber die Weiterentwicklung geht viel zu langsam und viel zu bescheiden. Wir haben da doch einiges aufzuholen, wenn man sich in der Welt umschaut! Und mit Sicherheit würde sich auch dabei der Bund finanziell so engagieren wie jetzt beim Hafen.
Uwe-Carsten Edeler
Chancen liegen gelassen
Hamburg hat leider in der Tat vieles verschlafen. Ein großer Fehler war es, an dem Hafen in Hamburg in der jetzigen Form festzuhalten, mit dem Versuch, ihn für immer größere Containerschiffe passierbar zu machen, verbunden mit einem ungeheuren finanziellen Aufwand für Investitionen in den Hafenausbau, eine neue Köhlbrandbrücke, dem ständigen Ausbaggern der Elbe. Für das gleiche Geld oder weniger hätte man auf eigenem Grund und Boden einen hochmodernen Tiefwasserhafen in Cuxhaven/Neuwerk bauen können. Dort wären dann die Container auf sogenannte Feederschiffe umgesetzt und weiter nach Hamburg verbracht worden, um die exzellente Anbindung Hamburgs und die vorhandenen Umschlagskapazitäten weiter zu nutzen. Kreuzfahrtschiffe könnten Hamburg weiter problemlos anlaufen. Verpasst wurde auch die Chance, einen Internationalen Flughafen in Kaltenkirchen zu bauen. Das wurde dann von politisch und wirtschaftlich Klügeren in München umgesetzt. Damit wurde auch die Gelegenheit vertan, auf dem jetzigen Flughafengelände in Fuhlsbüttel ein modernes Messezentrum zu errichten und das jetzige Messegelände in bester Innenstadtlage attraktiveren Nutzungsmöglichkeiten zuzuführen.
Harald Ploß
Umfuhr ändern
Nun haben wir den Salat: Weil die Terminalgates überlastet sind, geben die ersten Trucker auf, Ladung wandert ab, und Hapag-Lloyd verlegt Linien von der HHLA nach Wilhelmshaven. Zur Entlastung der Gates würde erheblich beitragen, würde die sogenannte Umfuhr (innerhalb des Hafens) auf dem Wasser stattfinden (ohnehin der naheliegendste Weg). Gleichzeitig würde die marode Köhlbrandbrücke geschont werden, denn die Hälfte der Umfuhren verläuft über die Brücke (jeder Lkw kostet die Brücke rechnerisch eine halbe Minute Lebenszeit – bei 13.000 täglich!). Um die Umfuhr wettbewerbsfähig auf das Wasser zu verlagern, bedarf es allerdings eines neuen Konzeptes. Die auch noch extrem klimafreundliche „Port Feeder Barge“ wird aber ausgerechnet von der HHLA seit Jahren blockiert, an der der Senat trotz Teilverkaufs unbedingt eine 50,1%ige Mehrheit halten wollte, um sich steuernden Einfluss zu sichern. Man fragt sich: wozu eigentlich?
Dr.-Ing. Ulrich Malchow
Jeder hat es in der Hand
3. November: Umfrage: Diese Themen brennen Hamburgs Wählern unter den Nägeln
80 % der Befragten sehen also den Verkehr in Hamburg als größtes Problem. Als ich das las, musste ich an die Beschriftung auf Bussen vor bereits 20 Jahren in Schwerin denken. Dort stand „Du stehst nicht im Stau, du bist der Stau“. Der Satz hat natürlich auch heute noch Gültigkeit in Hamburg. Aber solange viele Bürger meinen, aus Bequemlichkeit viele Wege, die man auch leicht anders zurücklegen könnte, mit dem Auto fahren zu müssen, wird sich nichts ändern. Die Physik kann man nicht überlisten, Hamburg ist nicht Los Angeles mit seinen 12 Autofahrstreifen. Bei uns sind da Wohnhäuser im Weg.
Kai Dirksen
Große Aussage
2. November: Zack, Dackeltrauma!
Vielen Dank für Ihre Kolumne und die Lanze, die Sie für ernsthaft psychisch Erkrankte gebrochen haben, Herr Schumacher. „Dackeltrauma“ ist die passende Bezeichnung für Mitmenschen, die keinen Begriff davon haben, dass Trauma eine Bezeichnung für ein potenziell lebensbedrohliches Erleben ist. Es ist kein Vergnügen, therapeutische Hilfe zu benötigen und darum kämpfen zu müssen, einen Platz und eine Kostenübernahme zu erhalten. Ohne sich überhaupt Gedanken darüber gemacht zu haben, wie viel Kraft eine Therapie kostet, mit einem wöchentlichen Besuch beim Therapeuten ist es nicht getan! Es bedarf täglicher Auseinandersetzung mit sich selber, um immer wieder mühsam neue Ziele und Fortschritte zu erarbeiten. Das ist ein Vollzeitjob, und die meisten Erkrankten sind auch noch berufstätig und/oder haben eine Familie zu versorgen.
Eine kleine Kolumne mit einer großen Aussage!
Silvia Birnstingl
Zutreffend
Herr Schumacher bringt es wie immer treffend auf den Punkt. Es gibt nicht nur das beliebte Thema Krankheiten beim Seniorenbingo, es ist jetzt verbreitet und beliebt bei Partys und anderen Zusammenkünften, über Psychomacken zu sprechen. Früher hat man über solche Macken gelacht, und heute wird einem gleich ein Psychologe empfohlen. Der wiederum hat eine lange Warteliste, weil es inzwischen viele gibt, die glauben, irgendwie irgendein Trauma zu haben. Ich fühle mich manchmal traumatisiert, wenn ich umgeben bin von Menschen, die sich schon bei leichtem Alltagsstress getriggert fühlen und ein Burn-out vorgeben. Menschen, die sagen, dass sie in den dunklen Wintermonaten depressiv werden und im Süden überwintern müssen. Ich fühle mich traumatisiert von spirituellen selbst ernannten Heilerinnen, die ein Foto meiner Aura machen wollen. Lieber sind mir spielfreudige humorvolle Zeitgeister, mit denen ich bei einem guten Wein „Pantomime“ und „Tabu“ spielen kann. Da kommt Stimmung auf!
Regina Grabbet
Sehr informativ
30. Oktober: Bedrohlich: Fast kein Platz mehr frei in Hamburgs Gefängnissen
Der Autor des Artikels muss sich sehr lange mit der Thematik befasst haben. Nur sehr selten habe ich einen Beitrag in einer Zeitung gelesen, der sich so detailliert – und richtig – mit den Gefängnissen Hamburgs beschäftigt hat. Nur ein Thema hat der Verfasser völlig vergessen: Die Strafvollzugsanstalten sind deswegen so überfüllt, weil hier zu 50 Prozent – und mehr – Ausländer als Insassen die Gefängnisse füllen. Die Augen davor zu verschließen, hilft nicht weiter. Die Nichterwähnung der ausländischen Häftlinge führt auf die Dauer nur zu einer zusätzlichen Ausländerfeindlichkeit.
Dr. Manfred Schwarz
Kinder nicht gesichert
30. Oktober: Vollgas auf dem Gehweg: Ärger über Lastenradfahrer in Hamburg
Nicht nur, dass die FahrerInnen solcher Lastenfahrräder mit teilweise hoher Geschwindigkeit und ohne Rücksicht auf Fußgänger die Gewege nutzen, es sitzen in den meisten Fällen noch bis zu zwei Kinder in den Kästen. Kinder als Last? Wieso lässt der Gesetzgeber so etwas zu? Ohne jegliche Sicherung.
Wenn ich ein Kind im Auto transportieren möchte, benötige ich einen DIN-genormten Kindersitz, für die wesentlich gefährlicheren Lastenfahrräder gilt das nicht. Entsprechend stellt sich die Frage nach ausreichendem Versicherungsschutz und Kennzeichenpflicht.
Derk Langkamp
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