Themen: Friedrich Merz: Kampf um Kanzlerkandidatur +++ Rad-Ärger in Ottensen +++ Sanierungsstau: Einsturz der Carolabrücke in Dresden
Geschafft! Lebenstraum erfüllt!
Nun hat er es also geschafft und ist seinem Lebenstraum ein großes Stück näher gekommen: Friedrich Merz ist Kanzlerkandidat der Union. Die Voraussetzungen für die Vollendung dieses Traumes scheinen perfekt: die Union führt haushoch in den Umfragen, und die große Mehrheit der Bürger ist mit der amtierenden Ampel-Regierung unzufrieden. Doch Friedrich Merz hat noch ein großes Stück des Weges vor sich. Für seinen schlussendlichen Erfolg sind aus meiner Sicht fünf Faktoren wesentlich: Erstens muss Herr Merz es schaffen, ausgereifte Lösungsvorschläge und Beiträge zu präsentieren, statt der Versuchung zu erliegen, in populistisch simple Phrasen zu verfallen. Diese Einfachheit sollte das Fachgebiet der AfD bleiben. Zweitens sind die Wähler gespannt, mit welchem Partner Friedrich Merz seine Politik umsetzen möchte. In der letzten Zeit ist die Union eher mit Ausschließen von Regierungsoptionen, als mit dem Erschließen von Möglichkeiten aufgefallen. Besonders interessant zu beobachten wird sein, wie sich Herr Söder aus seiner kategorischen Ablehnung der Zusammenarbeit mit den Grünen herauswinden wird. Drittens muss Herr Merz erklären, warum die Wähler ausgerechnet der CDU, die noch vor drei Jahren die Regierungschefin mit Richtlinienkompetenz stellte, wieder das Vertrauen schenken sollen. Die derzeitige Regierung schafft es zwar erkennbar nicht, die Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Hierbei sind sehr viele Probleme allerdings der Bräsigkeit der Vorgängerregierung geschuldet. Viertens muss der Privatpilot und ehemalige BlackRock-Aufsichtsratsvorsitzende Merz glaubhaft darstellen, dass er mit seiner Politik das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger im Blick hat und nicht nur den oberen 10.000 dient. Und schließlich ist immer noch Markus Söder präsent, der vor vier Jahren seine Niederlage in der Kandidatur gegen Armin Laschet nicht verwunden und den Kanzlerkandidaten in einer Tour torpediert hat. Man darf gespannt sein, ob die Eintracht der Schwesterparteien CDU/CSU die nächsten 375 Tage bis zur Bundestagswahl überdauert. Bekommt Friedrich Merz diese Punkte gelöst, dann wird er sein Ziel erreichen und verdient Bundeskanzler werden. Schafft er es nicht, dann bleibt er, was er ist: Scholz‘ bester Mann.
Dr. Stephan Risse
Riesige Geldverschwendung
Nun soll der schöne Fahrradweg mit fünf Metern Breite zwischen den Bäumen in der Bleickenallee also tatsächlich nach links und rechts auf die Straße verlegt werden. Dazu soll sogar noch historisches Kopfsteinpflaster für viel Geld „geschnitten“ beziehungsweise überteert werden. Auch diverse notwendige Parkplätze vor dem Kinderkrankenhaus sollen dafür aus ideologischen Gründen geopfert werden. Welch ein Wahnsinn! Viel einfacher und kostengünstiger für die Steuerzahler wäre es, wenn der vor vielen Jahren extra angelegte Fahrradweg in der Mitte erhalten und ausschließlich den Fahrradfahrern vorbehalten bliebe. Für die Fußgänger würden die bestehenden Fußwege links und rechts der Straße völlig ausreichen. Alles andere wäre lediglich eine riesige Geldverschwendung für die grüne Fahrradlobby!
Harald Meyer
Immer mit dem Rad unterwegs
Als ich jung war, war ich in Hamburg fast nur mit dem Fahrrad unterwegs. Und erinnere: Auf manchen Fußwegen stand das Schild ‚Radfahren erlaubt, Fußgängern ist auszuweichen.‘ Diese Schilder sind verschwunden, und viele Radfahrer (beileibe nicht alle!) halten die Rechtslage anscheinend für genau umgekehrt: Fußgänger haben auszuweichen. Wir Radler hatten es schwer. Oft war der Weg plötzlich gesperrt und ein Schild befahl uns, abzusteigen und das Rad zu schieben. Darüber habe ich mich manchmal geärgert und gedacht, warum es kein Schild gab mit der Aufforderung ‚Autofahrer aussteigen und Auto schieben‘. Der Fußweg am Ottenser Kreuz, der die Bahrenfelder Straße unterbricht, ist nur wenige Meter breit. Wer hat sich nur den Unsinn ausgedacht, dort einen Fahrradstreifen einzurichten?! Das führt täglich zu gefährlichen Situationen, sowohl für die vielen Fußgänger als auch für die Radelnden. Ist es heute wirklich zu viel verlangt, dass Radfahrer kurz absteigen und ihr Rad ein paar wenige Meter schieben?
Gisela Alberti
Banausen des Kulturbetriebs?
Herr Mischke hat es in seiner Konzertkritik auf bewundernswerte Weise geschafft, die Probleme und Unzulänglichkeiten dieses Konzertes in einer insgesamt positiv-respektvollen Rezension quasi zwischen den Zeilen zu verstecken. Aber warum diese Rücksichtnahme? Warum nicht deutlich aussprechen, dass solche zweifelhaften Darbietungen nur der Vermarktung eines großen Players im Musikgeschäft und überwiegend dem Geldverdienen, jedoch kaum der Kunst dienen. So ein Auftritt ist natürlich nicht verboten, und ich neide der Firma Wiener Philharmoniker ihren wirtschaftlichen Erfolg in keiner Weise. Aber zur Wahrheit gehört einfach: Als kunstliebender Zuhörer fühlte ich mich an diesem Abend denkbar respektlos behandelt und brutal abgezockt. Mit wackligen Einsätzen und einem breiigen, pastösen, dynamisch und rhythmisch undifferenziert-langweiligen Klang wurde zunächst die Anmut der Schottischen Symphonie von Mendelssohn in der Elbe ertränkt. Dann gab es ein „Heldenleben“, das die Special Effects und den Kitsch dieser Musik routiniert (aber auch durchaus mit falschen Tönen) aufdringlich auftischte, ohne dass man nach meinem Empfinden auch nur ansatzweise gefesselt oder gar berührt wurde. Ich behaupte, dass unsere heimischen Orchester jederzeit zu einer deutlich spannenderen und mitreißenderen Interpretation der beiden auf dem Programm stehenden Werke fähig gewesen wären. Dann hatten wir auch noch dieses blasierte Getue. Man trat erst nach längerer Verzögerung („Achtung, auf wahre Stars muss man halt a bisserl warten!“) auf das Podium, ohne das applaudierende Publikum auch nur eines Blickes, geschweige denn einer Verbeugung zu würdigen. Der insgesamt erschöpft und lustlos wirkende Thielemann hat auf dem Podium irgendwas gemacht, was für das künstlerische Ergebnis kaum Relevanz hatte. In bleibender Erinnerung wird mir allerdings sein Gehabe nach Ende des ersten Satzes der Schottischen Symphonie bleiben. Man musste sein angewidertes Gesicht und die wegwerfenden, respektlosen Gesten gesehen haben, als da gut gemeinter Applaus aufkam. Einen unsouveränen Umgang mit im Grunde genommen freundlich gemeintem Zuspruch habe ich auch in der Elbphilharmonie selten erlebt. Aber wir sind ja offenbar die Banausen des Kulturbetriebes. Bleibt die Frage: Warum wird so ein Mumpitz nicht gnadenlos ausgebuht? Wahrscheinlich, weil wir in Hamburg Gästen gegenüber traditionell höflich sind. Aber wahrscheinlich auch weil wir uns nicht eingestehen wollen, dass wir bei Kartenpreisen von mehrheitlich 249 Euro wie auf der Reeperbahn gekobert und abgezockt wurden.
Dr. Gerhard Fell, Eimsbüttel
Umdenken ist nötig
Mit neuem Geld ist unserer Infrastruktur leider nicht zu helfen. Es fehlt ein Umdenken im politischen und behördlichen Denken, weg von dem Bau neuer Strukturen hin zu einer stärkeren Instandsetzung und Erhaltung der bestehenden Strukturen. Deutschland ist schon stärker zerschnitten als andere Staaten, dennoch sollen immer neue Autobahnen gebaut werden, die wieder neue Sanierungskosten in Zukunft bedeuten. Jede neue Straße bedeutet neue Kosten in Zukunft und wir sind jetzt schon trotz der steigenden Einnahmen des Staates nicht in der Lage, die jetzigen Strukturen am Laufen zu halten. Es wird Zeit, dass in der Politik tatsächlich eine „Zeitenwende“ stattfindet, denn das bisherige politische Planen befindet sich immer noch in den Strukturen des letzten Jahrhunderts - neue Strukturen schaffen -, wichtiger ist es aber, die bestehenden Strukturen in einem guten Zustand zu halten, denn was nützt eine neue Straße oder eine neue Bahntrasse, wenn die Menschen und Personen nicht mehr von zu Hause wegkommen.
Rüdiger Ramm
Folge der Sparpolitik
Der Einsturz der Dresdner Carolabrücke, – ein heilsamer Schock zur rechten Zeit? „Wir sprechen hier von sicherheitsrelevanten Problemen der Infrastrukturbauwerke bis hin zu einem Totalversagen aufgrund eines jahrelangen Investitionsstaus“, sagt der Präsident der Bundesingenieurkammer. Was wäre, wenn in Hamburg die marode Köhlbrandbrücke einstürzen würde? Ein „über Jahrzehnte aufgebauter Investitionsstau“, ein Vermächtnis der Merkel-Regierung als Folge einer rigiden Sparpolitik im Bann der „schwarzen Null“ trotz einer langen Periode billigen Geldes, „lässt sich nicht von heute auf morgen auflösen“, aber die Zeit drängt, die Ampelkoalition sollte ihr letztes Regierungsjahr nicht mit populistisch getriebenen Prioritäten verschwenden, sondern dort handeln, wo es brennt.
Wolfgang Muschter
Dieser Fall rührt mich sehr
Der Fall von Niklas rührt mich sehr und macht mich betroffen. Mir selbst hat der Verein zu dieser Saison auch meine Dauerkarte gekündigt. Und das aus dem gleichen Grunde. Ich bin 60 Jahre alt, hatte mit einer kurzen Unterbrechung seit 45 Jahren eine Dauerkarte und habe eine Schwerbehinderung von 50 Prozent, die dem Verein zwei Wochen vor der Kündigung noch angezeigt wurde mit seiner Zusage, diese bei der Rechnungsstellung natürlich zu berücksichtigen. Dann die Kündigung mit einer unfassbaren Arroganz. Vier Mails von vier verschiedenen Personen. Eiskalt und sich nur auf sein Recht berufend. Sie sollten sich schämen. Und zu dieser Saison kam neu die digitale Weitergabe einer Dauerkarte. Das eine Jahr früher, dann hätte ich meine Karte viel einfacher kurzfristig jemanden geben können. Das ist hier nicht Bayern München, das ist nur der HSV. Leider handeln sie aber von oben herab und treue langjährige Fans sind denen absolut egal. Das Recht der Kündigung hat der Verein, aber das „Wie“ ging überhaupt nicht.
Dieser Verein hat sich auf der Geschäftsseite sehr zum negativen entwickelt. Ich habe in den 80er-Jahren zwei Fanclubs mit aufgebaut, damals waren es noch „echte“ Fanclubs, heute werden diese überwiegend gegründet, um noch Tickets für Auswärtsspiele zu bekommen. Das ist die traurige Wahrheit. Aber Hochmut kommt vor dem Fall, lieber HSV. Zu meiner Geschichte könnte ich noch mehr schreiben, würde aber den Rahmen sprengen. Und es geht hier schließlich um Niklas. Das Angebot des HSV, dass Niklas auf dem gleichen Platz wie immer sitzen darf, wenn er sich rechtzeitig meldet, halte ich für mehr als fragwürdig. Denn der Platz wurde in meinem Fall sofort an jemand anderen vergeben. Niklas drücke ich von Herzen die Daumen, dass er das Klageverfahren gewinnt. Danke an das Abendblatt, dass Ihr dem jungen Mann diese gerechte mediale Bühne auf zwei Seiten gegeben habt. Viel Erfolg.
Stefan Halstenbach, Quickborn
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