Gelsenkirchen. Vorfall bei Musik-Festival gegen rechts in Gelsenkirchen. Veranstalter verfolgen Täter. Warum jetzt sogar der Staatsschutz ermittelt.

Beim Rockfestival „Laut gegen Rechts“ im Gelsenkirchener Stadtgarten ist es zu einem gewalttätigen Zwischenfall gekommen. Ein Mann ist auf die Bühne gestürmt und hat einen Sänger angegriffen. Der Staatsschutz ermittelt.

Nach Angaben von Polizeisprecher Thomas Nowaczyk ereignete sich der Angriff am Freitag, 6. September, gegen 21.20 Uhr. Demnach ist ein 25 Jahre alter Mann beim Auftritt der Hamburger Punkband Rantanplan auf die Bühne des Musikpavillons gestürmt und hat mit einer Glasflasche nach Sänger Torben Meissner geschlagen. Mehrere Zeugen haben das bestätigt. Der Musiker bemerkte die Attacke aber gerade noch rechtzeitig und wich dem Schlag des Gelsenkircheners aus, sodass der Frontmann nur leicht verletzt wurde.

Sänger von Hamburger Punkband auf Bühne attackiert und verletzt – Strafanzeige

Sicherheitskräfte und weitere Zeugen schritten ein und verfolgten den flüchtenden Mann durch den Stadtgarten. Sie konnten ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Die Beamten brachten den Mann zur Identitätsfeststellung zur Wache. Der Gelsenkirchener konnte die Behörde im Anschluss seiner Vernehmung wieder verlassen. Der verletzte Hamburger verzichtete auf eine medizinische Behandlung vor Ort. Die Beamten fertigten eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung.

„Zu 99,9 Prozent handelt es sich nicht um eine politisch motivierte Straftat“, so Nowaczyk weiter. In der Vernehmung hat der Mann nach Angaben des Polizeisprechers als Grund für die Attacke angegeben, dass ihm „die Musik zu laut“ gewesen sei. Eine Beeinträchtigung durch Alkohol und Drogen ist laut Polizeibehörde ebenso ausgeschlossen. Ob der 25-jährige Gelsenkirchener möglicherweise krankhaft gehandelt hat, steht noch „nicht abschließend fest“.

Attacke auf Band Rantanplan erster dieser Art auf Gelsenkirchener Festival

Der sozialistische Kinder- und Jugendverband Die Falken hatte das Konzert organisiert. Es war die neunte Auflage des Festivals. „Erstmals hat es dabei einen solchen gewalttätigen Angriff gegeben“, sagte SJD-Unterbezirksgeschäftsführer Daniel Bönnemann. Er will daraus Konsequenzen ziehen, in Zukunft „das Sicherheitspersonal aufstocken“ und gegebenenfalls „auch Einlasskontrollen“ durchsetzen. Drei Sicherheitsmitarbeiter waren ihm zufolge auf dem Gelände rund um den Musikpavillon, knapp 400 Konzertbesucher seien zu dem Festival gekommen.

Der 28-Jährige berichtet, dass der Angreifer zuvor überhaupt nicht aufgefallen sei. Und dass der Angriff wie aus heiterem Himmel erfolgte. „Mit einem Freund habe ich den Mann durch den Stadtgarten verfolgt“, erzählt Bönnemann. Nahe dem See am Plaza-Hotel habe der Flüchtige „in einer Sackgasse“ festgesessen. Er und sein Helfer hätten dann beruhigend auf den Mann eingeredet. „Der Mann war zugänglich, hat immer wieder betont, dass er keinen Stress haben möchte und es ihm zu laut gewesen sei“, so der Falken-Geschäftsführer.

Attacke auf Hamburger Band: Darum ermittelt jetzt der Staatsschutz

Der Gelsenkirchener Angreifer hatte nach den Schilderungen Bönnemanns immer noch die Glasflasche in der Hand, als die beiden Verfolger sich entschlossen, den Mann zusammen niederzuringen und festzuhalten, bis die Polizei eintraf. „Zusammen mit meinem Kumpel fühlten wir uns relativ sicher, die Lage im Griff zu haben“, sagt der 28-Jährige zu den Beweggründen, weiter einzuschreiten. Ein nachfolgender Sicherheitsmitarbeiter habe dem Angreifer dann Handfesseln angelegt.

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Vonseiten der Band und ihrem Management gab es auf Anfrage bislang noch keine Reaktion. Dass der Staatsschutz ermittelt, liegt daran, dass das Festival eine politische Ausrichtung hatte. Die Konzerte waren ein klares Bekenntnis für Vielfalt und eine bunte Stadtgesellschaft. Mit dem Festival sollte ein Zeichen gegen Rechtspopulismus gesetzt werden.

Dieser Artikel ist zuerst auf dem Funke-Portal waz.de erschienen.