Hamburg. Langenhorn stark betroffen. Bäume stürzen um, in Ottensen kippt Baugerüst. Wichtige Bahnstrecke südlich von Hamburg gesperrt.

Kurz, heftig und punktuell ziemlich zerstörerisch: Ein lokal begrenztes Unwetter mit starken Windböen hat sich am späten Sonnabendnachmittag vor allem über dem Hamburger Norden und Nordwesten ausgetobt und zahlreiche Schäden verursacht. Bis gegen 18 Uhr, da war auch das Schlimmste schon überstanden, zählte die Feuerwehr nach Angaben eines Sprechers rund 80 wetterbedingte Einsätze, bis um 20 Uhr waren es schon knapp 100.

Am häufigsten wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehr zufolge wegen abgebrochener Äste, umgestürzter und entwurzelter Bäume sowie herabgefallener Bauteile alarmiert. Demnach waren vor allem der Norden sowie Westen Hamburgs betroffen. Verletzt wurde niemand.

Zuvor hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits eine amtliche Warnung vor Windböen in Hamburg-Nord herausgegeben. Es könnten orkanartige Böen mit bis zu 65 km/h (Windstärke 8 auf der Beaufortskala), in der Spitze sogar bis Windstärke 9 auftreten. Die Warnung galt von 13 Uhr bis 19 Uhr. Für die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel galt diese Warnung nun bis 23 Uhr.

Kurz, heftig, zerstörerisch: Unwetter zieht über Norden Hamburgs

In der kurzen Zeit, etwa von 17 Uhr an, hatte die Feuerwehr in Hamburg einiges abzuarbeiten, angefangen von umgestürzten Bäumen und abgeknickten Ästen, die auf der Straße lagen, bis hin zu heruntergefallenen Bauteilen und einem beschädigten Baugerüst an der Friedensallee in Ottensen. Das Gerüst habe sich durch die Böen vom Gebäude gelöst und sei teilweise zu Boden gefallen, sagte Feuerwehrsprecher Lorenz Hartmann.

„Zusammen mit der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Hamburg sicherten die Einsatzkräfte die Gerüstteile und trennten einzelne Bauteile mit schwerem hydraulischem Gerät ab“, so Hartmann weiter. Gegen 17.30 Uhr sei es zu einer derart massiven Zunahme an Einsätzen gekommen, dass auch die Notrufabfrage in der Rettungsleitstelle personell verstärkt werden musste. Die ebenfalls alarmierte Polizei verzeichnete nach Angaben einer Sprecherin des Lagedienstes auf Abendblatt-Anfrage „Einsätze im zweistelligen Bereich“. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. In der Nacht und am frühen Sonntagmorgen kamen dann keine weiteren Einsätze hinzu.

Die Birke nahe dem Volksparkstadion hat es mitsamt den Wurzeln aus dem Boden gerissen.
Die Birke nahe dem Volksparkstadion hat es mitsamt den Wurzeln aus dem Boden gerissen. © TV Newskontor

Das Unwetter zog vor allem über den Norden und Nordwesten der Stadt hinweg: mit Orkanböen, Donner und massivem Starkregen. Betroffen waren Gebiete im Norden der Stadt, unter anderem Bramfeld, Volksdorf, Eidelstedt, Duvenstedt, Flottbek, Lurup und Sasel. Besonders hart traf es nach Angaben der Feuerwehr den Stadtteil Langenhorn. Neben mehreren Einheiten der Berufsfeuerwehr waren auch rund 30 Wehren der freiwilligen Feuerwehr zeitgleich im Einsatz.

Hohe Birke nahe Volksparkstadion umgestürzt – S-Bahn in Stade fährt nicht

In Stellingen erwischte es an der August-Kirch-Straße – einer Zufahrtsstraße zum Volksparkstadion – eine starke, hochgewachsene Birke, die den Gewalten nicht mehr standhielt. Der Baum kippte mit dem Wurzelteller auf die Straße. Feuerwehrleute rückten an und zersägten die Überreste. Auch im Umland, in Norderstedt und Schenefeld, soll es sturmbedingte Schäden gegeben haben.

In Neukloster (Landkreis Stade) fiel gegen 17.30 Uhr ein Ast auf eine Oberleitung, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn dem Abendblatt auf Anfrage bestätigte. Seither fahren keine S-Bahnen (Linie 5) und Züge (Start) zwischen Stade und Buxtehude, die Strecke ist gesperrt. Via X (früher Twitter) teilte die S-Bahn Hamburg mit, dass die Störung bis Sonntagmittag, 7. Juli, andauern werde. Ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxis sei eingerichtet.

Mehr zum Thema

Die letzte Wetterkatastrophe liegt noch nicht lange zurück. Am Nachmittag des 27. Juni hatte ein verheerendes Unwetter Hamburg heimgesucht: ganze Straßenzüge standen unter Wasser, Bäume wurden entwurzelt und Dächer abgedeckt. Allein 10.000 Blitze und bis zu 50 Liter pro Quadratmeter wurden verzeichnet. Hamburg Wasser sprach danach von einem „Jahrtausendregen“, der in diesem gewaltigen Ausmaß statistisch gesehen nur alle 10.000 Jahre über Hamburg niedergehen würde.