Hamburg. 600-PS-Mercedes schiebt vor Haspa-Filiale Transporter in Fußgänger. Ein Opfer stirbt. Arbeitgeber legt am Donnerstag eine Schweigeminute ein.

In den Gesichtern der Menschen am Jungfernstieg spiegelt sich das Entsetzen, das der Anblick verursacht: zwei zerstörte Fahrzeuge vor der Haspa-Filiale an der Ecke Reesendamm, davor eine Schneise der Verwüstung quer durch die Außenbestuhlung eines Restaurants. Dazu ein Großaufgebot von Fahrzeugen und Kräften der Polizei und der Feuerwehr.

Ein schwerer Unfall, wie man ihn hier vielleicht am wenigsten erwartet hätte, hat am Dienstagvormittag die Innenstadt erschüttert. Sechs Menschen wurden dabei verletzt, einer von ihnen, ein 39-jähriger Mann, lebensbedrohlich. Er musste reanimiert werden. Seit Dienstagnachmittag steht offiziell fest, dass der 39-Jährige bei dem Unfall gestorben ist. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.

Hochbahn Hamburg trauert um einen Mitarbeiter: Er war bei Unfall ums Leben gekommen

Bei dem Verstorbenen handelte es sich um einen Busfahrer der Hamburger Hochbahn. Wie das Verkehrsunternehmen am Tag danach bestätigte, war der Mann im Dienst, als das Unglück geschah. „Die Hochbahnerinnen und Hochbahner sind erschüttert“, hieß es.

Am Donnerstag (4. Juli) um 11 Uhr wollte die Belegschaft eine Schweigeminute einlegen. Busse und Bahnen, die sich zu dieser Zeit in einer Haltebucht oder einer Station befanden, sollten für eine Minute stehen bleiben. Fahrgäste wurden über Durchsagen informiert.

Am Tag nach dem schrecklichen Unfall am Jungfernstieg wurden Blumen aufgestellt. Zudem wurde an einer Säule der Haspa-Filiale ein Plakat befestigt, auf dem ein Bibelvers prangt.
Am Tag nach dem schrecklichen Unfall am Jungfernstieg wurden Blumen aufgestellt. Zudem wurde an einer Säule der Haspa-Filiale ein Plakat befestigt, auf dem ein Bibelvers prangt. © Hinnerk Blombach | Hinnerk Blombach

Saskia Heidenberger, die Personalvorständin der Hochbahn, sagte: „Es ist unfassbar tragisch, wie ein Mensch so plötzlich aus dem Leben und unserer Mitte gerissen wurde. Das macht uns alle fassungslos und bestürzt. Wir trauern um einen Kollegen und sind gleichzeitig mit unseren Gedanken bei seiner Familie.“ Der 39-Jährige war Familienvater.

Schwerer Unfall vor Haspa am Jungfernstieg: 39-Jähriger stirbt

Nach Abendblatt-Informationen fuhr ein 18 Jahre alter Autofahrer mit seinem hochmotorisierten Mercedes gegen 10.15 Uhr mit hoher Geschwindigkeit zunächst auf einen Transporter auf und raste dann in eine Menschengruppe. Nach den derzeitigen Erkenntnissen der Polizei fuhr der junge Mann aus Richtung Ballindamm kommend geradeaus bis auf den Gehweg am Jungfernstieg/Reesendamm.

Dort kollidierte der Pkw mit der Außenbestuhlung des Restaurants und auch einem dort parkenden VW Transporter. Daraufhin durchschlug der Mercedes mit der Fahrzeugfront die Eingangstüren der Haspa-Filiale gegenüber der Europa-Passage und kam dort zum Stehen. Bei dem Unfallwagen handelt es sich um einen Mercedes AMG GLE 63S Coupé mit mehr als 600 PS.

AMG-Mercedes rast in Haspa-Filiale am Jungfernstieg

Am Jungfernstieg ist es am Dienstagvormittag zu einem schweren Unfall gekommen.
Am Jungfernstieg ist es am Dienstagvormittag zu einem schweren Unfall gekommen. © Michael Arning | Michael Arning
Gegen 10.18 Uhr fuhr ein hoch motorisierter Mercedes-Pkw vom Ballindamm kommend auf einen VW-Transporter auf, der vor der Haspa-Filiale an der Ecke Reesendamm geparkt war.
Gegen 10.18 Uhr fuhr ein hoch motorisierter Mercedes-Pkw vom Ballindamm kommend auf einen VW-Transporter auf, der vor der Haspa-Filiale an der Ecke Reesendamm geparkt war. © Michael Arning | Michael Arning
Unfall Jungfernstieg
Dann durchschlug der Mercedes mit der Fahrzeugfront die Eingangstüren der Sparkasse und kam so zum Stehen. © Arning, Michael | Arning, Michael
Zuvor war er durch die Außenbestuhlung eines Restaurants gefahren.
Zuvor war er durch die Außenbestuhlung eines Restaurants gefahren. © Michael Arning | Michael Arning
Ein PKW ist am Dienstagmorgen mit hoher Geschwindigkeit im die Filiale der Hamburger Sparkasse am Jungfernstieg gerast.
Der Transporter wurde durch die Wucht des Aufpralls auf einen Fußgänger geschoben, der dadurch lebensgefährlich verletzt wurde. © IMAGO/Hanno Bode | IMAGO/Hanno Bode
Polizei und Rettungskräfte rückten mit einem Großaufgebot an.
Polizei und Rettungskräfte rückten mit einem Großaufgebot an. © Michael Arning | Michael Arning
Der lebensgefährlich verletzte Fußgänger wurde vor Ort reanimiert und dann in ein Krankenhaus gebracht.
Der lebensgefährlich verletzte Fußgänger wurde vor Ort reanimiert und dann in ein Krankenhaus gebracht. © Michael Arning | Michael Arning
Der Unfallfahrer erlitt leichte Verletzungen. Der Mercedes AMG GLE 63S Coupé mit mehr als 600 PS wurde zerstört.
Der Unfallfahrer erlitt leichte Verletzungen. Der Mercedes AMG GLE 63S Coupé mit mehr als 600 PS wurde zerstört. © Michael Arning | Michael Arning
Ein PKW ist am Dienstagmorgen mit hoher Geschwindigkeit im die Filiale der Hamburger Sparkasse am Jungfernstieg gerast.
Die Unfallstelle wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei setzte für die Unfallaufnahme eine Drohne ein. © IMAGO/Hanno Bode | IMAGO/Hanno Bode
Am Tag nach dem schrecklichen Unfall am Jungfernstieg wurden Blumen aufgestellt. Zudem wurde an einer Säule der Haspa-Filiale ein Plakat befestigt, auf dem ein Bibelvers prangt.
Am Tag nach dem schrecklichen Unfall am Jungfernstieg wurden Blumen aufgestellt. Zudem wurde an einer Säule der Haspa-Filiale ein Plakat befestigt, auf dem ein Bibelvers prangt. © Hinnerk Blombach | Hinnerk Blombach
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„Durch die Wucht des Aufpralls mit dem parkenden Transporter bewegte sich dieser nach vorn und erfasste einen Fußgänger, der dadurch lebensgefährlich verletzt wurde“, teilte die Polizei Hamburg am Mittag mit. Der Mann wurde unter Reanimationsmaßnahmen einer hinzugezogenen Rettungswagenbesatzung in ein Krankenhaus transportiert. Dort wurde der Mann zunächst intensivmedizinisch betreut, verstarb jedoch an seinen Verletzungen.

Ein 29-Jähriger, der sich auf dem Gehweg befand, wurde durch umherfliegende Teile eines Blumenkübels getroffen. Und auch der 18-Jährige und dessen Beifahrer (52) – der Vater des jungen Mannes – wurden bei dem Unfall verletzt.

Vater des Unfallfahrers: Sohn wurde am Steuer ohnmächtig

Der Vater des Fahrers soll in einer ersten Aussage gegenüber der Polizei angegeben haben, dass sein Sohn am Steuer ohnmächtig geworden sei. Beim Eintreffen der Rettungskräfte soll der 18-Jährige nach Abendblatt-Informationen jedoch ansprechbar gewesen sein. Beide Männer kamen zur medizinischen Versorgung in umliegende Krankenhäuser.

Darüber hinaus wurde der 23 Jahre alte Beifahrer des gerammten Transporters laut Polizei in ein Krankenhaus gebracht. Er wurde demnach bei dem Zusammenstoß schwer verletzt, Lebensgefahr bestehe aber nicht. Zudem wurde eine Zeugin mit einem Schock in eine Klinik transportiert.

Unfall am Jungfernstieg mit 600-PS-Mercedes: Notfallseelsorger betreuen Augenzeugen und Ersthelfer

Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort. Auch ein Kriseninterventionsteam war im Einsatz. Notfallseelsorger betreuten an der Unfallstelle am Jungfernstieg zahlreiche Augenzeugen und auch Ersthelfer, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls in der Haspa-Filiale und dem benachbarten Restaurant Jim Block aufhielten.

Ein Augenzeuge berichtete, er habe zunächst wahnsinnig laute Beschleunigungsgeräusche und anschließend mehrere laute Knallgeräusche wahrgenommen.

Vor Unfall am Jungfernstieg – Raser auf dem Ballindamm bei Polizei Hamburg gemeldet

Abendblatt-Informationen zufolge soll kurz vor dem Unfall ein Anruf über einen Raser auf dem Ballindamm bei der Polizei eingegangen sein. Demnach fuhr ein Fahrzeug mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit von der Kunsthalle kommend in Richtung Jungfernstieg. Inwiefern der Anruf mit dem Unfall in Verbindung steht, ist bislang unklar.

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Ein Team der Verkehrsdirektion Innenstadt/West nahm am Mittag den Unfall auf und führt die ersten Ermittlungen. Hierbei kamen auch eine Drohne und ein 3-D-Scanner zum Einsatz. Ebenso wurde ein Sachverständiger zur Unfallrekonstruktion hinzugezogen. Nach Abendblatt-Informationen wurde dem 18-Jährigen eine Blutprobe entnommen. Sie soll auf Alkohol, Drogen und Medikamente untersucht werden.