Hamburg. Parfüms können heute sehr teuer sein. Dabei ist es die Herstellung des Duftes in der Regel nicht. Woran man gute Düfte erkennt.
Es ist selten, dass in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ zwei Menschen zu Gast sind – aber dieses Mal geht es nicht anders: denn Marcel Zandée und Lars Bogdhan haben mit ihrem Unternehmen „The Studios“ gemeinsam das gewaltige Erbe von Peter Schmidt angetreten. Der inzwischen 86 Jahre alte Hamburger ist einer der größten Designer der Welt: Ein Parfümflakon, den er für Jil Sander entworfen hat, schaffte es sogar, in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen zu werden. Seine Nachfolger erzählen, wie die Übergabe funktioniert hat, warum ihre ersten Arbeitstage etwas Besonderes waren – und woran man ein gutes Parfüm erkennt.
Das sagen Marcel Zandée und Lars Bogdahn über…
… die Arbeit mit der Design-Legende Peter Schmidt:
„Ganz früher gab es die Peter Schmidt Studios, die dann zur Peter Schmidt Group wurden. Um seinen 70. Geburtstag herum dachte Peter dann, dass er mal mit so etwas wie Ruhestand beginnen könnte, und verkaufte alles an das Werbeunternehmen BBDO. Doch ein halbes Jahr danach kamen die ersten Anrufe von alten Weggefährten, die weiter direkt mit ihm zusammenarbeiten wollten. Daraus entstand dann die neue Agentur The Studios, die Peter inzwischen an Lars und mich übergeben hat. Er nimmt immer noch großen Anteil, an dem, was wir machen, kommt aber nicht mehr oft ins Büro – was mit 86 Jahren aus unserer Sicht auch völlig normal ist.“
… die ersten Arbeitstage in der Agentur, die bei beiden besonders waren:
Marcel Zandée: „Ich dachte, dass ich zu einem Vorstellungsgespräch bei Peter Schmidt eingeladen war, aber tatsächlich war das bereits mein erster Arbeitstag – an dem ich dann einen Parfümflakon für Laura Biagiotti entwerfen durfte. Es war fantastisch.“
Lars Bogdahn: „Ich kenne Peter Schmidt schon einige Jahre, weil wir eine gemeinsame Leidenschaft haben, die Oper. Ich war mit einem Freund unterwegs nach Bayreuth, das interessanterweise Peters Geburtsstadt ist. Auf der Reise erzählte er mir, dass The Studios einen neuen kaufmännischen Geschäftsführer sucht, was ich sehr spannend fand. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, bin am nächsten Tag zurück nach Hamburg gefahren und gleich zu Marcel ins Büro. Wir haben uns in die Augen gesehen und gesagt: Das könnte sehr gut klappen.“
… die Zusammenarbeit zwischen dem Kreativen und dem Kaufmann:
Lars Bogdahn: „Wir müssen nicht zusammen entscheiden, aber wir tun es immer. Wir haben beide ein gleiches Wertesystem, wir gehen auch fast jeden Mittag zusammen essen und verbringen sowieso viel Zeit miteinander, in der wir irre viel Ideen haben. Es ist eine ganz tolle Geschichte, wenn man wie ich nicht nur einen Geschäftspartner findet, sondern auch einen Freund. Mich interessieren außerdem nicht nur die Zahlen, sondern vor allem die Projekte und Inhalte, was dazu geführt hat, dass ich inzwischen komplett eigene Kunden betreue. Aber Marcel hat natürlich die letzte Entscheidung, wenn es um das Design geht.“
… die Verbindung von Marken und Personen, die auch gefährlich sein kann:
Marcel Zandée: „Wenn es Leute gibt wie Jil Sander, die hinter dem Produkt stehen, dann funktioniert das, dann ist das authentisch. Wenn es aber nur noch darum geht, dass irgendwelche Influencer oder Models Eistees herausbringen, die an junge Menschen vertickt werden sollen, ist das kein nachhaltiges Geschäft. Die Stärke einer guten Marke ist, dass sie ein Versprechen erfüllt, das unabhängig von Personen glaubwürdig rüberkommt. Es ist zum Beispiel sicher gefährlich, etwa eine Partei nach einer Person zu benennen – zumindest, wenn die Partei in 50 Jahren noch erfolgreich sein will.“
Lars Bogdahn: „Die Stärke eine Marke ist, dass du ihren Namen hörst, und etwas damit verbindest.“
… die Rolle der künstlichen Intelligenz bei der Entwicklung von Marken und Produkten:
Marcel Zandée: „Die KI eröffnet uns viele neue Möglichkeiten, und deshalb nutzen wir sie gern und oft. Aber eher als ein Werkzeug, zum Beispiel bei der Kreation oder der Bearbeitung von Fotos. Aber die Strategie, die maßgeblich für den Erfolg einer Marke verantwortlich ist, die muss und wird auch in Zukunft von uns Kreativen kommen.“
Entscheider treffen Haider
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… 56 Millionen Bocksbeutel:
Marcel Zandée: „Mein heimlicher Traum ist, eine Fabrik zu haben, weil ich es so faszinierend finde, wenn vorne etwas Rohes reingeht und hinten etwas Fertiges herauskommt. Ich wollte schon als Kind schöne Dinge kreieren, die man aber im Alltag gebrauchen kann. Ich mag es, wenn Sachen millionenfach publiziert werden. Wir haben als Agentur ja auch den Bocksbeutel neu designt, und der ist dann 56 Millionen Mal hergestellt worden. Das finde ich einfach toll, genauso, wenn man in Parfümerien Logos sieht, die Peter Schmidt oder ich gemacht haben.“
… die Frage, woran man hochwertige Parfüms erkennt:
Marcel Zandée: „Parfüms sind in der Herstellung nicht wahnsinnig teuer. Aber man muss erst mal eine Marke haben, von der die Leute glauben, dass sie einen coolen Duft machen kann. Dann muss der Flakon attraktiv aussehen, man muss ihn gern in die Hand nehmen und einfach bedienen können. Erst ganz am Ende kommt der Duft, und zu diesem Zeitpunkt haben sich viele Käuferinnen und Käufer schon entschieden. Übrigens gibt es gerade bei teuren Parfüms, die mehr als 150 Euro kosten, den Trend, relativ einfache Flaschen zu nehmen. Das hat sich als Zeichen etabliert, dass der Duft ziemlich hochwertig ist. Wir nennen das den Jil-Sander-Effekt.“