Hamburg. Schon Ende 2020 wurden Verstöße moniert. Begehung nach Ausbruch ergab weitere Mängel. Sieben Infektionen mit britischer Mutation.

Der Flugzeugbauer Airbus, bei dem wegen eines Corona-Ausbruchs nun 500 Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt wurden, hat sich in Hamburg offenbar nicht an alle Vorschriften zum Infektionsschutz gehalten. Bisher wurden sieben Airbus-Angestellte positiv auf die als besonders ansteckend geltende britische Mutation des Coronavirus getestet.

Nach Abendblatt-Informationen hatte das Amt für Arbeitsschutz im Hamburger Airbuswerk bereits vor und dann auch nach dem Ausbruch Verstöße gegen Hygienevorschriften festgestellt und Veränderungen angemahnt.

Eine Besichtigung der betroffenen Bereiche nach dem Bekanntwerden zahlreicher Coronafälle in dem Unternehmen hatte Mängel beim Schutz der Mitarbeiter vor Infektionen offenbart. Dabei soll gegen Regelungen zu Abständen, Masken, zum Lüften oder der Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln verstoßen worden sein. Zudem seien die Absprachen mit bzw. Vorgaben an Fremdfirmen in Sachen Infektionsschutz nicht immer ausreichend gewesen, hieß es.

Airbus muss nach Verstößen einen neuen Hygieneplan vorlegen

Die für den Arbeitsschutz zuständige Justizbehörde bestätigte dem Abendblatt auf Anfrage, dass es Beanstandungen durch die offiziellen Stellen gegeben habe. „Das Amt für Arbeitsschutz hat die nach einem Corona-Ausbruch heruntergefahrenen Bereiche bei Airbus besichtigt. Dabei wurde festgestellt, dass Maßnahmen zum Schutz vor einer Infektion nachgebessert werden müssen“, sagte Justizbehördensprecher Dennis Sulzmann dem Abendblatt. „Vor der Aufnahme des vollen Betriebs muss Airbus einen neuen Hygieneplan vorlegen.

In einer Anordnung wird Airbus aufgefordert, angemessene Schutzmaßnahmen im Sinne der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel/SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung umzusetzen. Erst dann ist aus Sicht des Arbeitsschutzes eine Rückkehr zum Vollbetrieb möglich.“ Bereits Ende vergangenen Jahres habe es eine Überprüfung am Standort gegeben, so der Sprecher. „Dabei wurde in einem Arbeitsbereich Nachbesserungsbedarf festgestellt, den Airbus umsetzt hat.“

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Airbus äußert sich nicht zu den Vorwürfen

Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen, sondern übersandte dem Abendblatt lediglich eine allgemeine Stellungnahme. „Wir stehen im täglichen Austausch mit den Gesundheitsbehörden und dem Amt für Arbeitsschutz und arbeiten mit den Behörden bei der Untersuchung der Fälle eng zusammen“, hieß es darin. „Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aller sich bei uns auf dem Gelände aufhaltenden Menschen hat für uns höchste Priorität.“ 

Bereits zu Beginn der Krise im Frühjahr 2020 habe das Unternehmen „umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeführt, wie z.B. Abstandsregelungen, explizite Trennung der Teams und das Tragen von Masken etc.“

Flüge zwischen Airbus-Werken derzeit stark reduziert

Die Umsetzung dieser Maßnahmen werde „analog der sich ändernden Verordnungen sowie darüber hinaus angepasst und täglich überprüft“, so Airbus-Sprecher Daniel Werdung. Zu den aktuellen Infektionszahlen im Unternehmen wollte sich der Sprecher nicht äußern. Dafür sei das Gesundheitsamt zuständig.

Zugleich betonte Werdung, dass die Flüge zwischen den Werken in Hamburg und dem französischen Toulouse derzeit „nur bei Bedarf nach einem stark reduzierten Flugplan stattfinden“. Ein Mitflug sei für Mitarbeiter nur mit negativem Test möglich, so der Sprecher. „Nur unbedingt dienstlich notwendige Reisen finden statt. Diese sind konzernweit auf ein absolutes Minimum reduziert.“