Hamburg. Welche Auswirkungen der Corona-Ausbruch auf die Produktion auf Finkenwerder hat – und was die Gewerkschaft jetzt fordert.

Nach dem Corona-Ausbruch bei Airbus in Hamburg bleiben die Folgen für den Bau der Flugzeuge offen. „Wir prüfen noch, ob es Auswirkungen auf die Produktion geben wird. Das Management sitzt zusammen und berät über mögliche Konsequenzen“, sagte Sprecher Daniel Werdung am Montag auf Anfrage.

Am Sonntag war bekannt geworden, dass im Werk auf Finkenwerder 21 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet wurden. Daraufhin wurden 500 Beschäftigte in Quarantäne geschickt. Der Ausbruch sei in einem „abgegrenzten Produktionsbereich“ erfolgt, so der Sprecher. Nähere Angaben machte er nicht.

Wo der Corona-Ausbruch bei Airbus in Hamburg

Nach Abendblatt-Informationen soll es sich dabei um die vierte Endmontagelinie für die A320-Produktion handeln. Das bestätigten mit der Situation vertraute Personen. Die vierte Endmontagelinie wurde im Sommer 2018 eingeweiht und gilt als modernste im Konzern. Die A320-Familie ist der Verkaufsschlager. Mehr als jedes zweite Flugzeug der Reihe wird an der Elbe endmontiert. Durch Zusatztanks kann der einstige Kurz- und Mittelstreckenjet als LR- und XLR-Version nun auch Langstrecke fliegen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Selbst wenn die vierte Endmontagelinie längerfristig nicht genutzt werden könnte, dürften die Auswirkungen auf die Produktion überschaubar bleiben. Bis zu zehn Maschinen kann jede der vier Linien pro Monat fertigen. Aufgrund der im April vorgenommenen Produktionsdrosselung um ein Drittel wegen der Corona-Krise dürften die anderen drei Hamburger Linien die wegfallenden Kapazitäten wohl auffangen können.

Airbus-Mitarbeiter wurden per E-Mail von Ausbruch informiert

Wie es zu dem Ausbruch kam, wird weiter untersucht. Einen neuen Stand gebe es nicht, teilte die Gesundheitsbehörde auf Anfrage mit. Seit Ende vergangener Woche seien die Gesundheitsämter informiert und in der Kontaktnachverfolgung tätig, sagte Behördensprecher Martin Helfrich. Laut Insidern informierte Airbus am Freitagnachmittag die Mitarbeiter per E-Mail von dem Sars-CoV-2-Auftreten und der Quarantäne.

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In normalen Zeiten helfen bei Airbus Mitarbeiter immer mal wieder an anderen Standorten aus. Wurde das Virus also aus einem anderen Land eingeschleppt? Mit den Werken in Großbritannien gebe es in dem abgegrenzten Bereich derzeit keinen Personenaustausch, sagte Werdung. Dienstreisen würden nur stattfinden, wenn sie unbedingt nötig seien.

Shuttleflüge zwischen Hamburg und Toulouse gibt es nur wenige

So würden die Shuttleflüge zwischen den großen Werken Hamburg und Toulouse derzeit nur ein- bis zweimal pro Woche statt zweimal täglich verkehren. Genutzt würden sie vor allem, wenn Auslieferungen von neuen Jets gefährdet sind. Dann werde Personal zwischen den Standorten mal ausgetauscht. Durch Homeoffice sei die Zahl der Anwesenden auf dem Werksgelände momentan ohnehin deutlich geringer als früher. Zudem gelte das Hygieneschutzkonzept.

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft

Dennoch sorgt sich die Gewerkschaft generell um die Gesundheit der Arbeitnehmer. „Die Arbeitgeber haben die Pflicht, den Infektionsschutz möglichst hoch zu halten und dafür Sorge zu tragen, dass Infektionen nicht stattfinden können“, sagte Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg. Betriebe sollten Masken stellen, bei der räumlichen Abgrenzung auf einen Mindestabstand von 1,50 Meter achten und auf eigene Kosten regelmäßige Corona-Tests bei den Beschäftigten durchführen.