Hamburg. Bei 38 Prozent aller größeren Bauvorhaben Hamburgs kann der Kostenrahmen nicht eingehalten werden. Welche besonders teuer werden.

Die Elbphilharmonie hat die Stadt Hamburg in ihrer Rolle als Bauherr schwer traumatisiert. Die Kostenexplosion am Kaispeicher A hat tiefe Wunden hinterlassen und 2012 zum internen Erlass strenger Regeln für kostenstabiles Bauen geführt. Doch die Zeit heilt nicht nur viele Wunden. Sie schlägt auch neue.

So musste der Senat der Bürgerschaft in seinem aktuellen Bericht zum Bau-Monitoring 2020 jetzt mitteilen, dass die Stadt mittlerweile wieder bei jedem dritten großen Bauprojekt den Kostenrahmen sprengt. Den Vogel schießt der Neubau des Oberhafentunnels ab: Er soll 58,8 Prozent teurer werden als veranschlagt.

Im Bau-Monitoring tauchen Bauprojekte ab zehn Millionen Euro auf

Dem Bericht zufolge baut die Stadt (Stand 30.September 2020) an 95 Groß-Projekten für insgesamt 7,99 Milliarden Euro. Demnach bleiben 62 Prozent im veranschlagten Kostenrahmen, 38 Prozent sprengen ihn. Von den Kostenwächtern erfasst werden in der Regel Bauvorhaben ab zehn Millionen Euro Gesamtaufwand. Das Programm Schulbau berücksichtigt das Monitoring nicht oder nur teilweise. Auch andere Großprojekte wie die S4 werden gesondert betrachtet.

17 städtische Bauprojekte (19 Prozent) überschreiten laut Bericht die prognostizierten Kosten um bis zu zehn Prozent. Weitere 17 Projekte werden mehr als zehn Prozent teurer als bei Baubeginn kalkuliert.

25 Projekte liegen nur aufgrund von Nachbewilligungen im Rahmen

Außerdem wurden für rund 25 Projekte die Ampeln nachträglich auf grün gestellt, weil sie aufgrund von Nachbewilligungen schon wieder in den Kostenrahmen zurückgeführt wurden und also zum Stichtag des Berichts im Soll lagen. Die Zahl der Projekte mit Nachfinanzierungsbedarf liegt also deutlich höher, als es die Ampeln und damit das Monitoring ausweisen.

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Diese Besonderheit soll kein Versteck für zu teure Projekte sein, sondern sie hat methodische Gründe: Die Ampel solle „jederzeit den Bedarf an Gegensteuerungsmaßnahmen bzw. einer zeitnah noch anstehenden Nachfinanzierung anzeigen“, schreiben die Autoren des Berichts. Ein etwaiger aktueller Handlungsbedarf soll auf einen Blick erkennbar sein.

Diese Bauprojekte sprengten den Kostenrahmen am weitesten

Als Gründe für die Kostensteigerungen führt der Senat im Wesentlichen die Teuerungsraten für Bauleistungen an. Die Preise seien schneller gestiegen als in den Kalkulationen veranschlagt. Die coronabedingten Erschwernisse für Handwerkerleistungen und die damit verbundenen Mehrkosten ließen sich noch nicht abschätzen, hieß es in dem Bericht.

Im Einzelnen werden die folgenden Projekte deutlich teurer als veranschlagt:

  • Neubau Oberhafentunnel + 58,8 Prozent
  • Erneuerung Zollkanal/Venloer Brücken + 37,3 Prozent
  • S-Bahnhof Ottensen + 24,7 Prozent
  • Inkubator – Start-up-Labs (Innovationszentrum) + 24,15 Prozent
  • barrierefreier Ausbau des Rathauses + 21 Prozent.

Ausreißer im positiven Sinn war der Sielbau an der Jenfelder Au, der 26,3 Prozent unter der Kostenprognose blieb.

Projekte mit laut Bericht bereits bewilligter Nachfinanzierung:

  • Erweiterung Planten un Blomen
  • Umgestaltung Dag-Hammarskjöld-Platz
  • Sanierung Bismarck-Denkmal
  • Umbau Flora-Bunker
  • Neubau Atelierhaus HFBK
  • Haus der Erde (Geomatikum)
  • Neubau und Ertüchtigung der Forschungstierhaltung
  • Erweiterung und Sanierung der Polizeikommissariate 21 und 43
  • Hochwasserschutz Niederhafen und am Klütjenfelder Hauptdeich
  • Sanierung Alsterschwimmhalle
  • Sanierung Bremer Straße
  • Sanierung Ehestorfer Heuweg
  • Elektrifizierung AKN/S21
  • Revitalisierung CCH
  • Teil-Neubau Veddelkanalbrücke
  • Verkehrsanbindung Burchardkai (Teilprojekt)
  • Neubau Waltershofer Brücken
  • Spadenlander Busch/Kreetsand
  • Rückbau Rethehubbrücke
  • Sanierung Alter Elbtunnel Weströhre
  • Sanierung Reiherstiegschleuse