Hamburg. Drei Wochen, nachdem der Senat das Drama um das „Haus der Erde“ offengelegt hat, fordert die CDU den Senat zum Handeln auf.
Die Kosten steigen von 177 auf 303 Millionen Euro, der für 2019 geplante Umzug der renommierten Klimaforscher und Geowissenschaftler verzögert sich bis 2024, was wiederum weitreichende Folgen für die Universität hat – drei Wochen, nachdem der Senat das ganze Drama um das „Haus der Erde“ am Schlump offengelegt hat, fordert die CDU nun Konsequenzen.
In einem Antrag an die Bürgerschaft, der dem Abendblatt vorliegt, fordert die Fraktion den Senat auf, künftig sicherzustellen, dass städtische Realisierungsgesellschaften in der Projektsteuerung und im Risikomanagement „über ausreichend qualifiziertes Personal verfügen und es keine Einbußen durch Personalfluktuation gibt“. Nachdem sich sowohl der Wissenschafts- als auch der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft mit den Problemen befasst hat, hatte CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer den Eindruck, dass es daran beim „Haus der Erde“ gehapert hat. Für das Vorzeigeprojekt ist die der Finanzbehörde unterstellte Immobilienfirma GMH (Gebäudemanagement Hamburg) zuständig, die ansonsten vor allem Schulen baut und unterhält.
Kostenrisiken frühzeitig erkennen
Ferner fordert die Union, dass im Aufsichtsrat der GMH künftig „mindestens eine Person mit umfangreichem bau- und immobilienwirtschaftlichen Sachverstand“ vertreten sein solle – bislang sitzen dort nur Politiker und Behördenvertreter – und dass bei komplexen Spezialimmobilien auch entsprechend spezialisierte Bauträger einzusetzen sind, anstatt immer auf das städtische Mieter-Vermieter-Modell zu setzen.
Außerdem sollten die Vorgaben zum „Kostenstabilen Bauen“ so weiterentwickelt werden, dass Kostenrisiken aus Planungsmängeln, der Ausführung von TGA-Leistungen sowie aus Bauzeitverzögerungen – alles Probleme beim „Haus der Erde“ – frühzeitig erkannt und begrenzt werden. Nicht zuletzt müsse die seit Langem angekündigte Evaluation des Mieter-Vermieter-Modells endlich vorgelegt werden und der Bürgerschaft künftig quartalsweise über den Stand beim „Haus der Erde“ berichtet werden.
Das Gebäude braucht eine völlig neue Lüftungsanlage
Wie berichtet, war das Projekt aus dem Ruder gelaufen, nachdem sich gleich mehrere Firmen an der Planung der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA), und hier insbesondere der komplizierten Lüftung, verhoben hatten. Eine Firma hatte sogar die Arbeit eingestellt, weswegen die Stadt sie erfolgreich verklagt hat – hier könnte noch Schadenersatz fällig werden. Nun muss für das äußerlich fast fertige Gebäude eine völlig neue Lüftungsanlage errichtet werden und das aus Platzgründen unterirdisch außerhalb des Gebäudes.
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„Es kann nicht sein, dass gravierende Planungsmängel bei einem solchen Projekt erst fünf Jahre später auffallen“, sagt Kleibauer. „Aus diesem Fiasko muss der Senat jetzt zügig Konsequenzen ziehen, sonst wird das angekündigte ‚kostenstabile Bauen‘ komplett zur Luftnummer.“ Mehrere Behörden und die städtische GMH seien seit 2013 mit der Planung für das „Haus der Erde“ intensiv befasst gewesen. Der Versuch, die Verantwortung auf die Auftragnehmer abzuwälzen, greife daher viel zu kurz: „Offenbar war die GMH mit dem Großprojekt ‚Haus der Erde‘ überfordert“, so Kleibauer. „Hier stellt sich doch die Frage, ob städtische Realisierungsträger die besten Bauträger für anspruchsvolle Spezialimmobilien sind. Der Schwerpunkt der GMH liegt im Schulbau, aber nicht in der Errichtung von Hightech-Forschungslaboren mit einem Budget im dreistelligen Millionenbereich.“