Hamburg. Ursprünglich sollte die Werkstatt eines Jugendzentrums nur aufgehübscht werden. Doch dann kam das Sprinkenhof-Angebot.

Nach der Sanierung des Jugendzentrums (JuZ) Rissen sollte nur noch das i-Tüpfelchen gesetzt werden: die Erneuerung der doppelgaragengroßen blauen Werkstatt. Dann trudelte das Angebot der städtischen Sprinkenhof GmbH ein.

Vier Alternativen bekam der Altonaer Jugendhilfeausschuss per Minibroschüre in eher werblicher Aufbereitung zu sehen, um seine Entscheidung für eine der Varianten zu treffen: Sanierung der Altsubstanz für 233.945 Euro, Abriss des Häuschens und Aufstellung eines Holzcontainermoduls mit Satteldach für 163.673 Euro oder eines ebenfalls spitzdachbewehrten Häuschens in Holzständerbauweise für 230.387 Euro. Am Ende des Spektrums der Möglichkeiten stand für ein auf drei Seiten geschlossener Holz-Unterstand mit Abstellraum für 72.052 Euro.

Altona: Holz-Unterstand zunächst ohne WC geplant

„Die Preise fanden wir astronomisch und die Kostenvoranschlägen hanebüchen“, sagte Stephanie Faust-Weik-Roßnagel, die für die Grünen im Altonaer Jugendhilfe-Ausschuss sitzt. „Die Angaben waren so dünn, dass wir daraus unmöglich sehen konnten, was die Kosten so hoch getrieben hat.“ In wenigen Spiegelstrichen war mit Stichworten in teils nur einstelliger Zahl erläutert, was die jeweilige Variante auszeichnete. Am aussagekräftigsten waren die Bilder. Aufgrund des sprichwörtlich knappen Budgets der städtischen Jugendhelfer wurde es dann Variante 4, der schlichte Holz-Unterstand mit Abstellraum, aber ohne sanitäre Anlage.

Doch die Grüne stellte eine Kleine Anfrage ans Bezirksamt, um Licht in die für sie dunklen Angebote zu bringen. Faust-Weik-Roßnagels Recherchen ergaben, dass die Sprinkenhof ein Monopol hat: „Die Stadt ist verpflichtet, mit der Sprinkenhof zu bauen. Nur wenn die Sprinkenhof ein Projekt explizit ablehnt, kann ein anderer Anbieter zum Zuge kommen.“ Ihr Verdacht: Die konkurrenzlose Auftragsvergabe treibt die Kosten. Das Bezirksamt bestätigte, dass es in Ermangelung einer amtlichen „Hochbaukompetenz“ alle Bauvorhaben mit der Sprinkenhof mache. Mit „guten Erfahrungen“, wie das Amt mitteilte.

Holz-Unterstand in Rissen wird um barrierefreie Toilette erweitert

In seiner Antwort auf die Kleine Anfrage erklärte das Amt, dass es seit 2018 allein acht Angebote von der Sprinkenhof bzw. deren „Competence Center Bau“ (CCB) einholte und die Planungsleistungen mit bis zu 20 Prozent der Bausumme vergütete. Das CCB würde zum Teil auch die Expertise externe Planer nutzen. Die Gefahr überhöhter Preise sieht das Amt nicht: „Von der Angemessenheit der Angebote einer städtischen Gesellschaft muss im Einzelfall jeweils ausgegangen werden.“

Im Falle des JuZ Rissen seien weitere Planungen erforderlich geworden, da die ersten Entwürfe zu umfänglich geraten seien. Jetzt planen Amt und CCB zwar mit dem eher bescheidenen Holz-Unterstand, werden ihn aber um eine barrierefreie Toilette und zusätzliche Bänke im Außenbereich erweitern. Über Auswirkung dieser Zusatzleistungen auf den Preis für den Unterstand lägen dem Amt „keine detaillierten Angaben“ vor, schrieb es in der Antwort auf die Kleine Anfrage Faust-Weik-Roßnagels.

Kosten für Holz-Unterstand: 48.000 Euro mehr als zunächst ausgewiesen

Abendblatt-Nachfragen bei der Sprinkenhof und im Bezirksamt ergaben, dass sich diese Unschärfe mittlerweile geklärt hat: Der Unterstand soll jetzt 119.939 Euro kosten. Das sind rund 48.000 Euro mehr als zunächst ausgewiesen. Hinzu kommen möglicherweise noch Kosten für eine Bodensanierung. Sie könnte nötig werden, weil das kleine Althaus eine Werkstatt beherbergte, die mit Öl umging. Es müssen noch Bodenproben entnommen werden.

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„Es ist ein bisschen so, als ob ich die Anfrage nie gestellt hätte“ sagte Faust-Weik-Roßnagel. „Mehr als Allgemeinplätze hat das Amt nicht hervorgebracht. Unser Staunen über die Preise ist nicht kleiner geworden.“ Der Bau des Unterstands soll 2021 erfolgen. Genauere Zeitangaben hängen an der Vertragsunterzeichnung mit der Sprinkenhof.