Hamburg. Ein 120-Tonnen-Bagger senkt Schlitzwände in den Boden, um lotrecht in die Tiefe zu kommen. Ein besonderes Verfahren.
Bis zu 40 Männer und Frauen arbeiten auf der Baustelle. Im Schichtbetrieb von 7 bis 20 Uhr. Sie schaffen die Baugrube für die Verlängerung der U4. Am Lisa-Niebank-Weg senkt der 120-Tonnen-Bagger den Schlitzwandgreifer in den Boden. Er hebt die Wände für die spätere Baugrube aus. Auf 20 Meter Tiefe senkt der Bagger den 20 Meter hohen Greifer in den Mergelgrund unter dem kleinen Park nahe der U2-Haltestelle Horner Rennbahn.
Seit Anfang April laufen die Arbeiten, seit Februar 2020 die Bauvorbereitung. Auch weite Teile von Manshardtstraße und Sandkamp sind schon gesperrt. Genau unter den Straßen läuft die Verlängerung der U4 zu den neu zu bauenden Haltestellen Stoltenstraße und Horner Geest. Im ersten Bauabschnitt wird die Ausfädelung der U4 aus der U2-Trasse bewerkstelligt und der bestehende Bahnhof Horner Rennbahn um einen weiteren Bahnsteig erweitert.
Bau der U4: So wird ein U-Bahn-Tunnel gegraben
Greift der Bagger am unteren Ende des Schlitzwandgreifers zu, beginnt flüssiges Betonit in das Loch zu laufen und verfüllt es sofort. So bleiben die Wände glatt, das Erdreich kann nicht bröckeln und nicht nachrieseln. Die stählernen Bewehrungskörbe können an einer schnurgeraden Kante entlang abgesenkt werden. Drei Körbe bilden einen Verbund. Jedes Element 2,50 Meter lang, 80 cm breit und 18 Meter hoch.
Die restlichen 2 Meter werden durch eine Holzverschalung gesichert, die mit Verfüllung der Baugrube wieder verschwindet. Das stellt sicher, dass auch in Zukunft noch Leitungen im Erdreich verlegt werden können, ohne durch den Beton der Schlitzwände bohren zu müssen.
Stehen die Korbelemente sauber im Betonit, kann der Beton fließen. Die stahlbewehrte Wand der Baugrube entsteht. Weil der Beton schwerer ist als das Betonit, drückt er es nach oben. Das Betonit wird abgepumpt und wiederverwendet. Bis zu viermal kann es in der Zentrifuge gereinigt und aus den Silos neben dem Bagger wieder in die Tiefe gepumpt werden, bis es abgefahren und entsorgt werden muss.
Der Einbau der U-Bahn-Gleise erfolgt unter Tage
Erst wenn alle Wände stehen und die auszuhebende Grube vollständig umschließen, beginnt der eigentliche Aushub. Die Baugrube ist nun komplett gegen nachrutschendes Erdreich gesichert und in ihrer Ausdehnung begrenzt, weil es an ihrer Kante lotrecht in die Tiefe gehen kann. In die Baugrube werden dann die Tunnelelemente eingebracht. Der Einbau der Gleise erfolgt unter Tage, so dass die Baugrube geschlossen werden kann, sobald die Tunnelelemente liegen.
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Bis zu 120 Meter Länge werden die Baugruben im ersten Bauabschnitt haben, im zweiten sind es bis zu 300 Meter. Der Aushub wird in Grubennähe im Umfeld der Horner Rennbahn zwischengelagert und beprobt. Zumeist ist es Mergel, Schiebemergel oder Sand. Was für die Verfüllung der Baugruben geeignet ist, wird wieder eingebracht, der Rest soll abgefahren werden.
Die gesamten ca. 2,6 Kilometer U4-Verlängerung werden in offener Bauweise erstellt. Die Tunnelsohle liegt zwischen 9 und 12 Metern Tiefe, was laut Hochbahn zu wenig ist für den wirtschaftlichen Einsatz eines Schildvortriebbohrers für den unterirdischen Bau.
2026 soll die Verlängerung der U4 in Betrieb gehen
Der erste Bauabschnitt unter dem Lisa-Niebank-Weg soll 2024 fertig sein, parallel dazu beginnen 2022 die Arbeiten in der Manshardtstraße. 2026 soll die Verlängerung der U4 in Betrieb gehen. Veranschlagt sind 465 Millionen Euro Baukosten. Der neue Streckenabschnitt erschließt 13.000 Menschen. Das meint: Für sie ist künftig eine der neuen U-Bahnhaltestellen in maximal zehn Gehminuten bzw. nach 720 Metern Fußweg erreicht.
Die Züge sind mit bis zu 80 Stundenkilometern unterwegs und bringen die Fahrgäste in 11 Minuten (Stoltenstraße) bzw. 13 Minuten (Horner Geest) zum Hauptbahnhof. Aktuell dauert die Tour 20 und 23 Minuten.