Hamburg. Die Stadt schafft 64 moderne Fahrzeuge vom Typ 490 an. Die neuen S-Bahnen bekommen eine besondere Ausstattung – auch für Familien.

Die S-Bahn Hamburg wird ihren Fuhrpark in den kommenden Jahren massiv ausbauen. Noch im Mai will die S-Bahn weitere 64 Züge der Baureihe 490 bestellen. Diese sollen auf geplanten künftigen Strecken wie der S4, der S32 als dritte Linie nach Harburg und der Verlängerung der S21 nach Kaltenkirchen eingesetzt werden – und zur Einführung des „Hamburg-Takts“ im gesamten System.

Das teilten Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke am Donnerstag mit. Jeder einzelne Zug kostet die S-Bahn 6,5 Millionen Euro, für die Stadt fallen für die mit dem Einsatz verbundenen Investitionen laut Tjarks 400 Millionen Euro binnen zehn Jahren an.

Neue S-Bahnen in Hamburg haben durchgängige Abteilungen

Auch diese neuen Züge sollen durchgängige Abteile haben, was Komfort und Sicherheit erhöhen soll. Sie werden laut S-Bahn durch Wärmepumpen klimatisiert und haben ein „modernes Fahrgastinformationssystem“. Die „geräumigen, familienfreundlichen Mehrzweckabteile an den Zugenden“ würden Platz für Kinderwagen zur Verfügung stellen, so Tjarks. Außerdem soll es geräumige Familienabteile geben. Auch für mobilitäseingeschränkte Fahrgäste sollen die Wagen komfortabler sein. Da die Bremsenergie ins System eingespeist werde, seien die Züge auch energieeffizienter als ältere Modelle.

S-Bahn-Chef Arnecke betonte, dass die „Kinderkrankheiten“ der 490er Reihe, die schon seit längerem in Hamburg eingesetzt wird, mittlerweile weitgehend geheilt seien. So haben man Probleme bei der Türsteuerung behoben und Software aktualisiert. Die Erfolge sehe man auf der Strecke nach Bergedorf, „wo ausschließlich diese Fahrzeuge fahren und wir deutlich zuverlässiger und pünktlicher geworden sind“, so Arnecke.

S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke spricht von einem entscheidenden Schritt für den Nahverkehr in Hamburg.
S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke spricht von einem entscheidenden Schritt für den Nahverkehr in Hamburg. © picture alliance | Unbekannt

„2021 ist das Jahr des Schnellbahnausbaus in Hamburg“, sagte Verkehrssenator Tjarks. Wir gehen mit der Umsetzung wichtiger Schnellbahn-Projekte wie der S4-Ost, der U4-Ost und der U5-Ost in die tatsächliche Umsetzung. Darüber hinaus plant Hamburg mit der Umsetzung der S21 und der S32 weitere wichtige S-Bahn-Maßnahmen. Für die S-Bahn sind wir jetzt einen entscheidenden weiteren Schritt gegangen und wollen im Mai die benötigten S-Bahnzüge für den Betrieb der neuen Linien bestellen.“

Für Familien: S-Bahn-Abteile mit mehr Platz

Damit schöpfe Hamburg die „bestehende Option auf 64 weitere energieeffiziente S-Bahnzüge vollständig aus, damit diese dann rechtzeitig zum Start der geplanten Nahverkehrsprojekte zur Verfügung stehen“, so Tjarks. „Die neuen, modernen Züge sind energieeffizienter, bereits für den künftigen digitalen Bahnbetrieb ausgerüstet und zudem komfortabler und geräumiger für Familien und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste.“ Auf diese Weise wolle man „noch mehr Menschen ein schnelles, komfortables Mobilitätsangebot machen und zum Umstieg bewegen“.

Die 64 neuen S-Bahnen sollten mit seitlichem Stromabnehmer für die Stromschiene sowie mit Pantographen für die Oberleitung bestellt werden. Das bringe mehr Flexibilität für die gesamte Flotte. Geplant sind außerdem zusätzliche familienfreundliche Mehrzweckabteile mit klappbaren Sitzen in den Mittelwagen, wie sie bereits jetzt in den modernisierten Zügen der Baureihe 474 eingebaut werden.

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S-Bahn-Chef Arnecke betonte, dass der Fuhrpark der S-Bahn mit der neuen Bestellung sehr stark vergrößert werde. 2018 habe es noch insgesamt 164 Fahrzeuge gegeben (112 der Baureihe 474, 52 vom Typ 472). Derzeit verfüge die S-Bahn über 194 Züge (112 vom Typ 474, 82 vom neuen Typ 490) – und künftig würden es 258 sein (112 vom Typ 474 und dann 146 vom Typ 490). Damit sei die Zahl der Fahrzeuge seit 2018 um 57 Prozent gesteigert worden, so Arnecke. Ein so umfassender Kapazitätsausbau sei einmalig. Zudem seien 80 Prozent der älteren Züge vom Typ 474 inzwischen modernisiert worden.

Sowohl Tjarks als auch Arnecke gehen davon, dass sich die Fahrgastzahlen nach der Corona-Epidemie wieder deutlich erhöhen und danach weiter wachsen werden. Der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) am gesamten Verkehrsaufkommen („Modal Split“) solle laut den Senatsplänen für eine Mobilitätswende bis 2030 auf 30 Prozent steigen, so Tjarks. Ziel seien 50 Prozent mehr Gäste im ÖPNV.

Wissenswertes zu den S-Bahnen der Baureihe ET 490

  • Die Elektrotriebzüge der Baureihe 490, kurz ET 490, sind die modernsten S-Bahnen im Hamburger Schienennetz
  • 60 Züge sollten Ende 2018 in den regulären Betrieb gehen – wegen Lieferschwierigkeiten verzögerte sich die Auslieferung immer wieder
  • Die dreiteiligen, durchgängigen Züge sind 66 Meter lang und bieten 190 Sitz- und 280 Stehplätze
  • Die ET490 ist die erste S-Bahn-Baureihe, die mit einer Klimaanlage ausgestattet ist