Hamburg. Der Überblick: Drohungen gegen Ärzte wegen Impfaktion für Kinder. Corona-Hotspot – bundesweit schlechteste Zahlen im Norden.

In Anbetracht der stetig – und besonders stark in Hamburg und Schleswig-Holstein – steigenden Corona-Zahlen wurden bei den Bund-Länder-Gesprächen verschiedene Novellen der bundesweiten Corona-Regeln beschlossen.

>>Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Hier lesen Sie die aktuellen Corona-News für Hamburg und Norddeutschland.<<

Während Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die getroffenen Regeln für in Teilen nicht ausreichend hält und offen lässt, ob Hamburg eine strengere Verordnung zur Testpflicht erlässt, zeigte sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) weitgehend zufrieden.

Einig sind sich Günther und sein Amtskollege in Niedersachsen Stephan Weil (SPD) bei der Kritik daran, dass neben der Inzidenz keine zusätzlichen verbindlichen Parameter zur Beurteilung der Corona-Lage festgelegt wurden.

Die Corona-Nachrichten für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 11. August:

  • Kampnagel: Zwei Corona-Fälle bei Marseiller Ballett-Kompanie
  • Günther für Rücknahme von Einschränkungen
  • Weil sie Kinder impfen wollen: Drohungen gegen Ärzte
  • Niedersachsen beendet Corona-Stufenplan
  • Kochsalz-"Impfung": Schon 2000 Nachimpfungen angemeldet
  • Inzidenz steigt weiter – mehr schwere Fälle in Hamburg
  • Quote der "Impfdurchbrüche" in Hamburg extrem niedrig
  • Corona: Mobile Luftreinigungsgeräte für Hamburger Justiz
  • Die aktuelle Corona-Lage in Niedersachsen
  • Mediziner: Getestete und Geimpfte nicht gleichstellen!

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Kampnagel: Zwei Corona-Fälle bei Ballett-Kompanie aus Marseille

Wegen zweier positiver Corona-Tests wurde die Deutschlandpremiere des Ballet National de Marseille – (La)Horde beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel am Mittwochabend kurzfristig abgesagt. Eigentlich sollte die renommierte Ballett-Kompanie mit der Produktion „Childs/Carvalho/Lasseindra/Doherty“ ihre Premiere am ersten von vier ausverkauften Vorstellungstagen in der großen Kampnagelhalle K6 feiern.

In Hamburg findet derzeit das
In Hamburg findet derzeit das "Internationale Sommerfestival Kampnagel" statt. © picture alliance/dpa | Unbekannt

Noch vor dem Abflug am Montag in Marseille waren alle 18 Mitglieder der Tanzkompanie negativ auf das Coronavirus getestet worden. Der nach 48 Stunden fällige Folgetest in Hamburg lieferte dann leider zwei positive Ergebnisse. Auch die weiteren für die nächsten Tage geplanten Vorstellungen von „La(Horde)“ entfallen.

Das Sommerfestival bleibe ein großer Kunst-Exzess, aber mit "Safety First"-Strategie, so Festivalleiter András Siebold am Abend. „Wir müssen die Vorstellungen schon alleine deswegen absagen, weil die zwei fehlenden Tänzerinnen und Tänzer zentral für den Abend sind und nicht kurzfristig ersetzt werden können.“ Es werde bereits nach Ersatzterminen in der Spielzeit gesucht. Allen Karteninhabern bietet das Festival die Rückgabe oder den Tausch gegen Tickets für die Weltpremiere von Kyle Abraham und seine Kompanie A.I.M. mit „Requiem: Fire in the Air of the Earth“ in der dritten Festivalwoche vom 20. bis 22. August an.

Günther für Rücknahme von Einschränkungen

Zu den Einschränkungen der Grundrechte wegen der Corona-Pandemie sagte Günther: „Grundrechte sind nicht verhandelbar und gelten in Deutschland. Es gab eine Phase in der Pandemie, in der der Lebens- und Gesundheitsschutz im Mittelpunkt stehen mussten. Je mehr Menschen aber geimpft sind, desto wichtiger ist die Rücknahme von Grundrechtseinschränkungen.“ Je höher die Impfquote sei, desto deutlicher werde, dass man über den Berg sei und Beschränkungen zurücknehmen müsse.

In Schleswig-Holstein habe man eine Impfquote von 60 Prozent. „Wir brauchen noch 10 bis 15 Prozent. Dann ist nichts mehr zu befürchten. Dann werden wir die letzten Einschränkungen zurückführen. Damit meine ich, in bestimmten Bereichen Masken zu tragen und eine Testpflicht für Ungeimpfte vorzuschreiben. Das alles gilt nur noch für einen überschaubaren Zeitraum.“ Bei geimpften Menschen seien Einschränkungen ohnehin nicht mehr gerechtfertigt. „Klar ist: Einen Lockdown wird es definitiv nicht mehr geben.“

Rostocker Literatursommer findet als Open-Air statt

Der Rostocker Literatursommer findet vom 20. August bis 5. September überwiegend unter freiem Himmel statt. Quer durch die Stadt sollen große und kleine Lesungen mit Beteiligung möglichst vieler Partner und Buchhandlungen stattfinden, teilte das Literaturhaus Rostock am Mittwoch mit. Auch private Gärten tauchen im Programm auf.

Eröffnet wird das Literaturfestival am 20. August (20 Uhr) im Freigarten mit der SommerHausLese. Autor Christoph Hein spricht im Kulturhafen mit Alexander Solloch und liest aus seinem neuen Roman „Guldenberg“ (24. August, 20 Uhr). Die aus Rumänien stammende Autorin Dana Grigorcea präsentiert im Klosterhof ihren aktuellen Roman „Die nicht sterben“.

Weil sie Kinder impfen wollen: Drohungen gegen Ärzte

 Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) hat die Drohungen gegen Lübecker Kinderärzte wegen einer bevorstehenden Impfaktion für Kinder und Jugendliche „aufs Schärfste“ verurteilt.

Ein Kind bekommt eine Impfung gegen das Coronavirus (Symbolbild).
Ein Kind bekommt eine Impfung gegen das Coronavirus (Symbolbild). © imago images/Agencia EFE | Unbekannt

Zuvor hatten Medien berichtet, dass bei 14 Medizinern, die am Sonnabend eine Corona-Impfaktion für Kinder ab zwölf Jahren in ihren Praxen planen, Drohbriefe und -Mails eingegangen seien. „Derartige Anfeindungen und Bedrohungen sind absolut inakzeptabel und müssen letztlich strafrechtlich verfolgt werden“, teilte die KVSH am Mittwoch mit. Es müsse gegebenenfalls Strafanzeige gegen unbekannt gestellt werden.

Auch an einigen Schulen im Land sind in den vergangenen Tagen ähnliche Drohungen eingegangen. An den Gemeinschaftschulen und Gymnasien in Schleswig-Holstein können sich ab dem 19. August alle Schüler ab zwölf Jahren sowie alle Schulbeschäftigten von mobilen Impfteams freiwillig gegen das Coronavirus impfen lassen. Die Schulen stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung.

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Niedersachsen beendet Corona-Stufenplan

 Niedersachsen verabschiedet sich nach dem Bund-Länder-Beschluss zur Corona-Pandemie von seinem Stufenplan. Die Landesregierung will die Corona-Verordnung bis zum 25. August „neu schreiben“, wie der Chef der Staatskanzlei Jörg Mielke (SPD) am Mittwoch in Hannover ankündigte. In die Verordnung soll ein neuer Bewertungsmaßstab aufgenommen werden, der die Häufigkeit der gemeldeten Infektionen (Inzidenz) auch mit anderen Parametern - etwa der Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern - in Relation setzt. Über eine geeignete Formel werde noch beraten.

Niedersachsen geht in dieser Frage einen eigenen Weg. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag hatte es keine gemeinsame Verständigung auf neue Parameter zur Lagebewertung gegeben. Niedersachsen hätte dies für geboten gehalten und das in einer Protokollnotiz zum Bund-Länder-Beschluss klar zum Ausdruck gebracht, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach den Beratungen.

Staatskanzlei-Chef Mielke wies am Mittwoch darauf hin, dass sich die Abkehr vom Stufenplan aus dem Bund-Länder-Beschluss ergebe, den Niedersachsen nun umsetze. Der Beschluss stelle im Gegensatz zu früheren Beschlüssen grundsätzlich nicht mehr auf Inzidenzen oder andere Parameter ab, sondern gehe „von einer ganz anderen Philosophie aus.“

Mittlerweile sei die Hälfte der Menschen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft, stellte Mielke fest. Für sie könne man weitgehende Einschränkungen nicht mehr rechtfertigen. „Für deren Freiheiten und die Möglichkeiten, sich zu betätigen, spielen Inzidenzen und Stufen, die man daraus ableitet, überhaupt keine Rolle.“

Mit Kochsalz "geimpft": Schon 2000 Anmeldungen für Nachimpfung

Nach möglichen Impfungen mit Kochsalz-Lösungen im Kreis Friesland haben sich nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums bereits mehr als 2000 Menschen zu Nachimpfungen angemeldet. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Tausende Menschen - und damit weit mehr als zunächst angenommen - keinen Impfschutz gegen Covid-19 haben könnten, weil eine Krankenschwester Spritzen mit einer Kochsalzlösung statt mit Impfstoff aufgezogen haben soll.

In diesem Impfzentrum im niedersächsischen Schortens hat eine Krankenschwester Impfdosen durch harmlose, aber auch wirkungslose Kochsalzlösung ausgetauscht.
In diesem Impfzentrum im niedersächsischen Schortens hat eine Krankenschwester Impfdosen durch harmlose, aber auch wirkungslose Kochsalzlösung ausgetauscht. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Möglicherweise betroffen sind nach Angaben des Kreises 8557 Menschen, die im Zeitraum zwischen dem 5. März und dem 20. April geimpft wurden. Sie sollten nun schnellstmöglich eine weitere Impfung erhalten. Wie viele Menschen genau betroffen sind, ist nicht genau zu beziffern, weil die Krankenschwester keine Angaben dazu macht, wie viele Impfdosen von ihr manipuliert wurden.

„Die Bürgerinnen und Bürger reagieren sehr besonnen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch in Hannover. Es lägen keine Erkenntnisse darüber vor, ob es infolge von Kochsalz-Injektionen zu schweren Erkrankungen mit Covid-19 gekommen sei. „Das sind Meldedaten, die hier nicht übereinander gelegt werden - auch aus Datenschutzgründen“, erklärte die Sprecherin.

Inzidenz steigt weiter – Zahl schwerer Fälle in Hamburg auch

Am Mittwoch meldet Hamburg 230 neue Infektionen mit dem Coronavirus. Nach 161 am vergangenen Mittwoch bedeutet das einen weiteren Anstieg der Inzidenz auf 72,7. Vor einer Woche hatte der Sieben-Tage-Wert noch bei 38,5 gelegen.

Auch die Zahl der schweren Fälle steigt, sowohl im Vergleich zum letzten Meldedatum als auch im Vergleich zur Vorwoche: Bis gestern wurde die Zahl der Covid-19-Patienten in Hamburger Krankenhäusern noch mit 56 (davon 19 auf Intensivstationen) angegeben, inzwischen werden 61 Corona-Patienten (18 auf Intensivstationen) in den Kliniken der Stadt behandelt. Vor einer Woche lag die Zahl noch bei 41 (14 in Intensivpflege)

Die Zahl der im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion Verstorbenen gibt das RKI weiter mit 1630 seit Pandemiebeginn an. Damit kamen allein innerhalb von einer Woche neun neu gemeldete Corona-Todesfälle hinzu.

Nachdem Hamburg lange Zeit den drittletzten Platz bei der Impfquote der Bundesländer belegte, arbeitet sich die Hansestadt langsam vor: Eine Quote von 54,0 Prozent vollständig Geimpfter entspricht laut Impfdashboard des Bundesgesundheitsministerium aktuell Platz elf.

Zum Vergleich: Die meisten seiner Bürger geimpft hat das kleinste Bundesland Bremen (65,2 %). Auf dem letzten Platz liegt Sachsen (49,1 %), das als einziges Bundesland noch nicht die Quote von 50 Prozent erreicht hat.

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Quote der "Impfdurchbrüche" in Hamburg liegt bei 0,04 Prozent

In Hamburg ist die Zahl der „Impfdurchbrüche“ sehr gering. Dennoch gibt es doppelt gegen das Coronavirus geimpfte Menschen, die sich infiziert haben. Bis Anfang August hat die Sozialbehörde 319 Fälle registriert. Im Vergleich zu den zu diesem Zeitpunkt vollständig Geimpften (mehr als 900.000) lag die Quote bei 0,035 Prozent. Wie die Sozialbehörde dem Abendblatt mitteilte, zeige das, „dass eine Corona-Schutzimpfung sehr wirksam ist und in fast allen Fällen verhindert, dass sich überhaupt eine Infektion ergibt“.

Zahlreiche Impflinge warten in einer Schlange in den Messehallen auf ihre Impfung.
Zahlreiche Impflinge warten in einer Schlange in den Messehallen auf ihre Impfung. © dpa | Christian Charisius

Nach Angaben von Impf-Ärzten verlaufe eine Erkrankung dann zumeist glimpflich. Tatsächlich gibt es – auch außerhalb von Corona – Menschen, die auf eine Impfung wegen eines angeschlagenen Immunsystems nicht oder äußerst schlecht reagieren. Das können chronisch Kranken sein oder auch Krebspatienten. Ihnen würde auch eine sogenannte „Booster“-Impfung nicht helfen, also eine „dritte Spritze“. Auch die Einnahme von Medikamenten kann die Bildung von Antikörpern beeinträchtigen.

Corona: Mobile Luftreinigungsgeräte für Hamburger Justiz

Angesichts gestiegener Inzidenz und aufgrund der Delta-Variante werden in ausgewählten Räumen der Hamburger Justiz künftig zusätzlich auch mobile Luftreinigungsgeräte eingesetzt. Das teilte die Justizbehörde am Mittwoch mit. Die Behörde beschaffe zurzeit etwa 50 Geräte und stelle dafür gut 90.000 Euro bereit. Anders als für Schulen gebe es für die Justiz keine Bundesmittel zur Beschaffung solcher Geräte.

Die Luftreinigungsgeräte sollen von Mitte September an schrittweise eingesetzt werden. In Kürze beginnt ein Probebetrieb. Die Geräte sollen die bestehenden Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ergänzen und ersetzen nicht das Lüften der Verhandlungssäle. Die bisherigen Maßnahmen in den Gerichten haben sich bewährt.

Die Justitia über dem Eingang zum Strafjustizgebäude in Hamburg (Archivbild).
Die Justitia über dem Eingang zum Strafjustizgebäude in Hamburg (Archivbild). © Michael Rauhe | Michael Rauhe

In welchen Räumen die Geräte eingesetzt werden, legen Behörde, Gerichtsverwaltungen und Richter- und Personalräte gemeinsam fest. "Die Empfehlungen der Fachkräfte für Arbeitssicherheit werden maßgeblich berücksichtigt", heißt es in der Mitteilung. Die Geräte sollen demnach primär im Strafjustizgebäude eingesetzt werden: Im Strafbereich des Landgerichts würden mit teils mehr als 50 Personen und oft über einen längeren Zeitraum verhandelt.

"In den Räumen, in denen Gefangene den Ermittlungsrichter:innen zugeführt werden, ist es wegen des begrenzten Platzangebots nicht immer möglich, die notwendigen Abstände einzuhalten".  Zuletzt waren die Zuführungen unter erheblichem Aufwand und verbunden mit Einschränkungen in Ersatzräume verlegt worden.

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Die aktuelle Corona-Lage in Niedersachsen

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen ist am Mittwoch leicht gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 18,8 nach 18,3 am Vortag. So viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner wurden in den vergangenen sieben Tagen registriert. Landesweit kamen 340 Corona-Fälle hinzu, 3 weitere Todesfälle wurden gemeldet.

Die niedersachsenweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz hatte erneut Wolfsburg mit 53,9. Dahinter folgten die Stadt Oldenburg (38,4), der Landkreis Lüneburg (36,9) und der Heidekreis (34,1). Die niedrigsten Werte meldeten die Landkreise Friesland (1,0) und Lüchow-Dannenberg (2,1).

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Mediziner: Getestete und Geimpfte nicht gleichstellen!

Der Infektiologe Matthias Stoll hat es als grundfalsch bezeichnet, Corona-Schnelltests als gleichberechtigte Alternative zu geimpften oder genesenen Menschen festzusetzen. „Ziel muss es sein, möglichst viele zu impfen“, sagte der Infektiologe der Medizinischen Hochschule Hannover im Gespräch mit der „Hannoverschen Neuen Presse“ (Mittwoch). „Die Regierung hat vielleicht einen strategischen Fehler gemacht, indem sie gepredigt hat, die Tests würden helfen. Es müsste jetzt dargestellt werden, was sie wirklich sind: ein Notbehelf, der funktioniert, solange man nichts Besseres hat.“

Der Infektiologe Matthias Stoll (Archivbild).
Der Infektiologe Matthias Stoll (Archivbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

„Seit ziemlich genau einem Monat können wir angesichts der Infektionszahlen ganz deutlich sagen: Das, was wir derzeit tun, reicht nicht, um das Infektionsgeschehen langfristig kontrollieren zu können“, sagte Stoll. Die Schnelltests hätten viele Nachteile, betonte er. Derzeit sei die Zahl der Infizierten noch recht gering, auf ein negatives Testergebnis könne man sich daher mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen. „Steigt aber die Zahl der Infizierten, kommen falsch negative Tests immer häufiger vor und sie helfen immer weniger“, erklärte er.

Umgekehrt seien bei geringer Infektionsrate falsch positive Ergebnisse häufiger: „Dabei kommen dann immense Folgekosten wegen der Nachuntersuchungen auf das Gesundheitssystem zu – die zahlt die Solidargemeinschaft.“ Grundsätzlich reichten ein oder zwei Tests in der Woche nicht aus, betonte der Experte. „Um sicherstellen zu können, dass keine Infektion vorliegt, müssten sich die Menschen im Prinzip ein- bis zweimal täglich schnelltesten lassen.“

Die Politik versuche immer noch einen Spagat zwischen denjenigen, die gesund seien und sich aus egoistischen Motiven nicht impfen ließen, und denjenigen, die altruistisch seien: „Der Politik fehlt es zuweilen an Mut, mehr Altruismus von mündigen Bürgern einzufordern, dafür habe ich kein Verständnis.“

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Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Niedersachsen will neue Corona-Verordnung noch im August

Nach der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag will Niedersachsens Landesregierung spätestens am 25. August eine überarbeitete Corona-Verordnung vorlegen. Dieser könnte ein neuer Maßstab zur Einschätzung des Pandemiegeschehens anstelle der alleinigen Betrachtung der Inzidenz zugrunde gelegt werden. Das stellte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach den Bund-Länder-Beratungen in Aussicht. Damit würde das Bundesland in dieser Frage einen eigenen Weg gehen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). © dpa | Moritz Frankenberg

Weil zeigte sich enttäuscht darüber, dass es am Dienstag keine gemeinsame Verständigung auf neue Parameter zur Lagebewertung gegeben habe, die neben der Inzidenz auch den Impffortschritt und die Intensivbettenbelegung stärker berücksichtigen. Niedersachsen hätte dies für geboten gehalten und das auch in einer Protokollnotiz zum Bund-Länder-Beschluss klar zum Ausdruck gebracht.

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Corona in Schleswig-Holstein: "Top drei" bundesweit

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein steigt weiter an. Am Dienstag wurden innerhalb eines Tages 282 neue Fälle gemeldet, deutlich mehr als am Vortag (172) und am Dienstag vor einer Woche (209). Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte laut Daten der Landesmeldestelle damit weiter: auf 46,4 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Vor einer Woche hatte sie bei 27,5 gelegen.

Im Frühjahr galten in Flensburg schon einmal strengere Corona-Regeln als im Rest des Landes. Droht eine neue Verschärfung?
Im Frühjahr galten in Flensburg schon einmal strengere Corona-Regeln als im Rest des Landes. Droht eine neue Verschärfung? (Archivbild) © imago images/Willi Schewski | Unbekannt

Unverändert blieb indes die Zahl der Corona-Toten in Schleswig-Holstein – 1640 seit Beginn der Pandemie - und die Zahl der aktuell auf Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten im Land. Es sind 11 Menschen. 47 Patienten wurden insgesamt in Krankenhäusern behandelt, zwei weniger als am Vortag.

Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz im Land hat Flensburg mit 90,9, gefolgt von Kiel mit 85,9 und Neumünster mit 79,8 – die drei Städte liegen damit auch bundesweit an der Spitze. Die niedrigsten Werte haben die Kreise Ostholstein (19,9), Schleswig-Flensburg (26,3) und Rendsburg-Eckernförde (28,8).

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Günther mit Corona-Beschlüssen weitgehend zufrieden

Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther ist mit den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie insgesamt zufrieden. „Das ist ein guter und richtiger Weg“, sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in Kiel.

Eine Einschränkung machte er bei der vereinbarten Verschärfung der Testpflicht für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene ab 23. August bei Inzidenzen in einem Kreis ab 35. Er hätte sich gewünscht, dass dies nicht nur an den Inzidenzwert geknüpft wird, sondern auch an weitere Indikatoren.

"Schnelltest reicht nicht": Bekommt Hamburg eine PCR-Pflicht?

Der Vorstoß des Bürgermeisters, dass Ungeimpfte nur noch mit einem negativen PCR-Test Zugang zu Gastronomie, Kinos und aller Art von Veranstaltungen erhalten sollten, fand auf dem Bund-Länder-Treffen zwar keine Mehrheit, Tschentscher verteidigte aber im Nachgang seine Einschätzung, dass nur der sichere PCR-Test die gleiche Wirkung wie eine Impfung oder eine Genesung habe.

Hamburgs Bürgermeister schließt nicht aus, dass Hamburg eine strengere Testpflicht umsetzt (Archivbild).
Hamburgs Bürgermeister schließt nicht aus, dass Hamburg eine strengere Testpflicht umsetzt (Archivbild). © picture alliance/dpa | Christian Charisius | Unbekannt

Zwar werde es auch künftig Reihen-Schnelltests geben, etwa an den Schulen. Diese böten auch eine zusätzliche Sicherheit, so der Bürgermeister. „Wenn aber eine präzise Entscheidung davon abhängt, zum Beispiel über die Aufhebung der Quarantäne nach Rückkehr aus einem Risikogebiet, dann reicht die Zuverlässigkeit eines Antigen-Schnelltests nicht aus.“ Dass die Einreiseverordnung des Bundes das noch nicht vorsehe, ärgere ihn. Gleiches gelte für den Zugang von Ungeimpften zu Restaurants oder Veranstaltungen: „Auch da reicht ein Schnelltest nicht aus.“

Offen ließ Tschentscher dabei aber, ob Hamburg so eine verschärfte Regelung im Alleingang einführen würde. Auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hatte den Vorstoß des Senatschefs am Mittag in der Landespressekonferenz unterstützt. In jedem Fall würde auch dann gelten: Wer sich nicht impfen lassen will, müsste auch die PCR-Tests bezahlen.

 Lesen Sie hier den Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden vom Dienstag