Hamburg. Aktivisten wollen Verkehr zum Erliegen bringen, um an die Dringlichkeit der Klimakrise zu erinnern. Die Aktion ist nicht angemeldet.

Erst vor wenigen Wochen haben sich an die Köhlbrandbrücke gekettet, nun sorgen Anhänger von Extinction Rebellion erneut mit einer unangemeldeten Protestaktion für Aufsehen: Aktivistinnen und Aktivisten der Klimabewegung haben am Sonnabendmittag an mehreren Orten in Hamburg Straßen blockiert.

Sie setzen sich auf die Fahrbahn und ließen kein Auto mehr durchkommen, "um ihre Angst vor der Klimakrise und dem kommenden Ende der natürlichen Lebensgrundlagen auszudrücken", teilte die Klimabewegung mit.

Angekündigt waren Aktionen an mehr als 30 Orten in der Stadt. Die Polizei berichtet aber bislang nur von wenigen Straßen, die zeitweise von ein bis drei Personen besetzt worden waren. Betroffen waren bislang die Osterstraße in Eimsbüttel, die Schanzenstraße in der Sternschanze, die Herbert-Weichmann-Straße auf der Uhlenhorst, die Waitzstraße in Othmarschen und die Bahrenfelder Straße an der Ecke Hohenesch in Ottensen.

Extinction Rebellion blockiert Straßen in ganz Deutschland

Die Protestaktion unter dem Namen „Rebellion of One“ findet gleichzeitig in gut 40 Städten statt – neben Hamburg auch in Berlin, Nürnberg, Dortmund und Göttingen. Wegen der steigenden Inzidenzwerte habe man die Aktion zu einem dezentralen Protest gestaltet, um Corona-gerecht an die Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise zu erinnern.

"Eine weiterhin ungebremste Ausbeutung der Erdressourcen erhöht auch die Chance auf zukünftige Zoonosen. Durch Verdrängung der natürlichen Lebensräume und Massentierhaltung drohen vermehrt Übersprünge tierischer Erreger auf den Menschen", heißt es weiter.

Schon vor wenigen Wochen und im November haben Aktivisten von Extinction Rebellion die Köhlbrandbrücke besetzt (Archivbild).
Schon vor wenigen Wochen und im November haben Aktivisten von Extinction Rebellion die Köhlbrandbrücke besetzt (Archivbild). © picture alliance/dpa | Bodo Marks | Unbekannt

"Es macht mir Angst, dass wegen der Klimakatastrophe in absehbarer Zeit Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen müssen", sagt Aktivistin Lily H. der Ortsgruppe in Hamburg. "Deshalb sehe ich es als meine Pflicht Widerstand zu leisten und eine angemessene Politik zu fordern. Wir sind die letzte Generation, die noch etwas verändern kann."

Klimabewegung rebelliert mit zivilem Ungehorsam

Extinction Rebellion – zu Deutsch etwa „Rebellion gegen das Aussterben“ – macht seit Ende 2018 immer wieder mit Protestaktionen auch in Hamburg auf sich aufmerksam. Sie will damit Regierungen zum Umdenken in ihrer Klimapolitik bringen.

Die Bewegung setzt sich eigenen Angaben nach "mit friedlichem zivilen Ungehorsam für einen repräsentativen Bürger:innenrat ein, der Maßnahmen gegen den drohenden ökologischen und zivilisatorischen Kollaps beschließen soll". Extinction Rebellion ist mittlerweile in über 70 Ländern auf sechs Kontinenten vertreten. In Deutschland gebe es gut 130 aktive Ortsgruppen.