Hamburg. Extinction Rebellion demonstriert unangemeldet auf der Willy-Brandt-Straße. Autofahrer reagieren aggressiv, die Polizei gelassen.

Der letzte Glockenschlag des Mahnmals St. Nikolai ist gerade verklungen, da schallen plötzlich Hip-Hop-Beats über die Hamburger Willy-Brandt-Straße. "Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist zwölf", dröhnt es punktgenau aus einem mobilen Lautsprecher. Dann rennen etwa 100 vorwiegend junge Leute auf die Fahrbahnen. Sie entrollen Transparente: "Friedlicher Aufstand für das Klima" und "Klimanotstand anerkennen".

In die Beats mischt sich das Hupen genervter Autofahrer. Nichts geht mehr an der Verkehrsschlagader. Einige reagieren aggressiv. Ein Mann im Anzug steigt aus, droht mit körperlicher Gewalt und entreißt den Demonstranten ein Transparent. Ein Busfahrer bleibt dagegen ganz gelassen.

Mit der nicht angemeldeten Blockade zwischen Rödingsmarkt und Kleinem Burstah haben Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung Extinction Rebellion (XR) am Sonnabend auf die aus ihrer Sicht unzureichende Umweltpolitik der Stadt aufmerksam gemacht. "Im Hamburger Hafen wird tonnenweise CO2 freigesetzt, die Elbe wird vertieft, Kreuzfahrt- und Containerschiffe verschmutzen Hamburgs Gewässer. Die Stadt Hamburg findet sich in den Top 5 der weltweit am ehesten von Überflutungen betroffenen Metropolen wieder", sagt XR-Sprecher Nils, der lieber nicht mit dem Nachnamen genannt werden möchte.

Extinction Rebellion blockiert Willy-Brandt-Straße

Auf Flugblättern und über Lautsprecher wurden die Forderungen unters wartende Volk gebracht. Währenddessen ketteten sich die Demonstrierenden an mit Beton gefüllten Badewannen auf der Fahrbahn an. Die Polizei hielt sich zunächst zurück. Nach Angaben des Lagezentrums von 13.30 Uhr war eine erste Aufforderung erfolgt, die Versammlung aufzulösen.

Erste Transparente seien da bereits durch die Teilnehmenden selbst entfernt worden. Später begannen die Beamten, die Demonstrierenden von der Straße zu tragen.

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Die Feuerwehr und technische Spezialkräfte der Polizei versuchten derweil die angeketteten Aktivisten von den Badewannen zu trennen. Am Ende entschieden sich die Beamten, es den Demonstranten selbst zu überlassen, sich wieder zu befreien.

Gemessen an der Bedeutung der sechsspurigen ehemaligen Ost-West-Straße für den Verkehr hielten sich die Beeinträchtigungen in Grenzen. "Es gibt keine Probleme", hieß es zwischenzeitlich aus der Verkehrsleitzentrale. Die Straße wurde umgehend zwischen Holstenwall und Domstraße gesperrt, der Verkehr über den Ring 1 und den unteren Hafenrand umgeleitet. Dass wegen des Lockdowns ohnehin weniger Autos unterwegs waren, tat ein Übriges. Gegen 18 Uhr war die Willy-Brandt-Straße wieder frei.

Zuletzt hatten sich Aktivisten von Extinction Rebellion auf der Köhlbrandbrücke angekettet und so für Verkehrschaos gesorgt. Ende März hatten Klimaschützer zudem mehrere Straßen in Hamburg blockiert.