Hamburg. In dem Heim gab es mehrere Tote nach Corona-Ausbruch. Spektakulärer Einsatz in der City. Und: Pyromanen fliehen über Hausdächer.

Vorweg: Ja, das Jahr 2020 ist tatsächlich Geschichte! Bei hörbar reduzierter Böllerei aufgrund des allgemeinen Feuerwerkverbots hat Hamburg in der Nacht einen vergleichsweise ruhigen Jahreswechsel vollzogen.

Das Abendblatt wünscht seinen Leserinnen und Lesern alles Gute, Glück und Gesundheit und beginnt 2021 mit einem Neujahrs-Blog, um Sie über die Geschehnisse rund um Silvester auf dem Laufenden zu halten.

Lesen Sie hier den Blog aus der Silvesternacht.

Über die Überschriften in der Inhaltsangabe können Sie sich direkt zu den dazugehörigen Meldungen klicken.

  • 73-Jähriger stirbt nach Autounfall
  • Schmier-Attacke auf Seniorenheim mit Corona-Spruch
  • Ohne Führerschein: Frau fährt mit 2,79 Promille Auto
  • Böller-Verwirrung in Pinneberg und Segeberg
  • Wedel: Männer mit Böllern beworfen
  • Laut schreiender Mann gibt Polizei Fahrbefehl
  • Mann sprengt sich mit altem Böller die Hand weg
  • Silvester-Fahrradkorso um die Alster
  • Hamburg: Schreckschusswaffen beschäftigen Polizei
  • Spektakuläre Häuserflucht in der Innenstadt
  • Hamburger Kiosk unter Protest geschlossen
  • Pyro-Zerstörungen in Hamburger Stadtteilen
  • Brand in "Feuerwerks-Auto" gelöscht
  • Hamburg: Mann mit Cuttermesser angegriffen
  • Rakete entzündet Mehrfamilienhaus in Kiel
  • Hamburg: 60 Prozent weniger Feuerwehreinsätze
  • Verletzte bei Tannenbaumbrand in Winterhude
  • Silvesterparty in Autohaus beendet – Bußgelder
  • Polizei beruhigt besorgte Knaller-Melder
  • Hamburger Polizei löst Silvesterpartys auf
  • Kiez und Schanze: Stilles Silvester in den Hotspots
  • Landungsbrücken: Eindeutiger Fotobeweis

73-Jähriger stirbt nach Autounfall

Ein 73 Jahre alter Autofahrer ist zu Silvester in einen Baum gekracht und kurz darauf gestorben. Der Mann sei mit seinem Wagen zuvor aus unbekannten Gründen in Hohnstorf/Elbe (Landkreis Lüneburg) von der Straße abgekommen, teilte die Feuerwehr der Samtgemeinde Scharnebeck mit. Ersthelfer retteten den 73-Jährigen demnach am Nachmittag aus dem Wrack und alarmierten die Feuerwehr. Der Mann sei reanimiert worden, aber kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Die Polizei ermittelt den Angaben nach zum Unfallhergang, medizinische Probleme würden als Grund nicht ausgeschlossen.

Schmier-Attacke auf Seniorenheim mit Corona-Spruch

Drei links orientierte Täter haben Vandalismus an der Heimfelder Senioreneinrichtung betrieben, in der es nach einem Corona-Ausbruch im November zahlreiche Todesfälle gegeben hatte. Am frühen Neujahrsmorgen schmierten die Kriminellen auf eine Mauer den Spruch "I´d rather die of Corona than live in a social Coma“ (zu Deutsch: "ich sterbe lieber an Corona, als im sozialen Koma zu leben“). Außerdem wurden sogenannte „Anarchosterne“ auf die Mauer und einen Fahrzeuganhänger gemalt.

Eine Zeugin meldete den Vorfall der Polizei, woraufhin ein 28-Jähriger, der in der Umgebung wohnt, festgenommen wurde. Er war zum Tatzeitpunkt angetrunken. Die beiden anderen Männer entkamen. Die Polizei prüft einen Zusammenhang mit Farbschmierereien auf fünf Autos im selben Stadtteil. Auch diese waren mit Farbe und teilweise mit Anarchosternen beschmiert worden. Zwei Polizisten hatten die Taten einige Stunden nach der Festnahme bemerkt. Nun ermittelt die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes.

Ohne Führerschein: Frau fährt mit 2,79 Promille Auto

Eine 45 Jahre alte Frau soll zu Silvester bei Meldorf (Kreis Dithmarschen) mit 2,79 Promille und ohne Führerschein mit einem Auto unterwegs gewesen sein. Außerdem soll sie Polizisten beleidigt und getreten haben, teilte die Polizei am Freitag mit. Ein Zeuge hatte die Frau zuvor an einer Tankstelle beobachtet und der Polizei gemeldet. Als die Einsatzkräfte die Frau an der Halteranschrift des Wagens antrafen, räumte die 45-Jährige ein, unter Alkohol- und Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Die Beamten ordneten eine Blutprobenentnahme an. Die Frau muss sich nun unter anderem wegen Trunkenheit am Steuer und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten.

Mit Pyrotechnik: Fahrkartenautomaten beschädigt

Unbekannte haben in der Silvesternacht versucht, einen Fahrkartenautomaten am S-Bahnhof Kornweg in Ohlsdorf zu sprengen. Wie die Polizei auf Anfrage mitteilte, soll dort um 0.40 Uhr ein pyrotechnischer Gegenstand gezündet worden sein. Allerdings ist es den Tätern nicht gelungen, an das Bargeld zu kommen, und sie sind ohne Beute geflüchtet. Von zwei Feuerwerkskörpern in dem Automaten war einer am Neujahrsmorgen noch nicht explodiert. 

Ein Entschärfer der Bundespolizei geht in den S-Bahnhof Kornweg, um einen beschädigten Fahrkartenautomaten auf gefährliche Stoffe zu untersuchen.
Ein Entschärfer der Bundespolizei geht in den S-Bahnhof Kornweg, um einen beschädigten Fahrkartenautomaten auf gefährliche Stoffe zu untersuchen. © Michael Arning | Unbekannt

Gegen 12 Uhr hat ein Entschärfer der Bundespolizei den Automaten noch mal auf gefährliche Stoffe kontrolliert, fand aber keine weiteren Substanzen. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei, ob es sich um Sachbeschädigung oder versuchten Diebstahl handelt.

Böller-Verwirrung in Pinneberg und Segeberg

In den Kreisen Segeberg und Pinneberg wurde die Polizei in der Silvesternacht zu 180 Einsätzen gerufen (Vorjahr: rund 225). Dort wurden Bürger – wie auch in anderen Kreisen Schleswig-Holsteins – in zahlreichen Telefonaten darüber aufgeklärt, dass kein generelles Feuerwerksverbot bestand. Mehr als 80 Anrufer hatten mutmaßliche Verstöße gemeldet. Verletzungen gegen die Corona-Auflagen waren letztlich aber nur sehr vereinzelt festzustellen.

Wedel: Männer mit Böllern beworfen

In Wedel wurden nach Polizeiangaben um kurz nach 22 Uhr vier 22-Jährige aus einer etwa zehn Personen starken Gruppe heraus mit Böllern beworfen und geschlagen. Da die Opfer am Galgenberg außerdem von den Angreifern abgetastet wurden, geht die Polizei von versuchtem Raub aus (Zeugenhinweise unter Telefon 04101/ 2020).

Das könnte Sie auch interessieren:

Kurz nach Mitternacht löschte ein Anwohner eine Seenotrettungsfackel, die in der Regenrinne eines Einfamilienhauses an der Höbüschentwiete gelandet war. In der Spitzerdorfstraße konnte außerdem gegen 6 Uhr ein brennender Müllcontainer im Keller eines Mehrfamilienhauses gelöscht werden.

Schreiender Mann gibt Polizei Fahrbefehl

In Rellingen machte sich die Polizei um kurz nach 6 Uhr auf den Weg in die Halstenbeker Seestraße, da dort ein Betrunkener laut schreiend über die Fahrbahn laufen sollte. Als die Beamten eintrafen, setzte sich besagter 33 Jahre alter Mann unaufgefordert auf die Rückbank des Streifenwagens und forderte die Polizisten auf, loszufahren.

Die Beamten nahmen den offensichtlich unter Drogen stehenden in Gewahrsam. Auf der Wache leistete der 33-Jährige Widerstand und verletzte dabei einen Polizisten leicht.

Ebenfalls alkoholisiert war ein 24 Jahre alter Hamburger, der gegen 00:30 Uhr im Halstenbeker Mühlendamm mit zwei parkenden Lkw kollidierte. Da der Fahrer des Mitsubishi nicht mehr in der Lage war, zu pusten, musste ihm auf dem Revier Blut und schließlich der Führerschein abgenommen werden.

37-Jähriger sprengt sich mit Böller die Hand weg

Ein 37 Jahre alter Mann hat sich in Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) in der Silvesternacht mit einem Böller die Hand weggesprengt. Die Explosion sei sehr stark gewesen, teilte ein Sprecher der Polizei am Neujahrstag mit. Ersten Erkenntnissen zufolge sei der Böller bereits seit zwei Jahren gelagert worden. Ob der Feuerwerkskörper in Deutschland zugelassen war, war zunächst unklar.

Silvester-Fahrradkorso um die Alster

An der Alster Höhe Auguststraße auf der Uhlenhorst begrüßten ein paar Dutzend Menschen in kleinen Grüppchen das neue Jahr. Ihnen bot sich ein prachtvoller Blick auf die erleuchtete Stadt und vereinzelte Feuerwerksraketen. Als diese um Mitternacht losgingen, machten sich die große, im Dunkeln unsichtbare Schar der Wildvögel aufgeregt auf sich aufmerksam.

Silvester mal anders: Eindruck von der Alster gegen Mitternacht.
Silvester mal anders: Eindruck von der Alster gegen Mitternacht. © Insa Gall | Unbekannt

Besonders ausgefallene Silvesterideen: eine Gruppe junger Leute, die mit lauter Musik auf ihren Fahrrädern – und eben genügend Abstand – im Korso um die Alster fuhren. Und das Pärchen, das um Mitternacht in seinen Sportklamotten am Alsterufer joggte – da geht es ja schon mal gut los mit den guten Vorsätzen im neuen Jahr!

Hamburg: 1318 Polizeieinsätze – Schwerpunkt Schreckschuss

Die Hamburger Polizei ist zwischen 18 Uhr zu Silvester und 6 Uhr am Neujahrsmorgen zu 1318 Einsätzen ausgerückt. Dabei wurden 400 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, 76 davon wegen des Verstoßes gegen das Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern.

Besonders auffällig: In etlichen Fällen mussten die Polizisten wegen des Gebrauchs von Schreckschusspistolen eingreifen. In der Gerhardstraße auf St. Pauli etwa feuerte eine Person kurz vor Mitternacht aus einer Wohnung drauflos. Die Polizei stellte dort neben einer Schreckschusspistole vier weitere Schusswaffen sowie 55 Schuss Schreckschuss- und Pyro-Munition sicher.

Am Hans-Albers-Platz handelte sich ein Mann ebenfalls eine Strafanzeige wegen Schüssen aus einer Schreckschusspistole ein. In der Schanze wurde aus einer Gruppe von acht Personen heraus Munition aus einer Schreckschusswaffe abgefeuert. Vier von ihnen konnten ermittelt werden. Sie erwartet nun jeweils ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Auch in den äußeren Stadtteilen waren Schreckschusswaffen beliebt. In Neuallermöhe schoss ein Mann mehrfach vom Balkon. Bei der Überprüfung seiner Wohnung wurden zwei weitere Schreckschusswaffen sichergestellt. In Altona wurden zwei Schreckschusswaffen mit 202 Schuss Munition und 15 sogenannte Vogelschreck sichergestellt. In Neuwiedenthal zündete ein Mann diverse Feuerwerkskörper auf seinem Balkon. Bei der anschließenden Wohnungsüberprüfung stellten die Polizeibeamten zwei Gewehre sicher.

Spektakulärer Einsatz in der Innenstadt

In der Hamburger Innenstadt hielten sich nach Polizeiangaben in der Spitze bis zu 1.000 Personen auf, die sich größtenteils an die Vorgaben der Eindämmungsverordnung hielten. Vereinzelt seien Gruppen festgestellt worden, die nicht den nötigen Abstand einhielten, Alkohol tranken oder pyrotechnische Gegenstände zündeten. Es wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet und vereinzelt Feuerwerkskörper sichergestellt. Bereits ab 00:15 Uhr verließen die Besucher größtenteils den Bereich.

Der Bereich um den Jungfernstieg wurde in der Silvesternacht von der Polizei überwacht.
Der Bereich um den Jungfernstieg wurde in der Silvesternacht von der Polizei überwacht. © HA | Michael Rauhe

Besonders spektakulär verlief in der Folge ein Einsatz nahe der Binnenalster. Dort wurden um 1.47 Uhr aus einer Wohnung an der Straße Alstertor heraus Feuerwerkskörper geworfen. Da die Verdächtigen die Tür trotz Aufforderung nicht öffneten, verschaffte sich die Polizei gewaltsam Zugang. Daraufhin ergriffen vier der sieben angetroffenen Personen die Flucht über die Dächer der angrenzenden Häuser. Gegen die unbekannten Täter wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.

Hamburger Kiosk unter Protest geschlossen

Am Öjendorfer Damm in Jenfeld musste die Polizei in der Silvesternacht einen Kiosk schließen. Dort hatte sich zuvor eine Menschentraube von 15 bis 20 Personen gebildet, die allesamt weder Mund-Nasen-Schutz trugen noch den Mindestabstand einhielten.

Der Kiosk-Betreiber verhielt sich nach Polizeiangaben unkooperativ und schloss sein Geschäft erst nach Androhung seiner Ingewahrsamnahme.

Pyro-Zerstörungen in Rahlstedt und Bergedorf

In einigen Fällen wurden durch Pyrotechnik auch Gegenstände zerstört. In Wilhelmsburg und Rahlstedt registrierte die Polizei jeweils mehrere gesprengte Zigarettenautomaten. In Bergedorf wurde unter anderem die Briefkastenanlage eines Wohnhauses beschädigt.

Brand in "Feuerwerks-Auto" gelöscht

Auch im Landkreis Harburg haben Polizei und Feuerwehr eine vergleichsweise ruhige Silvesternacht erlebt. Neben verschiedenen Kleinbränden musste in Tötensen ein brennendes Auto gelöscht werden, in dessen Innenraum anschließend Spuren von Feuerwerkskörpern festgestellt wurden.

Daneben gingen zahlreiche Meldungen mutmaßlicher Verstöße gegen die Corona-Regeln durch private Zusammenkünfte ein. Sämtliche überprüfte Partys (siehe auch frühere Einträge hier und hier) hatten sich bis zum Eintreffen der Polizei aber augenscheinlich bereits aufgelöst.

In Winsen entdeckte die Polizei am Neujahrsmorgen schließlich in dem Rucksack eines 19-Jährigen etwa 50 sogenannte "Polenböller" ohne Zulassungskennzeichnung. Die Knaller wurden beschlagnahmt und ein entsprechendes Strafverfahren nach dem Sprengstoffgesetz eingeleitet.

25-Jähriger in Hamburg mit Cuttermesser verletzt

In der Nähe des S-Bahnhofs Neuwiedenthal hat ein Mann in der Nacht einen 25-Jährigen mit einem Cuttermesser angegriffen und dabei am Kinn verletzt. Drei Begleiter des Opfers konnten den 36 Jahre alten Angreifer am Striepenweg überwältigen, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte.

Demnach ging der mutmaßliche Täter gegen 0.24 Uhr unvermittelt aus zunächst ungeklärten Gründen mit dem Messer auf den Mann los. Der 25-Jährige wehrte den Angriff ab, erlitt aber einen Schnitt am Kinn und wurde in einem Krankenhaus behandelt. Gegen den Angreifer wurden Ermittlungen eingeleitet.

Rund um die S- und U-Bahnhöfe – wie hier an den Landungsbrücken – war die Hamburger Polizei in der Silvesternacht mit einem verstärkten Aufgebot präsent.
Rund um die S- und U-Bahnhöfe – wie hier an den Landungsbrücken – war die Hamburger Polizei in der Silvesternacht mit einem verstärkten Aufgebot präsent. © dpa | Unbekannt

Paar nach Neujahrswunsch geschlagen und getreten

In einem Zug der Nordwestbahn von Delmenhorst nach Bremen haben in der Silvesternacht vier 16-Jährige einen 24 Jahre alten Mann und eine 26 Jahre alte Frau mit Schlägen und Tritten verletzt. Der Auseinandersetzung vorausgegangen sein soll nach Angaben der Bundespolizei Bremen lediglich der Umstand, dass das Paar den Jugendlichen am Bahnsteig "ein frohes neues Jahr" wünschen wollte. Mehr zu dem Fall lesen Sie hier.

Rakete entzündet Mehrfamilienhaus in Kiel

In Kiel hat in der Silvesternacht eine Rakete ein Feuer auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses verursacht. Alle Bewohner konnten das Gebäude vor Eintreffen der Einsatzkräfte selbstständig verlassen, wie ein Sprecher der Polizei am Freitagmorgen mitteilte. Um das Feuer und alle Glutnester auch von außen löschen zu können, öffnete die Feuerwehr das Dach von zwei Seiten.

Eine Schadenshöhe konnte zunächst noch nicht abgeschätzt werden. In der Wohnung unter dem Dach entstand durch das Löschwasser leichter Schaden. Davon abgesehen waren aber alle Wohnungen des Hauses nach Abschluss der Löscharbeiten wieder bewohnbar. Verletzt wurde niemand. 

Weniger Silvestermüll für die Stadtreinigung

Am Elbstrand hat die Stadtreinigung nun von der Hamburg Port Authority (HPA) übernommen – und insgesamt 220 neue Mülleimer aufgestellt.
Am Elbstrand hat die Stadtreinigung nun von der Hamburg Port Authority (HPA) übernommen – und insgesamt 220 neue Mülleimer aufgestellt. © Stadtreinigung Hamburg | Unbekannt

Immerhin können Spaziergänger am Elbstrand im Westen Hamburgs an Neujahr mit einem äußerst sauberen Geläuf rechnen. Mit dem Jahreswechsel hat die Stadtreinigung Hamburg (SRHH) die Reinigung und Pflege von rund zwölf Kilometern Strand zwischen Museumshafen Övelgönne und Wedel übernommen.

Nicht nur dort, sondern überhaupt im gesamten Stadtgebiet rechnet die SRHH mit deutlich weniger Aufräumarbeiten nach Silvester als in den vergangenen Jahren. Am Neujahrstag 2020 waren noch rund zehn Tonnen Feuerwerksmüll zusammengekommen.

"Das ist diesmal überhaupt nicht vergleichbar", so Sprecher Kay Goetze zum Abendblatt. "Wir befürchten mehr Glasscherben als Böllerreste." Um kurz nach Mitternacht waren bis zu 100 Mitarbeiter ausgerückt, um Hamburgs Straßen und Plätze zu säubern.

Schnelle Kiste: Am Jungfernstieg kam für die Stadtreinigung in der diesjährigen Silvesternacht vergleichsweise wenig Müll zusammen.
Schnelle Kiste: Am Jungfernstieg kam für die Stadtreinigung in der diesjährigen Silvesternacht vergleichsweise wenig Müll zusammen. © dpa | Unbekannt

Und rund um Jungfernstieg und Rathausmarkt waren die Trupps schnell durch. "Nach 90 Minuten war die Innenstadt wieder sauber", sagte Goetze. "Ruckzuck durch" gewesen seien die Mitarbeiter auch an den sonst üblichen Hotspots Landungsbrücken und Schanze. "Da war alles super sauber", so Goetze.

Mäßiges Wetter für einen Neujahrsspaziergang

Wie sind die Bedingungen für einen Neujahrsspaziergang? Antwort: Eher mäßig. Bei bis zu 4 Grad ist es in Hamburg heute stark bewölkt, die Wetterdienste erwarten etwas Regen und Sprühregen. Zum Abend hin soll streckenweise dichter Nebel aufziehen.

Im Umland, vor allem in Niedersachsen, wird wegen gefrierenden Regens stellenweise sogar vor Straßenglätte gewarnt. Zumindest auf der Autobahn A7 blieb es in der Nacht zwischen Rendsburg und Hamburg aber komplett unfallfrei.

Nur an der Küste soll es nach Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Freitag gelegentlich etwas auflockern. Die Höchstwerte liegen dort bei bis zu zwei Grad.

Feuerwehr: Zwei Drittel weniger Einsätze in Hamburg

Die Feuerwehr Hamburg hatte eigenen Angaben zufolge für den Rutsch ins neue Jahr vorgeplant und ihre Kapazitäten um etwa 120 Einsatzkräfte, auf rund 525 Beamte erhöht. Außerdem standen die 86 Freiwilligen Feuerwehren der Hansestadt parat. "Sollte etwas passieren, wollen wir vorbereitet sein", sagte ein Feuerwehrsprecher.

Insgesamt wurden zwischen 18 und 6 Uhr 440 Einsätze gefahren. Der Großteil der 89 Feuermeldungen bezog sich auf brennende Mülleimer oder Container (51). Außerdem kam es zu zwölf Technischen Hilfeleistungen und 339 Rettungsdiensteinsätzen. Im Stundenschnitt bedeutete dies 37 Einsätze.

Zum Vergleich: In der letztjährigen Silvesternacht musste die Feuerwehr in Hamburg noch 1244-mal ausrücken und damit fast dreimal so häufig wie in diesem Jahr. Diesmal habe es "keine nennenswerten oder erheblichen Notfalleinsätze im Zusammenhang mit der Verwendung von Silvester-Feuerwerk" gegeben, hieß es am Morgen.

Zwei Verletzte bei Feuer in Winterhude

Am Leinpfad in Winterhude musste die Feuerwehr um kurz nach 23 Uhr zwei Menschen mit Verbrennungen und Rauchgasinhalation aus dem dritten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses retten. Dort hatten ein Weihnachtsbaum und Möbel Feuer gefangen. Die beiden Opfer kamen in umliegende Krankenhäuser.

In Sasel endete um kurz vor 22 Uhr der Einsatz wegen eines brennenden Elektro-Verteilerkastens im Keller eines zweigeschossigen Mehrfamilienhauses an der Straße Dweerblöcke glimpflich. Es gab keine Verletzten.

Polizei löst Party in Autohaus auf

Im Raum Neumünster wurden bei 42 Einsätzen (Vorjahr: 47) in der Silvesternacht diesmal ausnahmsweise keinerlei Mülltonnenbrände registriert. Es habe sich überwiegend um Ruhestörungen gehandelt, hieß es am Neujahrsmorgen. Die sonst „üblichen Streitereien und Körperverletzungen“ seien als Schwerpunkt aber nicht aufgetreten.

Insgesamt wurden sieben größere feiernde Gruppen gemeldet, doch nur bei einer Party in einem Autohaus in Neumünster verstießen die elf Teilnehmer aus sechs Haushalten gegen die Corona-Regeln (siehe auch früherer Eintrag). Da die Feiernden keinen Mund-Nasen-Schutz trugen und auch keinen Wert auf Abstand legten, können diese jetzt mit Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz sowie 150 Euro Bußgeld pro Nase rechnen.

Auch in Oldenburg wurde eine private Silvesterparty mit 18 jungen teilnehmern beendet – dort musste die Polizei sogar die Tür aufbrechen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Corona-Newsblog.

Feuerwerksverbot im Norden unterschiedlich

Zwar galt das Verkaufsverbot für Pyrotechnik bundesweit, im Norden wurde die Nutzung von Feuerwerk nach Behördenangaben aber unterschiedlich gehandhabt.

Demnach galt in Hamburg ein generelles Böllerverbot – während in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das Abbrennen von Feuerwerk unter bestimmten Bedingungen möglich war.

In diesem Jahr ein eher seltenes Bild: Böller-Reste in Hamburg.
In diesem Jahr ein eher seltenes Bild: Böller-Reste in Hamburg. © dpa | Unbekannt

In Neumünster (Schleswig-Holstein) waren etliche Anrufe Ausdruck der teilweisen Verwirrung. Dort hatten sich viele Bürger via Polizeinotruf über Knallerei beschwert – die Beamten der Regionalleitstelle mussten schließlich "Aufklärungsarbeit leisten und die Bürger beruhigen, dass es kein allgemeines Böllerverbot gab", wie es laut Mitteilung hieß.

Hamburger Polizei löst Silvesterpartys auf

Nach Informationen des polizeilichen Lagedienstes gab es in Hamburg in diesem Jahr nur wenig Verletzungen durch Böller. Vor allem Männer, die mit Schreckschusspistolen um sich feuerten, gab es aber auch dieses Silvester wieder, wie ein Sprecher sagte. Der Verkauf und das Zünden von Feuerwerkskörpern waren wegen der Pandemie in der Hansestadt laut Eindämmungsverordnung generell verboten.

Feuerwerk der Pyroklasse F1: Wunderkerzen waren in Hamburg zum Jahreswechsel auch im öffentlichen Raum erlaubt.
Feuerwerk der Pyroklasse F1: Wunderkerzen waren in Hamburg zum Jahreswechsel auch im öffentlichen Raum erlaubt. © dpa | Unbekannt

Nach Hinweisen aus der Nachbarschaft wurden Behördenangaben zufolge vereinzelt Partys mit bis zu acht Gästen aufgelöst. Die Hamburger Polizei hatte vorab angekündigt, die Einhaltung der Regeln mit einem Großaufgebot zu kontrollieren. Bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten konnten laut den Corona-Regeln den Start ins neue Jahr feiern – Kinder bis 14 Jahren nicht mitgezählt.

Generell sei die Lage aber sehr ruhig gewesen, hieß es von der Hamburger Polizei. Vereinzelt hätten Beamte Feuerwerkskörper eingesammelt, die Straßen seien aber sehr leer gewesen, sagte ein Sprecher des Lagedienstes. Auch an der Binnenalster rund um den Jungfernstieg sei die Lage ruhig gewesen.

Ruhe in den Hotspots Kiez und Schanze

Auf dem Kiez ging es zum Jahreswechsel sehr gesittet zu. Die Große Freiheit war wie leer gefegt und auch die Reeperbahn erinnerte eher an einen Montagabend als zu Silvester. Vorab hatte die Hamburger Polizei angekündigt, die Einhaltung der Corona-Regeln mit einem Großaufgebot zu kontrollieren.

Nach Polizeiangaben von Freitagmittag hielten sich auf St. Pauli im Laufe des Silvesterabends zunächst etwa 350 Personen auf. Um den Jahreswechsel herum sei die Personenzahl auf etwa 500 angewachsen. Im Hotspot Schanzenviertel seien über den Abend verteilt ungefähr 1.000 Menschen im Freien unterwegs worden.

Landungsbrücken: Von 10.000 auf fast Null

Gestern und heute: Dieser Bildvergleich veranschaulicht das unterschiedliche Aufkommen an den Hamburger Landungsbrücken zu den Jahreswechseln 2020 (oben) und 2021 (unten).
Gestern und heute: Dieser Bildvergleich veranschaulicht das unterschiedliche Aufkommen an den Hamburger Landungsbrücken zu den Jahreswechseln 2020 (oben) und 2021 (unten). © dpa | Unbekannt

An den Hamburger Landungsbrücken feierten vor zwölf Monaten noch bis zu 10.000 Menschen ins neue Jahr. Damals musste zeitweise sogar die S-Bahnbrücke gesperrt werden.

Diesmal hielten sich dort in der Spitze nur bis zu 1000 Schaulustige auf. Zu sehen, respektive Hören bekamen sie immerhin den sonoren Klang der Schiffshörner und ein paar Raketen am Himmel.

Die Polizei erinnerte via Lautsprecher daran, dass auch im Hafen kein großes Feuerwerk stattfinden wird. In das neue – und hoffentlich bessere – Jahr 2021 könne man stattdessen auch zuhause mit der Familie reinfeiern.

Nach Polizeiangaben hielt sich die große Mehrheit an die geltenden Corona-Bestimmungen. Es habe frühzeitig eine starke Abwanderung der Besucher eingesetzt.

Panorama-Fotos von der Köhlbrandbrücke

Auf der Köhlbrandbrücke, die anders als üblich in der Silvesternacht in diesem Jahr nicht gesperrt war, stoppten rund um Mitternacht ein paar Fahrer ihre Autos, um ein besonders schönen Blick auf das Hamburger Panorama zu erhaschen.

Die Polizei forderte die Schaulustigen aber auf, sich wieder hinter das Steuer zu setzen. "Alle weiterfahren, es gibt hier nichts zu sehen", lautete der Klassiker aller Polizeidurchsagen.

Zu Silvester in Hamburg gelten 2021 viele Regeln. Die Polizei will Hotspots wie die Landungsbrücken mit vielen Beamten überwachen. (Archivbild)
Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen: Hamburger Polizeibeamte oberhalb der nahezu verwaisten Landungsbrücken. © dpa | Unbekannt

So lief der Jahreswechsel auf 2020.