Hamburg. Monatelang lag die Leiche von Matheus A. in der Wohnung des Angeklagten. Laut Staatsanwaltschaft ist dessen Schuld erwiesen.
Gut vier Monate lang war der junge Brasilianer Matheus A. unauffindbar. Dann wurde der 29-Jährige tot in einer Wohnung in der Neustadt entdeckt. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ist jetzt, nach einem monatelangen Prozess, erwiesen: Der Mann wurde ermordet, und der Täter ist jener Mann, der den Leichnam monatelang in seiner Wohnung verwahrt hatte.
Deshalb forderte die Anklage am Donnerstag für Marco T. eine lebenslange Freiheitsstrafe. Neben dem Mord an dem Brasilianer sieht die Staatsanwaltschaft den 46-Jährigen Marco T. als überführt an, einen weiteren Mann unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.
Brasilianer Matheus A. war monatelang in Hamburg verschollen
Der als sehr zuverlässig geltende Matheus A. war im September 2019 plötzlich nicht mehr zur Arbeit erschienen und seitdem verschollen. Im Januar 2020 wurde er tot in der Wohnung von Marco T. in der Neustadt entdeckt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen vor, seine Zufallsbekanntschaft heimlich unter Drogen gesetzt und dann zu missbrauchen versucht zu haben. Als dieser sich jedoch wehrte und schrie, habe der 46-Jährige den jüngeren Besucher getötet.
Der Angeklagte hatte jedoch im Prozess ausgesagt, er sei von Matheus A., den er zufällig auf dem Kiez kennengelernt habe, in seiner Wohnung massiv sexuell bedrängt worden. Zuvor habe der 29-Jährige offenbar Drogen genommen und sei dadurch rastlos und aggressiv geworden. Der jüngere Mann habe ihn zunehmend sexuell bedrängt, hatte der Angeklagte gesagt. „Er packte mich.“ Dann sei der 29-Jährige allerdings „schlagartig“ ruhiger geworden. „Er fiel wie ein Stein auf mein Bett. Ich war mit den Nerven fertig.“ Er selber sei nun eingeschlafen.
Angeklagter sagt, er habe Matheus A. wiederbeleben wollen
„Als ich wieder wach wurde, lag er regungslos neben mir.“ Das Gesicht des Mannes sei blau angelaufen gewesen, die Lippen geschwollen. Er habe noch versucht, ihn wieder zu beleben. „Mir wurde aber schnell klar, dass er verstorben war.“ Den Leichnam verwahrte der 46-Jährige über Monate in einem Raum seiner Drei-Zimmer-Wohnung und bot in derselben Zeit mehreren Gästen einen anderen Raum zum Schlafen an.
Keiner dieser Besucher hatte geahnt, dass er Tür an Tür mit einem Toten schlief. Schließlich bekam die Polizei einen Hinweis, der am 20. Januar vergangenen Jahres zu einer Durchsuchung der Erdgeschoss-Wohnung des nun verdächtigen Marco T. führte. Dort wurde der stark verweste Leichnam von Matheus A. gefunden.
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Neben dem Mord wird dem Angeklagten Marco T. zudem vorgeworfen, einen anderen Mann sexuell missbraucht und verletzt zu haben. Er soll diesem anderen Opfer, das er demnach in der Nacht zum 14. Juli 2018 kennenlernte, in seiner Wohnung heimlich K.-o.-Tropfen in das Getränk gemischt haben.
Dann habe er den bewusstlosen Mann vergewaltigt und mehrere Fotos sowie zwei Videos von dem schlafenden Opfer aufgenommen, heißt es weiter. Diese Taten bewertet die Staatsanwaltschaft jetzt in ihrem Plädoyer als Vergewaltigung im besonders schweren Fall sowie gefährliche Körperverletzung. Die Verteidigung wird am 16. März plädieren. Die Urteilsverkündung ist für den 18. März geplant.