Hamburg. Monatelang wurde der Brasilianer vermisst. Der Mann, in dessen Wohnung seine Leiche gefunden wurde, steht nun vor Gericht.
Er wurde über Monate vermisst. Dann kam die furchtbare Gewissheit: Der Brasilianer Matheus A. ist tot, schon seit Langem. Sein Leichnam wurde erst im Januar in einer Wohnung in der Neustadt gefunden, vier Monate, nachdem es das letzte Lebenszeichen des 29-Jährigen gegeben hatte.
Ist der Mann, in dessen Zuhause der Tote gefunden wurde, ein Mörder? Dieser Vorwurf wird dem Angeklagten Marco T. im Prozess vor dem Schwurgericht gemacht. Laut Staatsanwaltschaft hat der 46-Jährige dem jüngeren Mann einen potenziell tödlichen Cocktail aus Ecstasy und Amphetaminen verabreicht. Zudem wurde den Ermittlungen zufolge mit erheblicher Gewalt auf Mund und Nase des Brasilianers eingewirkt.
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Genaue Todesursache kann nicht mehr geklärt werden
Doch wie der IT-Experte genau gestorben ist, konnten auch Sachverständige nicht klären. Dazu sei der Körper bereits zu stark verwest gewesen, erklärte jetzt ein Rechtsmediziner im Prozess. Allerdings konnten durch Obduktionsbefunde sowie anhand von toxikologischen Untersuchungen mehrere gefährliche Substanzen nachgewiesen werden, darunter Ecstasy, Amphetamin, Kokain und Speed. Möglich sei, dass dieser Mix ein Herz-Kreislaufversagen des 29-Jährigen ausgelöst habe, doch sicher festgestellt werden könne dies nicht, so der Experte.
Auch sei nicht erkennbar, ob der Mann die Substanzen selber einnahm oder ob sie ihm beigebracht wurden. Ko-Tropfen seien im Leichnam nicht nachzuweisen gewesen. Das bedeute allerdings nicht notwendigerweise, dass es sie nicht gegeben habe.
Der Angeklagte soll den 29-Jährigen getötet haben
In der Wohnung des Angeklagten waren diverse Fläschchen mit Flüssigkeiten gefunden worden, die auf ihre Inhaltsstoffe untersucht wurden, sagte am Mittwoch ein weiterer Sachverständiger. Dabei seien unter anderem Stoffe nachgewiesen worden, wie sie in Poppers vorkommen, erklärte der Experte — also in Rauschmitteln, denen eine aphrodisierende und schmerzhemmende Wirkung zugeschrieben wird.
Marco T. wird vorgeworfen, seinen Besucher im September 2019 Jahres heimlich unter Drogen gesetzt und dann versucht zu haben, den betäubten Mann sexuell zu missbrauchen. Als dieser sich jedoch wehrte und schrie, habe der 46-Jährige den jüngeren Besucher getötet. Der Angeklagte sagte zum Prozessauftakt, er sei von dem Brasilianer massiv sexuell bedrängt worden. Zuvor habe der 29-Jährige offenbar Drogen genommen und sei dadurch rastlos und aggressiv geworden. Der Prozess wird fortgesetzt.