Hamburg. Omaima A., Witwe des IS-Terroristen und Rappers Denis Cuspert, soll zwei Sklavinnen befohlen haben, ihre Wohnung zu putzen.
Omaima A., Witwe des IS-Terroristen und Rappers Denis Cuspert alias Deso Dogg, trifft in Kürze erneut auf die Hamburger Justiz. Der zweite Prozess gegen die bereits im Oktober 2020 zu dreinhalb Jahren Gefängnis unter anderem wegen der Mitgliedschaft im Islamischen Staat (IS) rechtskräftig verurteilte 36-Jährige beginnt am 17. Juni vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht. Bislang seien acht Verhandlungstage angesetzt, teilte Gerichtssprecher Kai Wantzen auf Abendblatt-Anfrage mit.
Im Mittelpunkt der neuen Vorwürfe steht abermals eine Beihilfe zu einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form der Versklavung“. Die Hamburger Generalstaatsanwaltschaft legt der 36-jährigen gebürtigen Hamburgerin zur Last, dass sie 2016 in ihrer Wohnung in Raqqa zwei von der Terror-Miliz entführte Jesidinnen habe Putzarbeiten erledigen lassen. Die Mädchen waren von der mutmaßlichen „Sklavenhalterin“ (und gesondert verfolgten) Sarah O. bei zwei Besuchen mitgebracht worden und hätten auf Anweisung von Omaima A. ihre Wohnung putzen müssen.
Prozess: Terror-Witwe soll Sklavereisystem unterstützt haben
„Dabei war der Angeschuldigten bewusst, dass sie mit ihrem Tatbeitrag das vom IS auch zum Zwecke der Vernichtung der jesidischen Kultur unterhaltene Sklavereisystem unterstützte“, so die Generalstaatsanwaltschaft. „Ihr war ebenfalls bewusst, dass sich die Sklavinnen gegen ihren Willen in der Wohnung aufhielten und bei etwaigem Widerstand mit einer Bestrafung rechnen mussten.“
Anknüpfungspunkt für die neuen Vorwürfe ist die Aussage von einer der betroffenen Frauen im ersten Prozess. Sie soll auch im zweiten Verfahren als Zeugin aussagen und begleitet den Prozess als Nebenklägerin. Im Falle einer Verurteilung müsste im Hinblick auf das inzwischen rechtskräftige frühere Urteil im Oktober 2020 voraussichtlich eine Gesamtstrafe gebildet werden.
Lesen Sie auch:
- Hamburger IS-Sympathisantin von Türkei abgeschoben
- Ein „ganz normales Leben“ im „Islamischen Staat“
- IS-Witwe: "Wir gucken uns den Islamischen Staat mal an"
Omaima A. war 2015 mit ihren drei Kindern – zwei stammten aus einer Verbindung mit dem IS-Schergen Nadir Hadra – nach Syrien gereist und schloss sich dort den Dschihadisten an. Nach Hadras Tod heiratete sie Cuspert, damals einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, und wurde erneut schwanger. Im September 2016 kehrte sie nach Hamburg zurück. Fast drei Jahre lebte sie unbehelligt in Neugraben, bis die Journalistin Jenan Moussa sie im April 2019 enttarnte. Cuspert wurde 2018 bei einem Luftangriff in Syrien getötet.