Hamburg. Wie die angeklagte Witwe des Topterroristen Denis Cuspert den Alltag im syrischen Raqqa verbracht haben will.

Als sie über die Rolle ihres Ehemanns Denis Cuspert im „Islamischen Staat“ (IS) spricht, hört man Omaima A. leise kichern. Cuspert alias Deso Dogg, Gangsterrapper aus Berlin und an Gräueltaten wie Leichenschändungen beteiligt, galt als einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. „Zum Schluss war er Trainer im Sportbereich“, sagt die Angeklagte. Cuspert, ihr dritter Ehemann, wäre zwar nur zu gern für den IS „an die Front“ zurückgekehrt. Doch nach einem Bombenangriff einige Jahre zuvor sei eine seiner Hände – welche, erinnere sie nicht mehr – steif geblieben. Cuspert starb Anfang 2018 bei Gefechten in Syrien. Da war Omaima A. längst mit ihren Kindern zurück in Hamburg, wo sie bis zum Tag ihrer Verhaftung am 9. September 2019 unbehelligt lebte.

Die 35-Jährige, vor dem Oberlandesgericht unter anderem wegen Mitgliedschaft im IS angeklagt, ließ sich am Montag zu den Vorwürfen der Bundesanwaltschaft (teilweise) ein.

Alles zum Prozess gegen Omaima A.:

Über einen Anklagepunkt will sie bis zur Vernehmung einer offenbar zentralen Zeugin indes gar nicht sprechen: die mutmaßliche Sklavenhaltung eines 13 Jahre alten jesidischen Mädchens zwischen Frühjahr und Sommer 2015. Ihr Verteidiger Tarig Elobied begründete dies mit der Sorge, die Bundesanwaltschaft könne der Zeugin bei einer weiteren Befragung die von Omaima A. dazu im Prozess gemachten Aussagen vorhalten. Dadurch wäre aber seiner Mandatin ein faires Verfahren nicht mehr garantiert.

Das Leben beim IS „mal angucken“

Am dritten Hauptverhandlungstag wurde zudem deutlich, welches Bild von der Angeklagten gezeichnet werden soll – jedenfalls nicht das der IS-Terroristin, die mit der Kalaschnikow 47 im Anschlag durch die Islamisten-Hochburg Raqqa marschiert ist und ihre Kinder in Gefahr gebracht hat, wie die Anklage nahelegt, sondern das einer arglosen Hausfrau, die Anfang 2015 mit ihren drei Kindern ihrem zweiten Ehemann, dem Dschihadisten Nadir Hadra, nach Raqqa folgte. „Ich habe ein normales Leben geführt, ging einkaufen und im Park spazieren“, sagte Omaima A. Gräueltaten habe sie nicht beobachtet. Sie habe sich das Leben beim IS „mal angucken“ wollen. 2015 hätten „Auswanderer“ wie sie problemlos das Gebiet wieder verlassen können.

Eine als Zeugin geladene Freundin sagte am Montag, dass Omaima A. nach ihrer „Flucht“ im September 2016 mit ihrem Leben beim IS habe abschließen wollen. Ende 2018 hörten die Behörden indes ein Telefongespräch mit der Zeugin ab. Da soll Omaima A. gesagt haben: „Alter, mein Leben in Syrien war geil.“