Hamburg. Klinkerbau am Gänsemarkt muss saniert werden, doch es gibt Streit mit dem Vermieter. Senator Dressel erwägt nun kompletten Umzug.
Das Arbeiten in der Hamburger Finanzbehörde am Gänsemarkt macht den Beamten schon lange wenig Freude: Marode Leitungen und feuchte Wände sind nur einige der Probleme, mit denen sich die Mitarbeiter seit Jahren herumplagen müssen. Viele sind froh, dass sie derzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht in den alten Klinkerbau des Architekten Fritz Schumacher kommen müssen.
Saniert werden soll das Gebäude, in dem die Behörde seit fast 100 Jahren sitzt, schon lange. Doch das Haus gehört seit 2006 nicht mehr der Stadt, sondern einer österreichischen Privatstiftung und die sieht offenbar nicht so großen Handlungsbedarf.
Finanzbehörde: Senator mit Geduld am Ende
Es gebe Streit um die Verteilung der Kosten und den notwendigen Umfang der Sanierung, heißt es aus der Behörde. Konkret geht es darum, wer die Handwerker für welche Maßnahmen bezahlen soll. Die Kosten für die Sanierung sollen bei mehreren Millionen Euro liegen.
Nun scheint Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) nach zwei Jahren Planung und Ärger langsam der Kragen zu platzen. Nach Abendblatt-Informationen wird in der Behörde neben der Sanierung auch ein Komplettumzug an einen anderen Standort erwogen.
Dressel: "Verkauf des Baus war schwerer Fehler"
Offiziell hält sich der Senator aufgrund der schwierigen Lage noch bedeckt. „Der Verkauf des Schumacher-Baus am Gänsemarkt war ein schwerer Fehler des damaligen CDU-Senats", sagte er dem Abendblatt auf Anfrage. Ähnlich wie beim Verkauf der Krankenhäuser seien schlechte Verträge ausgehandelt worden, die jetzt eine sachgerechte und wirtschaftliche Perspektive für Sanierung und Nutzung deutlich erschwerten.
Weitere Angaben könne er im Augenblick nicht machen, so Dressel weiter. "Aber angesichts der Haushaltslage in den nächsten Jahren versteht sich von selbst, dass die Finanzbehörde in diesem Kontext alle Optionen einer wirtschaftlichen Lösung prüft.“
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Im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft wurde Dressel offenbar noch weitaus deutlicher. "Wir fluchen die ganze Zeit über den peinlichen Vertrag, der hier mal geschlossen wurde", sagte er laut NDR vor Abgeordneten des Parlaments. Und: "Die Eigentümer sollten sich nicht sicher sein – einmal Finanzbehörde, immer Finanzbehörde."
Finanzbehörde – ein achitektonisches Juwel
Dabei wäre ein Auszug aus historischer Sicht wirklich bedauerlich. Das denkmalgeschützte Haus am Gänsemarkt, das von Fritz Schumacher von 1919 bis 1926 errichtet wurde, ist eng mit der Geschichte der Behörde verknüpft. Und es ist eigentlich ein architektonisches Juwel mit zahlreichen Highlights: von der keramik-verzierten Eingangshalle, über den Eckturm mit einem kreisrunden Sitzungssaal bis hin zum alten Paternoster.
Grundsätzlich läuft der Mietvertrag am Gänsemarkt nun noch bis zum 31. Mai 2026, die Stadt kann diesen aber zweimal um jeweils fünf Jahre verlängern – oder vorzeitig aussteigen.