Hamburg. Umgeimpfte stellen mehr als 90 Prozent der mit Corona Infizierten. Diese Bereiche sind nur noch für Geimpfte und Genesene zugänglich.
Wenn gleich vier Senatsmitglieder in der Landespressekonferenz erscheinen, gibt es in der Regel etwas Wichtiges mitzuteilen. Und die Botschaft, die Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Sozialsenatorin Melanie Leonhard und Innensenator Andy Grote (beide SPD) überbrachten, hatte es auch in sich: Angesichts weiter dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen wird die 2G-Regel von Sonnabend an ausgeweitet. Für Ungeimpfte sind viele Bereiche dann tabu.
„Wir können mit der Inzidenz jetzt nicht mehr so umgehen wie vor einem Jahr“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag im Rathaus. Mittlerweile seien gut 73 Prozent der Hamburger vollständig geimpft, unter ihnen gebe es kaum Infektionen (Inzidenz: 22) und kaum schwere Verläufe.
Corona Hamburg: Andere Regeln für Ungeimpfte
Die Ungeimpften stellen hingegen mehr als 90 Prozent der Infizierten (Inzidenz: 605), und mehr als Dreiviertel der Covid-Patienten in den Krankenhäusern. Deshalb brauche es für Ungeimpfte andere Regeln als für Geimpfte. Da Hamburg mit dem 2G-Optionsmodell, das es im August als erstes Bundesland eingeführt hatte, gute Erfahrungen gemacht hat, wird aus der Option nun teilweise eine Pflicht.
Wo 2G in Hamburg zur Pflicht wird
In „Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko“, so der Senat. Von Sonnabend an muss die Gastronomie (auch Gastro-Bereiche in Einrichtungen und auf Weihnachtsmärkten) die 2G-Regelung einführen, dort haben also nur noch Geimpfte und Genesene Zugang. Neben Restaurants und Bars gilt dies auch für Clubs, Diskotheken und Bordelle. Daneben gilt 2G für körpernahe Dienstleistungen mit Ausnahme von medizinischen Behandlungen, Friseurbesuchen oder Fußpflege.
Die Teilnahme an Sport in geschlossenen Räumen (inklusive Schwimmbädern und Fitnessclubs) oder Freizeitchören und -orchestern ist dann ebenfalls nur noch geimpft oder genesen möglich. Von der Regel ausgenommen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
Was gilt für Arbeitnehmer?
Ungeimpftes Personal in 2G-Bereichen muss sich täglich testen lassen. Tschentscher appellierte daher an alle Mitarbeiter in publikumsnahen Bereichen, sich impfen zu lassen. Ob die Beschaffung der Tests Aufgabe des Arbeitgebers oder der Arbeitnehmer wird, soll am Donnerstag bei einer Bund-Länder-Konferenz entschieden werden. „Es kann sein, dass Arbeitnehmer sich die Tests selber beschaffen müssen“, sagte Leonhard.
Wie wird das kontrolliert?
Die Einrichtungen, in denen das 2G-Modell gilt, sollen den Geimpft- oder Genesenen-Status bereits beim Eintritt der Gäste überprüfen. Dabei sind sie verpflichtet, digitale Kontrollmöglichkeiten zu nutzen, etwa die App CovPassCheck. Sanktionen könnten „durchaus schmerzlich sein“, sagte Innensenator Grote und kündigte an, die Kontrollen nun zu intensivieren.
In den zweieinhalb Monaten, in denen das 2G-Modell bereits gilt, seien rund 2000 Kontrollen durchgeführt worden. Allein vergangene Woche seien 17 Betriebe geschlossen worden. Am vergangenen Wochenende wurden bei 230 Kontrollen 40 Verstöße registriert. Je nach Tatbestand liegen die Bußgelder bei Erstverstößen zwischen 150 Euro und 5000 Euro, bei Mehrfachverstößen bei bis zu 25.000 Euro.
Welche Maßnahmen bleiben?
Die bislang geltenden Schutzkonzepte zur Eindämmung der Pandemie bleiben weiterhin bestehen. Dazu gehören die gängigen Abstands- und Hygieneregeln sowie Testungen an Schulen und im Rahmen von 3G-Veranstaltungen. Auch die Maskenpflicht an Schulen, im öffentlichen Nahverkehr, im Einzelhandel und in Innenräumen bleibt bestehen.
Drohen weitere Verschärfungen?
Ja. Sollten die Infektionszahlen weiter steigen und die Hamburger Kliniken an die Belastungsgrenze kommen, dann soll die 2G-Regelung flächendeckend eingeführt werden. Sie gelte dann laut Tschentscher auch „für alles andere“. Das hätte Folgen für den Einzelhandel und viele weitere Bereiche.
Wie sind die Reaktionen?
„Die Ausweitung von 2G auf weitere Bereiche ist der richtige Schritt und entspricht unserer Forderung aus der letzten Woche“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering. „Die Inzidenz unter den Geimpften ist deutlich geringer als die der Ungeimpften, und es zeigt sich, dass Impfen weiterhin der beste Schutz gegen das Coronavirus ist.“
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Der AfD-Landesvorsitzende Dirk Nockemann kritisierte: „Mit der Politik der Einschränkungen und der Spaltung bleibt sich der rot-grüne Senat treu. Ungeimpfte müssen als Sündenbock für steigende Inzidenzen herhalten – das ist unerträglich.“ Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein sagte, die Ausweitung der 2G-Regel sei zwar „das geringere Übel gegenüber erneuten Teil- oder Total-Lockdowns“. Beim Zurückdrängen der Pandemie durch Booster-Impfungen lasse Rot-Grün aber Engagement vermissen.