Hamburg. Das Traditionslokal im Hirschpark bekommt heftige Reaktionen zu spüren. Inhaber Balkan Humpert beobachtet das in einer Altersgruppe.
Das Café-Restaurant Witthüs im Hirschpark gehört zu den bekanntesten und traditionsreichsten Lokalen des Hamburger Westens. Schon seit 1968 kann man hier nachmittags in Elbnähe hausgemachten Kuchen mit Kaffee oder eine der vielen Teesorten genießen, und die Abendkarte verspricht leckere Schlemmermenüs. „Wir freuen uns auf Sie“, heißt es auf der Homepage – alles wirkt so vertraut und gediegen wie seit Jahrzehnten.
Dass es dort in den vergangenen Monaten nicht immer nur friedlich zugegangen ist, verraten deutliche Worte, die ebenfalls auf der Homepage nachzulesen sind. „Falls Sie mit (…) unserer Hausordnung Schwierigkeiten haben, können Sie sich gerne mit mir auseinandersetzen“, heißt es in dem von Witthüs-Chef B. C. Humpert unterzeichneten Schreiben. Und weiter: „Bedrohen Sie aber nicht meine loyalen Mitarbeiter damit, ihnen den Hals durchschneiden oder sonstige Gewalt antun zu wollen. Und ,bescheuert’ sind sie auch nicht – sie setzen nur konsequent das um, was ich anordne.“
Corona Hamburg: Witthüs-Inhaber führte 2G ein
Das Abendblatt sprach mit dem Gastronomen Balkan Humpert, der seit 2017 Eigentümer des Witthüs ist, darüber. Humpert ist ein freundlich-sachlicher Typ, der sich nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt. Die Ereignisse, von denen er berichtet, machen ihn eher nachdenklich. Wütend – bis hin zu regelrechten Tobsuchtsanfällen – waren stattdessen andere: renitente Gäste, die sich schlichtweg nicht an die Hausordnung halten wollten. Dabei, und das ist das Unglaubliche daran, dient das, was sie Humpert vorwerfen, eigentlich ihrem eigenen Schutz.
Schon vor Monaten hatten sich der erfolgreiche Gastronom und sein Team nämlich dafür entschieden, im Witthüs die 2G-Regelung einzuführen. Negative Testergebnisse reichten danach nicht mehr aus, um in dem beliebten Lokal Kaffee zu trinken oder den abendlichen Braten zu genießen. So wurde es offen kommuniziert, so steht es schon lange auf der Homepage, und so praktizieren es Hunderte andere Gastwirte auch.
Gäste hielten sich nicht an Corona-Regeln
„Das war unsere Entscheidung, und danach haben sich die Besucher zu richten“, sagt Humpert, „eigentlich ist das ganz einfach zu verstehen.“ Doch vor allem nach dem zweiten Lockdown war es mit der guten Stimmung in dem Lokal immer häufiger vorbei. Gäste, die es gewohnt waren, nachmittags zu frei werdenden Plätzen zu marschieren, wollten die Wartezeit am Eingang und das Geleit zum Tisch nicht akzeptieren. Andere weigerten sich, eine Impfbestätigung vorzulegen oder ihre Daten anzugeben.
Vor allem im vergangenen Sommer habe es deshalb „Riesenprobleme“ gegeben, berichtet Humpert, nach einigen Wochen sei dies beinahe täglich der Fall gewesen. Das ging bis zu den auf der Homepage angesprochenen Drohungen. Schließlich instruierte Humpert seine Mitarbeiter, ihn zu Beginn aller Streitereien sofort zu holen, um sie nicht alleine dem Stress auszusetzen. „Ich habe das dann versucht zu klären und nötigenfalls auch Hausverbote erteilt“, sagt er dazu.
Eine Altersklasse sticht hervor
Klartext auch nach wie vor auf der Homepage: „Wenn Sie den Nachweis über Genesung oder Schutzimpfung verweigern, ist das Ihre Sache. Aber bei uns sind Sie unter diesen Umständen nicht erwünscht.“ Balkan Humpert ist gerne Gastronom. „Ich habe immer noch einen der schönsten Berufe der Welt“, sagt er, und nach wie vor sei er sehr gerne für seine Gäste da. Erstaunlich: Die beschriebenen Auseinandersetzungen gab es fast ausschließlich mit Gästen der Altersklasse 70 bis 80 Jahre.
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„Die meisten jüngeren und älteren Besucherinnen und Besucher hatten überhaupt keine Probleme mit unseren Regeln“, so der 55-Jährige. Warum das so war – niemand im Witthüs weiß es. Dass er mit der strikten Regelung die jetzt aktuell gewordenen Vorgaben schon vorweg genommen hatte, erfüllt Humpert nicht mit Genugtuung. „Mir wäre es lieber, uns allen wären diese unerfreulichen Auftritte erspart geblieben.“