Hamburg. Anwohner wehren sich gegen geplante Fällungen im Wandsbeker Gehölz für Ausbau der S-Bahn-Strecke – mit prominenter Unterstützung.

"Stoppt den Güterausbau", "Ich soll sterben", "Rettet uns" ist auf den Plakaten zu lesen. In dem beschaulichen Wohngebiet im Hamburger Stadtteil Marienthal geht es an diesem Dienstagmorgen einmal mehr hoch her.

Der Streit um den geplanten Ausbau der S-Bahn-Strecke geht in eine neue Runde. Auch die Polizei kommt kurzfristig zum Einsatz. Unter den Demonstranten ist auch die Hamburgerin Jasmin Wagner, einst als Blümchen bekannt.

Jasmin Wagner demonstriert in Marienthal für Bäume

Die Demonstration haben Anwohner organisiert, die sich für den Erhalt von Bäumen engagieren. Sie sollen in diesem Fall für eine Baustraße für vorbereitende Maßnahmen weichen. Seit Montag sind laut Anwohnern die Kettensägen am Werk, dabei läuft im Hintergrund noch ein Rechtsstreit.

Die Anwohner werfen der Bahn vor, dass es daher keine Genehmigung für die Fällung gibt. Die Bahn beruft sich wiederum darauf, dass ein Eilantrag der Kläger abgelehnt wurde und es sich bei diesen Arbeiten nicht um das Bauprojekt an sich, sondern um eine vorbereitende Maßnahme handle.

Etwa 50 Unterstützer sollen sich zur Demonstration in Wandsbek am Dienstag getroffen haben.
Etwa 50 Unterstützer sollen sich zur Demonstration in Wandsbek am Dienstag getroffen haben. © Tv News Kontor | Unbekannt

Jasmin Wagner macht sich schon seit Längerem für den Erhalt stark. Auf ihrer Instagram-Seite hat sie unter anderem zum Protest aufgerufen. Und auch auf der Internetseite des Vereins Lärm- und Umweltschutz in Wandsbek-Marienthal ist sie mit einem Videobeitrag zu sehen. "Mein ganzes Leben lang bin ich im Gehölz spazierengegangen und war umgeben von diesen Bäumen. Sie geben Kraft, sind wunderschön und leben", sagt sie darin. "Wir haben Angst, dass die Bahn jetzt Bäume fällt und Fakten schafft, sodass wir sie im Gerichtsprozess nicht mehr retten können", heißt es weiter.

Die neue S 4 soll auf den 17 Kilometern zwischen Hasselbrook und Ahrensburg eine schnelle und vor allem zuverlässige Nahverkehrsverbindung schaffen. Auch werden zwei neue Gleise neben die bereits bestehenden beiden Gleise gebaut, um den von Skandinavien kommenden transeuropäischen Güterverkehr durch die Stadt zu leiten. Gegen das Projekt laufen Klagen, aber die Eilanträge gegen den sofortigen Baubeginn wurden abgewiesen.

Aufgrund der Demonstration am Baustellenzaun kam auch die Polizei zum Einsatz.
Aufgrund der Demonstration am Baustellenzaun kam auch die Polizei zum Einsatz. © Tv News Kontor | Unbekannt

Die Bauvorbereitung hat begonnen, im Wandsbeker Gehölz fallen zum Ärger vieler Anwohner 200 Jahre alte Eichen, um Platz für Materiallager und die Baustraße zu schaffen. Allerdings liegt erst einer von insgesamt drei nötigen Planfeststellungsbeschlüssen für die Strecke vor, der Baubeginn erfolgt also nur auf einem Teilstück.

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„Sollte nicht – um diese wertvollen Bäume zu schützen – ein geplanter Materiallagerplatz lieber auf dem Gebiet des stillgelegten ehemaligen Güterbahnhofes in 200 Metern Entfernung angelegt werden, statt mitten im Naherholungsgebiet Wandsbeker Gehölz?“, fragte Anlieger Peter Heinzel von der Bürgerinitiative Lärmschutz Wandsbek in einem Brief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher.

Nach den Prognosen der Bahn würden künftig bis zu 120 Güterzüge am Tag (rund dreimal mehr als heute) durch die Stadt rattern. Alternativstrecken seien nicht oder nur unzureichend geprüft worden, so die Kläger. Sie wollen die S-Bahn auf nur ein Gleis beschränken und große Teile des Güterverkehrs um die Stadt herumgeführt sehen.